Asset-Herausgeber

Einzeltitel

Demokratie als Grundlage für Frieden und Entwicklung

von Ivan Kostov
Beitrag von Ivan Kostov, Ministerpräsident a.D. der Republik Bulgarien, aus Anlaß des Jubiläums der "Internationalen Zusammenarbeit" der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 24. Juli 2002 in Berlin (Panel 1).

Asset-Herausgeber

zurück zur Übersicht

Sehr geehrter Herr Dr. Vogel,

sehr geehrter Herr Staudacher,

sehr geehrter Herr Dr. Thesing,

verehrte Freunde und Kollegen aus aller Welt!

Die vier Jahrzehnten des Bestehens der "Internationalen Zusammenarbeit" der Konrad-Adenauer-Stiftung, die wir heute begehen, sind Bestandteil der großartigen Erfolgsgeschichte in der Nachkriegszeit - die Geschichte des Aufbaus, der Festigung und Ausbreitung der Demokratie; der radikalen Veränderungen in den politischen und wirtschaftlichen Systemen; der Wiedervereinigung Europas durch seine Erweiterung. Im Fundament dieses gewaltigen Projekts hat die KAS ihren wichtigen und unwiderruflichen Platz, und die Bemühungen der "Internationalen Zusammenarbeit" müssen eine Würdigung erfahren. Weil Ihre Tätigkeit folgendes geleistet hat:

  • Sie hat den Geist der Demokratie gegen den Ungeist der Diktatur in die Welt hinausgetragen.
  • Sie hat Staaten und Völker für ein freiheitliches Denken geöffnet.
  • Sie hat die christlich-demokratischen Werte verbreitet und Millionen Menschen daran teilhaftig werden lassen.
  • Sie hat die Idee der Sozialen Marktwirtschaft im Bewußtsein vieler Volkswirtschaften verankert und es so den Menschen ermöglicht, einen leistungsgerechten Wohlstand zu erwerben.
  • Sie hat die historisch zerstrittene Völkerfamilie Europas an den Tisch der Verständigung und des gemeinsamen Weges zur Europäischen Union gebracht.
  • Sie hat die Distanz zwischen der amerikanischen und europäischen Entwicklung zur Partnerschaft verkürzt.

Diese Mission ist den Nachfahren eines Konrad Adenauer würdig, dessen Worte wir heute in Erinnerung rufen müssen: "Meine Damen und Herren, das ist eine jute Sache. Machen wir weiter so."

Ich betrachte es als eine persönliche Ehre, zu Ihnen neben großen respektierten und bewunderten Persönlichkeiten aus aller Welt sprechen zu können:

Ich sehe es auch als eine Geste an die Politik der Reformkoalition der Vereinigten Demokratischen Kräfte, deren Regierung ich von 1997 bis 2001 anführte.

Das Thema unseres Panels

"Demokratie als Grundlage für Frieden und Entwicklung"

bringt mich dazu, die vergangenen 12 Jahre in der jüngsten Geschichte in Südosteuropa zu reflektieren - eine äußerst kurze Zeit für die tiefen und radikalen Veränderungen, die alle Staaten in der Region durchlebt haben. 12 Jahre, in denen sich die Demokratie einen Weg durch die menschenverachtende Politik von Milosevic bahnen mußte, durch die Kriege in Ex-Jugoslawien, durch die Diktaturen, die hypertrophierten und neu entstehenden Nationalismen, die Reminiszenzen der kommunistischen Vergangenheit und die offene Restauration.

Denjenigen, die den Weg der Demokratie beschritten haben, ist es gelungen, eine bessere gesellschaftliche, geistige und wirtschaftliche Entwicklung zu erzielen. Denn Demokratie und Diktatur sind nicht nur Mechanismen zur Machtverteilung, sondern im wesentlichen Geisteshaltungen.

Die Demokratie achtet im Gegensatz zur Diktatur das Individuum, den Andersdenkenden, den Nachbarn anderer Herkunft und die Minderheit.

Die Demokratie braucht Führung, aber keine Angstgefühle.

Die Demokratie besitzt eine konstruktive Pluralität und das Dach eines gemeinsamen Bewußtseins. Die Diktatur will das Bewußtsein uniformieren und haßt plurale Entwicklungen. Freiheit ist die Freiheit des Individuums, der Nationen, der Kulturkreise, der Kontinente in Verantwortung für die jeweiligen Nachbarn.

Nach diesen 12 Jahren hat die Demokratie in Südost- und Osteuropa Fuß gefaßt, ist aber noch nicht fest etabliert. Denn diese an sich geschichtlich kurze Zeit ist im Leben des konkreten Menschen eine lange und mühsame Übergangsperiode, die Müdigkeit und Enttäuschungen mit sich bringt. Die Sorge aller Demokraten muß es jetzt sein, daß dies nicht zur Abkehr von der Demokratie, zur Abkehr von den Reformen und einem Richtungsverlust führt.

Und ich muß schweren Herzens bekennen, daß in einer Reihe von Staaten in unserer Region derartige Prozesse bereits einen Tatsache sind - sie äußern sich in der Aufgabe persönlicher Verantwortung, dem Aufstieg des Populismus, der allmählichen Restauration der kommunistischen Ausdrucksweise der ehemaligen kommunistischen Führer, im Warten auf ein Wunder, in Massenillusionen. Diese Prozesse verlaufen im Einzugsbereich von geopolitischen Einflüssen, die den europäischen und euroatlantischen Werten fremd sind. Sie sind eine sehr große Bedrohung für die Demokratie.

Daher brauchen wir auch heute die Hilfe und Partnerschaft mit der KAS.

Diese Partnerschaft mit der KAS hat zur Entwicklung der jungen bulgarischen Demokratie beigetragen.

Ohne sie hätten sich 13 Parteien des Mitte-Rechts-Lagers nicht zur "Union der Demokratischen Kräfte" - UDK/SDS - vereinigen können.

Ohne sie wäre nicht das Regierungsbündnis der UDK mit der Demokratischen Partei (DP) und der Bauernpartei-Volksunion entstanden - die erste Koalition in der bulgarischen Geschichte, die eine volle Amtsperiode absolviert und ihr Regierungsprogramm erfolgreich erfüllt hat.

Die KAS hat einen wichtigen Beitrag für die vier Jahre Regierungsarbeit der Vereinigten Demokratischen Kräfte geleistet, die unser Land wirtschaftlich vorangebracht und dem NATO und EU-Beitritt entscheidend angenähert haben.

Ich danke der Konrad-Adenauer-Stiftung, ihrem Vorsitzenden Bernd Vogel, ihrem verstorbenen Generalsekretär Dr. Hennig und ihrem jetzigen Generalsekretär Staudacher und Herrn Dr. Thesing.

Als eine der wichtigsten Institutionen der Völkerverständigung, getragen von den christlichen Werten Europas, möchte ich die Konrad-Adenauer-Stiftung und ihrer Internationalen Zusammenarbeit einige persönliche Gedanken mit auf den Weg in ihre Zukunft geben:

  1. Setzen Sie Ihr Werk fort! Es ist gut, dass es in der internationalen Entwicklung eine glaubwürdige Institution gibt, die weder wirtschaftlichen Interessen noch ideologischen Dogmen unterworfen ist, sondern nur idealen, dem Geist der Freiheit und der Toleranz.

  2. Bleiben Sie in Europa eine Grenzkontrolle gegen rechtspopulistischen bis rechtsextreme Bewegungen und gegen die Wiederbelebung des Kommunismus. Viele Millionen Menschen sind durch den Totalitarismus des letzten Jahrhunderts in Europa vernichtet worden. Das neue Jahrhundert soll ein Jahrhundert des individuellen Glücks und der gesellschaftlichen Verantwortung werden.

  3. Vergessen Sie die kleineren Völker Europas nicht. Sie machen die Vielfalt unseres Kontinents in Einheit aus. Verhindern Sie, dass ihre Kulturen einer globalisierten Nivellierung unterworfen werden.

  4. In Deutschland und Westeuropa weiß man wenig über Bulgarien und andere südosteuropäische Länder. Helfen Sie den Intellektuellen, mehr darüber zu erfahren. Helfen Sie uns, das Interesse der Investoren für diesen Teil des Kontinents zu steigern.

Deshalb sollte die KAS auch um mehr Wissen über unsere südosteuropäischen Länder in Deutschland und Westeuropa bemüht sein - so, wie wir auch mehr Anstrengungen in dieser Richtung unternehmen müssen.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist auf einem guten Weg in die Zukunft Europas. Als Vertreter der Union der Demokratischen Kräfte bin ich glücklich, daß wir diesen Weg gemeinsam gehen.

Ich danke Ihnen!

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Bestellinformationen

Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Sankt Augustin Deutschland