"Veränderung nicht als Verfall werten"
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Die wichtigste Botschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils kommt für Annette Schavan in den Worten des Konzildokumentes „Gaudium et spes“ zum Ausdruck: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Christen.“ Diese Worte seien Aufforderung, verstehen zu wollen, die Zeichen der Zeit zu deuten, Veränderung nicht als Verfall zu werten und sich der Zeit und Welt zu stellen, in der Kirche existiere.
Mit der Eröffnung des Konzils sei damals ein großer Aufbruch verbunden gewesen, der sich in Europa und Deutschland heute gelegt habe. „Wer sich in der Weltkirche auskennt, weist uns jedoch darauf hin, dass der Aufbruch in anderen Teilen der Welt immer noch spürbar sei.“ Daher solle dieser 50. Jahrestag nicht nur erinnern an etwas, das war, sondern er solle an eine Aufforderung erinnern, die heute genauso gelte: „Türen öffnen, nicht in der kleinen Herde das Ideal sehen, sondern dem Auftrag Rechnung tragen, in eine so veränderte Welt die Botschaft hinein zu verkünden“.
Johannes XXIII. habe mit dem Konzil diejenigen getadelt, die Veränderung und den Lauf der Welt vor allem als Verfallsgeschichte werten, so Schavan. „Denn die Aufforderung und Pflicht der Kirche sollte nicht sein, sich als perfekte Gesellschaft zu sehen sondern als Volk Gottes unterwegs, das immer wieder auf seinem Weg lernt. Was lernen wir von dieser Welt, nicht nur, was lernt die Welt von den Christen und dem Christentum - das sollte uns nach 50 Jahren wieder stärker beschäftigen.“
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