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Die „White Supremacy“-Nazis in Deutschland: „Blood & Honour“ und „Hammerskins“

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Wer „28“ und „C 18“ als Dresscodes trägt, sollte mit Vorsicht betrachtet werden. Denn möglicherweise hat man es hier mit Vertretern der härtesten Variante des Neonationalsozialismus zu tun, die ideologisch und politisch an der Schwelle zum Terrorismus stehen. Denn „28“ steht für „Blood and Honour“ („Blut und Ehre“), „C 18“ für „Combat 18“ („Kampfgruppe Adolf Hitler“). Zwar sind „Blood and Honour“ und seine Jugendorganisation „White Youth“ seit 2000 in der Bundesrepublik verboten; der Nutzen dieses Verbots ist aber zweifelhaft, da es sich um ein internationales Netzwerk handelt.

Die englischen Bezeichnungen verweisen auf eine direkte Orientierung am historischen: „Blut und Ehre“ war die Parole der Hitlerjugend. Und hier geht es nicht bloß um einen übersteigerten Nationalismus, als welcher der Rechtsextremismus durchaus einher kommen kann. Die sogenannte „White Supremacy“- oder „White Power“-Bewegung („Weiße Vorherrschaft“ oder „Weiße Macht“) wähnt sich als „Aryan White Resistance“ („Arischer weißer Widerstand“) in einem weltweiten Abwehrkampf der angeblich überlegenen „weißen“ gegen die „minderwertigen Rassen“ (siehe auch Was ist Rassismus?). Wie man den zahllosen Anspielungen in den Bildern, dem Vokabular und der Musik dieser „Bewegung“ entnehmen kann, handelt es sich um eine ungeschminkte Übernahme der nationalsozialistischen Lehre vom Rassenkrieg. Und der konnte in Hitlers Weltbild nur gewonnen werden durch die physische Ausrottung der „rassisch Minderwertigen“. Die Opfer können diesem Hass nicht ausweichen - sie sind aus Sicht der Rassisten einfach genetisch und biologisch unveränderbar „falsch“. Denkt man eine solche Rassenideologie - wie sie durchaus ein Stück weit auch in der NPD heimisch ist - konsequent zu Ende, so sind Terror und Massenmord die logischen Konsequenzen.

Abgesehen davon, dass der Nationalsozialismus das historische Vorbild abgibt, kommt viel von der „White Supremacy“-Idee aus den USA und aus Großbritannien. Ein amerikanischer Autor schrieb in den 1970er Jahren den Schlüsselroman dieser Szene: Ein inneramerikanischer Bürgerkrieg mündet in einen weltweiten Nuklearkrieg und endet mit der Vernichtung der „minderwertigen“ Rassen. Dieses Buch zählte zur bevorzugten Lektüre des amerikanischen Rechtsextremisten Timothy McVeigh, der 1985 mit einer Autobombe ein Regierungsgebäude sprengte und 168 Menschen zu Tode brachte. Der Mann führte seine Tat praktisch allein aus, ein „lone wolf“ („einsamer Wolf“), der sich zwar von rassistischen Schriften inspirieren ließ, aber ohne eine ausgefeilte Organisation handelte (Konzept der „leaderless resistance“, des „führerlosen Widerstandes“).

In Großbritannien schuf 1987 der Leadsänger der rassistischen Band „Skrewdriver“ das Netzwerk „Blood and Honour“ - nach außen nur eine Vernetzung von Musikveranstaltern für „NS-Hatecore“ (siehe auch Rechtsextremismus als „Event“: Rechtsextreme Musik), tatsächlich aber eine sehr elitäre, ordensähnliche Elitetruppe für den Rassenkampf. Ihr militärischer, terroristischer Flügel hieß „Combat 18“. Das Verbot beider Strukturen in Deutschland erlegt ihren einheimischen damals rund 200 bis 300 Anhängern zwar deutliche Zurückhaltung und erhöhte Konspiration auf. Bei den Ermittlungen zur Aufklärung der NSU-Verbrechen kamen zahllose Querverbindungen des Trios zu früheren „Blood and Honour“-Kadern ans Tageslicht - gar nicht selten reichten sie bis in die NPD hinein. Und in manchen Nachbarstaaten, vor allem in Osteuropa, müssen die Aktivisten den Staat nicht fürchten - ihre Strukturen sind legal, solange sie keine offensichtlichen massiven Straftaten begehen.

„White Supremacy“ ist, wie der Politikwissenschaftler Thomas Grumke schreibt, keine rein nationalistische, sondern eine pan-arische Bewegung, deren Kitt die gemeinsame Zugehörigkeit zur „weißen Rasse“ und die angebliche Bedrohung der weißen Zivilisation bilden. Bei deutschen Neonazis finden solche Wahnbilder ihre Entsprechung in der Kampagne gegen den sogenannten „Volkstod“, dem Deutschland angeblich durch Einwanderung ausgesetzt ist. Und hier hat auch eine weitere Chiffre der terrorismusnahen Neonazi-Szene ihren Ursprung. Die Zahl 14 steht für die „14 Words“ eines amerikanischen NS-Theoretikers, die seither zu einer Art rassistischem Glaubensbekenntnis geworden sind: „We must secure the existence of our people and a future for white children“ („Wir müssen das Überleben unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern“) (siehe auch Rechtsextreme Codes). Die rassistischen Morde des NSU wirken wie eine Übersetzung dieses Glaubensbekenntnisses.

Rudolf van Hüllen

 

Lesetipps:

  • Thomas Grumke, „Solidarität ist eine Waffe“. Die rechtsextreme Internationale: Ideologie, Vernetzung und Kooperation, in: ders. / Bernd Wagner (Hrsg.), Handbuch Rechtsradikalismus, Opladen 2002, S. 43-60;
  • Andrea Röpke / Andreas Speit (Hrsg.), Blut und Ehre. Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, Berlin 2013 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 1341).

 

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Felix Neumann

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