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Veranstaltungsberichte

Gründer und Visionäre Europas - Auf den Spuren Robert Schumans

von Helga Bossung-Wagner M.A.
Tagesseminar in Metz und Scy Chazelles.

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Im Robert -Schuman-Haus in Scy Chazelles wurde in einer Filmvorführung über das Leben und Wirken Robert Schumans berichtet.

Jean- Baptiste Nicolas Robert Schuman wurde am 29. Juni 1886 in Clausen im Großherzogtum Luxemburg geboren. Sein Vater stammte aus dem Departement Moselle, seine Mutter war Luxemburgerin. Er legte das deutsche und französische Abitur ab und studierte Rechtswissenschaften in Luxemburg, Metz, Bonn, München, Berlin und Straßburg. Nach seiner Promotion eröffnete er 1912 eine Rechtsanwaltskanzlei in Metz.1913 war Schuman Vorsitzender des Deutschen Katholikentages in Metz. Nach Rückgabe Elsass-Lothringens an Frankreich 1919, nahm Schuman die Französische Staatsbürgerschaft an und saß 1919 bis 1940 als Abgeordneter für das Departement Moselle in der Nationalversammlung. Während des 2. Weltkrieges wurde er von der Gestapo verhaftet und in der Pfalz interniert, von wo ihm die Flucht gelang. Nach dem Krieg wurde Schuman erneut Abgeordneter der Nationalversammlung. Zu dieser Zeit begann seine steile politische Karriere, während der er mehrere Ministerämter bekleidete (1946 Finanzminister, 1947-48 Ministerpräsident). An der europäischen Einigung arbeiten konnte er jedoch vor allem im Amt des Außenministers, das er von 1948 bis 1953 inne hatte.

Am 9. Mai 1950 hielt Schuman seine historische Rede, in der er eine Einigung Europas auf der Grundlage des Berichts von Jean Monnet, dem sog. Schuman-Plan, ankündigte.

Am 18. April 1951 wurde mit Unterzeichnung des Pariser Vertrages die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet. Selbst als Schuman 1955 aus der Regierung austrat – seine Ideen fanden in Frankreich zu diesem Zeitpunkt keine große Resonanz – warb er in zahlreichen Vorträgen unermüdlich für die Idee des geeinten Europa. Am 25. März 1957 unterzeichneten sechs europäische Staaten (Konrad Adenauer als deutscher Kanzler) die Römischen Verträge, mit denen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet wurde.1958 wurde Schuman zum Präsidenten des Europäischen Parlamentes gewählt, das ihm 1960 einstimmig des Ehrentitel „Vater Europas“ verlieh. 1963 starb Schuman in Scy Chazelles.

Für die katholische und andere christlichen Kirchen gilt Schuman als Vorbild für den Ausdruck moralischer Werte im der Politik. Er war durch seine Biografie und seine Lebensauffassung ein Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkundeten bei einem Rundgang in Metz die Hauptstadt des Departements Moselle und den Hauptort der Region Lothringen mit rd. 200000 Einwohnern (mit Eingemeindungen). Das Regionalparlament von Lothringen hat seinen Sitz in Metz. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Mosel und Seille und kann auf eine dreitausendjährige Geschichte zurückblicken. Metz war u.a. eine wichtige Stadt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, wurde ins Königreich Frankreich integriert und wurde auch Hauptort der Provinz „Drei Bistümer“. Im 19. Jhdt. entwickelte sich Metz begünstigt durch die Eisen- und Kohleindustrie und die Eisenbahn. Von 1871 bis 1918 und 1940 bis 1945 wurde die Stadt von Deutschland annektiert. Nach dem Krieg räumt Metz nicht mehr der strategischen Position, sondern seiner Wirtschaft Vorrang ein. Dem Hafen in Metz kommt wirtschaftspolitisch seit der Moselkanalisierung größte Bedeutung zu. Er ist der wichtigste Binnenhafen für den Umschlag von Getreide in Frankreich.

Für Industrie und Handel ist daneben die Anbindung an das europäische Schienennetz sehr wichtig. Durch das Kabelfernsehnetz, eines der ersten und höchst entwickelsten in Frankreich, ist Metz auch zur Stadt der Kommunikation geworden. Symbol hierfür ist der erste europäische Technologiepark, der sich auf Software und Kommunikation spezialisiert hat. Aufgrund seiner 3000-jährigen Geschichte weist Metz Spuren aller Epochen und vielfältige europäische Einflüsse auf und ist deshalb zu recht auch das kulturelle Zentrum Lothringens. Kulturpolitischer Höhepunkt in Metz ist die Kathedrale St.Etienne. Das Kirchenschiff gehört mit 42m zu den höchsten im gotischen Kirchenbau. Wie viele Gebäude in Metz, wurde auch die Kathedrale aus dem gelben Jaumont - Sandstein gebaut. Die Bauarbeiten dauerten von 1220 bis 1520. Die Kathedrale besitzt außerordentliche Kirchenfenster mit einer Gesamtfläche von 6500 qm. Die Fenster vom 13. bis 20.Jhdt. wurden von berühmten Künstlern geschaffen u.a. auch von Marc Chagall.

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