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Veranstaltungsberichte

Zwischen zwei Welten

von Josephine Landertinger Forero
Wenige Tage vor dem Abschluss des Ramadan, der mit einem Fest des Fastenbrechens am Sonntag beendet wird, kamen Lehrer und Erzieher in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin zusammen, um über die Bedeutung der Religion für muslimische Jugendliche zu sprechen.

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„Religiosität sollte als Stärke der Jugendlichen anerkannt, nicht vorrangig als Problem abgestempelt werden”, sagte Katharina Senge, Koordinatorin für Zuwanderung der Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrer Begrüßung.

Gerade bei der großen Anzahl an Muslimen in Deutschland ist es wichtig, sich mit dem Islam auseinanderzusetzen. Der Islam ist, mit vier Millionen Muslimen, die drittgrößte Glaubensrichtung in Deutschland. Davon sind die Hälfte deutsche Staatsbürger.

Für muslimische Jugendliche, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, sind die Traditionen und somit auch die Religion der Eltern und Großeltern, wichtig und in ihrer Lebensbiographie prägend.

„Gerade in der Pubertät spielt die Religion eine wichtige Rolle, denn Religion ist nicht nur eine Frage des Glaubens, sondern von Gemeinschaftsgefühl und Solidarität”, so Guy Band von „Die Wille”. Die Schüler seien zwischen Altem und Neuem, zwischen Erwartungen von zu Hause und von der Gesellschaft eingeklemmt. „Es ist für diese Jugendliche nicht immer ganz klar, wo sie hingehören. Soll ich ein Kopftuch tragen oder nicht? Werde ich als Moslem betrachtet oder nicht? Das ist eine riesige Herausforderung für diese Kinder”, so der Dozent.

Dr. Aladin El-Mafaalani, von der Ruhr Universität Bochum, belegte dies mit Studien, die mit muslimischen Kindern und Jugendlichen durchgeführt wurden. Die Spannung zwischen familiärer und gesellschaftlicher Sphäre sei bei bildungsfernen muslimischen Kindern und Jugendlichen besonders ausgeprägt. Durch beide Sphären gehe eine deutliche Trennwand, so El-Mafaalani. „Die Familien erwarten großen Erfolg in der äußeren Sphäre, aber die Kinder sollen sich an die Regeln der inneren Sphäre halten. Die Kinder, die große familiäre Loyalität empfinden, bezeichnen die innere Sphäre selbst als „unrealistisch“ und „überholt“, gleichzeitig fühlen sie sich von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen“, so El-Mafaalani. Bei solchen Orientierungsproblemen biete u. a. die Religion einen Anhaltspunkt in der Identitätsfindung.

Band, der aus Israel stammt, führte ein Quiz mit Fragen und Behauptungen über Religion und dem Islam durch.

„Während des Ramadan dürfen Schüler der Schule fern bleiben”, lautete eine der Behauptungen. Die Antwort ist “nein”. Der Alltag solle, auch dem Koran, weitergehen. „Schüler dürfen nicht schwänzen. Wenn Schüler sagen, dass sie wegen des Ramadan nicht kommen können, dann nehmen sie sie auf den Arm”, erklärte Band lächelnd. Auch andere Fragen, wie die Vorschrift des Hijab, die Teilnahme von Frauen am Freitagsgebet oder die Bedeutung von Dschihad, wurden angesprochen.

Während des Quizes wurde spielerisch deutlich, dass viel Unwissen über den Islam herrscht.

„Das ist keine Forderung, den Glauben der Schüler in Frage zu stellen”, sagte Guy am Ende seines Vortrages sehr deutlich. Das Quiz solle jedoch zeigen, dass vieles, was wir als selbstverständlich zum Islam angehörig definieren, eher kulturell abhängig ist.

Ob ich Alkohol serviere oder nicht, ob ich fünf Mal am Tag bete oder nicht oder ob ich bestimmte Rituale mitfeiere oder nicht, sei vom Herkunftsland der Eltern oder Großeltern abhängig, so Band. Zudem würden die unterschiedlichen islamischen Strömungen ebenfalls eine Rolle spielen, wie der Glaube der Schüler ausgelebt werde. „Jede und jeder hat seine eigene Interpretation und diese soll ihr/ihm nicht genommen werden.“

Zum Abschluss sagte Band, es gäbe keine allgemeingültige Antwort, wie mit muslimischen Jugendlichen in der Schule umgegangen werden sollte. „Es muss ein ständiger Dialog von beiden Seite geben und beide Seiten müssen bereit sein Kompromisse einzugehen.“

>> Der Ramadan (Arabisch: der heiße Monat) ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat. Das Fest des Fastenbrechens (Arabisch: id al-fitr / Türkisch; Bosnisch: Bayram) am Ende des Ramadans ist nach dem Opferfest der höchste islamische Feiertag. Das Fasten im Ramadan ist eine der im Koran verankerten religiösen Pflichten der Muslime. Nur wer das Fasten, so wie es im Islam vorgeschrieben ist, ohne gesundheitlichen Schaden durchführen kann, ist zu diesem Gebot verpflichtet. Deshalb sind Kranke, Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter, Frauen in der Menstruation und ähnliche Personengruppen von dieser Pflicht ausgenommen.>> (Al-Sakina.de, Wikipedia)

Diese Veranstaltung für Pädagoginnen und Pädagogen war ein gemeinsames Projekt der Abteilung Politik und Beratung und der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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