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Gegenwart als Geschichte, Vergangenheit als Aktualität

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat Cees Nooteboom in Weimar mit dem KAS-Literaturpreis 2010 ausgezeichnet. Gewürdigt wird die politisch und kulturell europäische Ausstrahlung seines Gesamtwerks. Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert sagte in seiner Laudatio vor 400 Zuhörern: „Cees Nooteboom ist ein glänzender Schriftsteller von internationalem Rang, ein leidenschaftlicher Europäer und ein Humanist im wahren Sinn des Wortes.“

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Lammert begrüßte die Auswahl der Preisjury, die ein Jahr nach Uwe Tellkamp und seiner Innenansicht der deutschen Einheit nun die nicht minder aufschlussreiche Außenansicht eines Westeuropäers ausgezeichnet habe. Seit seiner Stiftung 1993 ist der KAS-Literaturpreis bereits einigen Schriftstellern mit osteuropäischen Wurzeln verliehen worden – der Niederländer Nooteboom ist der erste Westeuropäer, dem diese Ehre zuteil wird.

Laudator Lammert hob Nootebooms Bedeutung für die Leser in Deutschland hervor: „Der Preisträger hat in Deutschland nicht nur eine zahlreiche und begeisterte Leserschaft, er ist vor allem ein kenntnisreicher Zeitgenosse und Augenzeuge der deutschen Geschichte, der den Prozess der friedlichen Revolution als Nachbar mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt hat.“ Nooteboom gehöre zu den Intellektuellen unserer Gegenwart, die den Wert unseres kulturellen Erbes kennen und literarisch Zeugnis darüber ablegen.

Wie eng seine Verbindung mit der deutschen Geschichte ist, zeigte Nooteboom in seiner Dankesrede auf. Der 77-jährige berichtete von dem Bild, das er als junger Mann nach dem Krieg von Konrad Adenauer gewonnen hatte: „Was wussten wir von Adenauer? Zumindest dies: dass er damals nicht auf der falschen Seite gestanden hatte, im Gegenteil.“ Später einmal einen nach diesem Mann benannten Literaturpreis zu erhalten, sei aber damals jenseits des Vorstellbaren für ihn gewesen.

„Damals wurde etwas geschaffen, das uns sechzig Jahre Frieden beschert hat, und die Frage ist, wie wir damit umgehen“, sagte Nooteboom über die Kanzlerschaft Adenauers und die Anfänge des europäischen Zusammenwachsens. Das Wissen um diese Anfänge sei wertvoll und wichtig für das Verständnis Europas, betonte der Preisträger: „Wenn man die Gegenwart als Geschichte sieht, sieht man in einem merkwürdigen Umkehrschluss auch häufig die Vergangenheit als Aktualität.“

Zuvor hatte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung Dr. Hans-Gert Pöttering den Preisträger als „großen Europäer“ gelobt, sowohl in seinen politischen Essays als auch in seiner Reiseliteratur. Der frühere Präsident des Europäischen Parlaments erinnerte daran, dass der Literaturpreis der KAS stets an Autoren verliehen wird, die der Freiheit das Wort geben. Dies gelte uneingeschränkt auch für den diesjährigen Preisträger: „Cees Nooteboom hatte die Mauer mit seinen Werken schon überwunden, als sie in der Realität noch stand. Er steht in der Reihe der großen europäischen Autoren, die seit jeher grenzüberschreitend gedacht und geschrieben haben.“

Die thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hob in ihrem Grußwort die analytische Schärfe in den Texten des Preisträgers hervor: „Nooteboom ist ein scharfer Beobachter von individuellen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen und ein aufmerksamer Erforscher von Ursachen und Wirkungen in extremen Anforderungssituationen.“

Der 1933 in Den Haag geborene Cees Nooteboom hat ein imponierendes Werk aus Romanen, Erzählungen, Essays, Reisereportagen und Gedichten publiziert. Sein größter Erfolg in Deutschland war der Roman „Allerseelen“, seine Auseinandersetzung mit Europa lässt sich unter anderem in dem Essay-Band „Wie wird man Europäer?“ und dem Roman „Die folgende Geschichte“ nachlesen.

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Prof. Dr. Michael Braun

Prof. Dr

Referent Literatur

michael.braun@kas.de +49 30 26996-2544
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