Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

"Wir sind nicht wehrlos"

Diskussion zu organisierter Kriminalität in Deutschland

Welche Instrumente braucht ein wehrhafter Staat, um es mit organisierter Kriminalität wirksam aufnehmen zu können und in welchem Rahmen darf er sich bei der Abwägung von Freiheit und Sicherheit bewegen? Darüber diskutierten Vertreter aus Politik und Polizei in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung und waren sich bei einer Forderung einig: für eine wirksame Bekämpfung braucht es mehr Personal für Polizei und Justiz.

Asset-Herausgeber

Auch wenn es in einzelnen Bereichen der erfassten Kriminalstatistiken zur Organisierten Kriminalität (‚O.K.‘) teilweise rückläufige Zahlen gebe, sei das kein Anlass für Entwarnung, sagte Klaus Kandt, denn der sogenannte „Dunkelbereich“ dieser Art von Straftaten sei erheblich größer, so der Polizeipräsident in Berlin. In der öffentlichen Diskussion verfange das Thema jedoch kaum, weil viele Taten schlicht nicht aufgedeckt würden. „Und wo kein Kläger, da keine Straftat.“ Auch Stephan Mayer MdB warnte davor, dass die Bedrohungslage in Deutschland durch ‚O.K.‘ angesichts anderer sicherheitsrelevanter Phänomene wie dem islamistischen Terror in den Hintergrund gerate. Eine geänderte Rechtslage könne grundsätzlich zwar helfen, vor allem aber brauche es mehr Personal, „denn bei ‚O.K.‘ handelt es sich meist um Kontrolldelikte – je mehr kontrolliert wird, desto mehr deckt man auf“, so der Innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Personalnot bei Polizei und Justiz stellt auch für Rainer Wendt eines der Hauptprobleme dar. „In vielen Bereichen, wie Menschenhandel oder Wirtschaftskriminalität, weiß man zwar meist, ob es sich dabei um ‚O.K.‘ handelt, aber bei Rauschgiftdelikten etwa lassen sich mögliche größere Strukturen im Hintergrund nicht immer gleich erkennen“, so der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft. Hierfür seien dann umfangreiche Recherchen von Kriminal- und Schutzpolizei zwingend nötig – und das binde Kapazitäten.

Einig waren sich die Polizei-Vertreter darin, dass die immer wieder diskutierte Vorratsdatenspeicherung für die Sicherheitsbehörden ein sehr wertvolles Instrument darstelle. Kritik gab es dafür vom Grünen-Vertreter. „Der Generalverdacht gegenüber allen Bürgern durch eine systematische Erfassung der Verbindungsdaten sei der falsche Weg“, sagte Benedikt Lux. Der Europäische Gerichtshof und das Bundesverfassungsgericht hätten die Vorratsdatenspeicherung in ihrer geplanten Form zu Recht abgelehnt. Vielmehr solle die Polizei ihre bisherigen Befugnisse und Werkzeuge besser nutzen. Wendt widersprach. „Der Staat darf sich nicht künstlich dümmer stellen, wenn es besser wissen könnte.“ Alleine beim NSU-Prozess hätte dieses Instrument rückblickend Zusammenhänge erkennen lassen, die bis heute unbekannt seien.

Trotz aller berechtigter Kritik seien die Sicherheitsbehörden nicht wehrlos, beruhigte Kandt. Es werde ständig an verbesserten Strukturen gearbeitet. Mit Blick auf die zunehmende Internationalisierung von ‚O.K.‘ solle vor allem auch die Rolle von Europol gestärkt werden. Auch Mayer sieht in der grenzüberschreitenden Kooperation bei der Verbrechensbekämpfung einen Schwerpunkt. „Mit vielen Ländern Europas wie Frankreich, Italien, Polen und anderen läuft die Zusammenarbeit sehr gut, aber es gibt gerade in Ost- und Südosteuropa einige Länder, wo noch viel Luft nach oben ist.“ Da ‚O.K.‘ immer besser, vielseitiger und internationaler agiere, müsse der Druck auf diese Länder erhöht werden, damit Informationsaustausch zwischen Ländern aber auch zwischen Behörden innerhalb eines Landes verbessert werde.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber