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Veranstaltungsberichte

Die Wirtschaftskrise in Spanien und deutsch-spanische Wirtschaftskooperationen

14. Erfurter Tischgespräch

Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Thüringen war der Spanische Botschafter Pedro García-Berdoy y Cerezo zu einem Expertengespräch im Bildungswerk Erfurt zu Gast, welches von Thüringens Europaministerin Marion Walsmann moderiert wurde.

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Botschafter García stellte in einem Einführungsvortrag die aktuelle Situation Spaniens dar, dabei war es ihm ein besonderes Anliegen darzulegen, dass die spanische Krise nicht aus der Staatsverschuldung resultiere, denn bei Beginn der Krise habe dies bei nur 40% des BIP gelegen. Der eigentliche Grund lag im Platzen der Immobilienblase, welche als Folge auch die Kreditvergabe für alle Branchen erschwert und zur erheblichen Wirtschaftskrise beigetragen hat. Spanien sei nun in einem Reformprozess, der sicherlich nicht einfach sei, jedoch sei man mit den begonnenen Arbeitsmarktreformen auf dem richtigen Weg. Hier unterstrich er die besondere Schwierigkeit eine Arbeitsmarktregulierung zu verändern, die noch aus der Franco-Zeit stamme, als Wettbewerbsfähigkeit hinter dem Ziel der sozialen Befriedung zurückstand. Der massive Widerstand der Gewerkschaften als auch die aktuelle Lage mit 26 % Arbeitslosigkeit erheben dies zur Mammutaufgabe. Er verwies auf die Reformen der Agenda 2010 in Deutschland und die Widerstände im Zuge deren Einführung. Die Lösung kann für Ihn nur in größerer europäischer Aufsicht und Harmonisierung der Fiskalpolitik liegen.

Dafür forderte er eine deutsche Bereitschaft zur Führung in Europa ein, die auch Kompromisse mit den Interessen der schwächeren Länder gibt. Hier verwies er auf die unterschiedliche Interpretation der Rolle der EZB zur Lösung der Krise. Deutschland sei als Land Modell für Europa, wie man in der Globalisierung agieren muss und diese sei nur durch die Europäer gemeinsam zu meistern.

Bezüglich Thüringens äußerte Botschafter García, dass er sich wünschte, dass die bilateralen Beziehungen wachsen. Er war bereits vor 20 Jahren in Erfurt und blicke mit viel Neugier und Sympathie in die neuen Länder. Er verwies dabei auf bereits bestehende spanisch-thüringische Projekte, möchte jedoch noch weitere Impulse geben, was besonders die Etablierung des Erwerbs der spanischen Sprache betrifft.

In der Diskussion wurde auch das Thema der nun in Spanien eingeführten dualen Ausbildung gesprochen, wofür Deutschland Vorbild ist. Angesprochen auf die sezessionistischen Tendenzen in Katalonien betonte Botschafter García die geradezu anachronistische Wirkung dieser Tendenzen und Versuche der katalanischen Regionalregierung ein Referendum herbeizuführen. Für eine bereits seit 500 Jahren bestehende Nation sei dies nicht nachzuvollziehen und überdies sehr unsolidarisch, gerade in der aktuellen Krisensituation. Besonders wenn man anschließend EU-Mitglied sein und selbst europäische Solidarität erfahren wollte. Bei dieser Gelegenheit gab Pablo García einen kurzen Exkurs in die spanische Verwaltung und unterstrich, dass die comunidades autónomas, also die spanischen Bundesländer, größere finanzielle Autonomie mit begrenzten Ausgleichssystemen zwischen starken und schwachen Regionen besitzen, die jedoch nicht den Umfang des deutschen Länderfinanzausgleichs erreichen gegen den z.B. in Deutschland Bayern und Hessen gerade klagen.

Abschließend unterstrich er nochmals die Bewunderung und den Respekt den Deutschland in Spanien genieße, der im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern, kaum historische Lasten tragen müsse. Daher sei eine Vertiefung auf allen Ebenen vorteilhaft und gerade Ostdeutschland mit seiner Diktaturerfahrung wie Spanien, könne hier ein guter Mittler sein.

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Daniel Braun

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Leiter des Auslandsbüros Nordmazedonien und Kosovo

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