Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Marx: Kirche muss „primitivem Kapitalismus“ etwas entgegensetzen

Die katholische Kirche hat nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx die Aufgabe, die Globalisierung mit zu gestalten. Nur so könne dem weltweit sich breit machenden „primitiven Kapitalismus“ etwas entgegengesetzt werden, sagte Marx bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. „Nie aufzuhören, die Welt zu verbessern, das ist eine ethische Anforderung, die gerade in der christlich inspirierten westlichen Welt zu spüren ist.“

Asset-Herausgeber

An der Veranstaltung mit dem Titel „Die Katholische Soziallehre und die notwendige Transformation der lateinamerikanischen Gesellschaft“ nahmen Vertreter aus ganz Lateinamerika teil, Bischöfe ebenso wie engagierte Laien.

Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Strukturen müssten nach dem Leitbild der verantwortlichen Freiheit gestaltet werden, betonte der Kardinal, der 2011 für sein Eintreten zugunsten eines gerechteren Wirtschaftssystems mit dem Preis Soziale Marktwirtschaft der KAS ausgezeichnet worden war. Nötig sei daher, Institutionen zu schaffen, die dem Gemeinwohl dienten, die das Übel verhinderten und dem Einzelnen in seiner Würde aufhelfen würden. Politik, Märkte und Gesellschaft müssten neu justiert werden. Denn in den vergangenen 20 Jahren sei oft eine „Kapitulation der Politik“ zu beobachten gewesen, die nur noch als „Handlanger der Wirtschaft“ fungiert habe. Ebenso abzulehnen sei aber auch, dass der Staat die Wirtschaft regiere.

Auf der Suche nach einem neuen Weg gelte es dicke Bretter zu bohren, erinnerte Marx in Anspielung auf ein Zitat des Soziologen Max Weber. Die Katholische Soziallehre könne diesen politischen Prozess mit einer großen Vision bereichern. Für Lateinamerika wie auch für Europa gehe es darum, eine chancengerechte Gesellschaft zu verwirklichen. Der Kardinal erinnerte an den Begriff der „dynamischen Chancengerechtigkeit“, den die Deutsche Bischofskonferenz im vergangenen Jahr in die Diskussion eingebracht habe: „Das Gemeinwesen muss allen immer wieder, und nicht nur einmal, eine Chance geben, sich zu entfalten. Es muss dem Einzelnen Hilfe zur Selbsthilfe leisten im Sinne der Subsidiarität.“

Dieses Prinzip gelte gerade auch für die Gesellschaften in Südamerika, betonte Marx. „Die Armen sind erst frei, wenn sie Zugang zu Eigentum haben.“ Der Standort der Kirche im politischen Prozess sei klar: „Wir schauen von unten her auf das Ganze, wir sind bei den Armen, weil Christus bei den Armen ist.“ Dabei gelte es Wege hin zu einer gerechteren Gesellschaft zu beschreiten. Die Kirche habe ihr positives Bild vom Menschen und seinen Möglichkeiten zu vermitteln und sollte nicht etwa in einen „Jammerton“ verfallen, so der Kardinal.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber