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Veranstaltungsberichte

Ein überzeugter Europäer im Gespräch in der Kulturstadt Weimar

von Sina Meißgeier

KAS-Vorsitzender Hans-Gert Pöttering stellt beim Jahresauftakt des Thüringer Bildungsforums seine Autobiographie vor

Am 10. Februar begrüßten die Thüringer Landesbeauftragte Maja Eib und ihr Team den ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, zu ihrem politischen Jahresauftakt. Zahlreiche Akteurinnen und Akteure aus Politik und Gesellschaft sowie weitere Gäste waren der Einladung gefolgt. Im Gespräch mit Paul-Josef Raue, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeine“, erläuterte Pöttering seine Haltung zu drängenden politischen Fragen und blickte auf seine Karriere als Politiker zurück.

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Europa als Herzenssache

Im Saal dominierte das europäische Blau. 180 Veranstaltungsgäste, darunter der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag Mike Mohring und der ehemalige Thüringer Innenminister Jörg Geibert, erwarteten Pötterings Erscheinen.

Nach einem Musikstück eröffnete Maja Eib vom politischen Bildungsforum die Veranstaltung. Das Jahr 2014 lehre uns, sagte sie, dass der Friede in Europa keine Selbstverständlichkeit sei. Es brauche überzeugte Europäer wie Hans-Gert Pöttering, die sich leidenschaftlich und mit Visionen gegen Gewaltherrschaft, für die Würde des Menschen und ein geeintes Europa einsetzten. „Man spürt beim Lesen dieses Buches, dass die europäische Einigung und Versöhnung seine Herzenssache ist“, führte sie weiter aus.

Die europäische Idee wird zum Lebenswerk

Das Grußwort sprach Mike Mohring. Er konstatierte, dass Europa in den letzten Jahren in unruhiges Fahrwasser geraten sei, erklärte Hilfspakete und Sparmaßnahmen für richtig: „Denn Solidarität und Solidität gehören untrennbar zusammen. Unsere gemeinsame Währung ist der wesentliche Charakter der Europäischen Union“, so Mohring. Es gehöre ebenso Idealismus dazu. Dieser habe Hans-Gert Pöttering, der 1979 als junger Abgeordneter bei der ersten Konstituierung des Europäischen Parlaments dabei war, ausgezeichnet. Nun sei die Europaidee zu seinem Lebenswerk geworden.

Von Lampenfieber und Journalisten

Den Hauptteil der Veranstaltung bildete das Gespräch zwischen Hans-Gert Pöttering und dem Journalisten Paul-Josef Raue. Raue skizzierte als Einstieg eine Episode aus Pötterings Schulzeit. So spielte er 1965 in seiner Heimat den Faust aus Goethes „Urfaust“. Beide philosophierten über Lampenfieber und Raue fragte den Gast, ob er – immerhin am Ende seines sechsten Lebensjahrzehnts – noch immer aufgeregt sei. Darauf antwortete er: „Vor Journalisten muss man sich immer ein bisschen fürchten“.

Doch für Hans-Gert Pöttering gab es an diesem Abend nichts zu fürchten. Raue war im Einklang mit seinem Gesprächspartner und ließ ihm Raum, Episoden seines Weges sowie seine Haltungen zu erläutern. Auch das Publikum war ihm gewogen.

Stellungnahmen: Griechenland, Ukraine und Russland

Mehrfach betonte Hans-Gert Pöttering, dass Europa zusammenstehen müsse. In Bezug auf die derzeitige Haltung Griechenlands sagte er, dass Ministerpräsident Tsipras und seine Regierung noch lernen müssten, dass sie mit der Politik „Hoppla, jetzt komm‘ ich“ so schnell nicht durchkämen. Weiterhin sprach er die Hoffnung aus, Griechenland würde „die Russlandkarte nicht weiter spielen“.

"Heute ist Russland ein Land mit autoritären Strukturen, eine Demokratie mit vielen Defiziten, besonders im Rechtswesen. Im eigenen Interesse Russlands, im Interesse Europas und der Welt ist zu wünschen, dass Russland sich unwiderruflich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte entscheidet. Die Stabilität auf dem europäischen Kontinent wird nicht nur von der Handlungsfähigkeit und Stärke der Europäischen Union, sondern ebenso von der sich auf Demokratie und Freiheit gründenden Stabilität Russlands abhängen."

(Hans-Gert Pöttering: "Wir sind zu unserem Glück vereint - mein europäischer Weg", S. 135)

Pöttering plädierte dafür, den „Faden des Dialogs mit Russland“ aufrechtzuerhalten und das Land nicht von Europa auszuschließen. Er wisse, dass das Europäische Parlament sehr kritisch gegenüber Russland sei und die Polen andere Befürchtungen hätten als die Südeuropäer. „Ich bin für Partnerschaft mit Russland, aber ich bin auch dafür, dass wir unsere Werte verteidigen und keine Angst haben, denn wenn man Angst hat, ist es der Beginn des Verlustes unserer eigenen Werte“, so Pöttering.

Mit einem Stück des in Kiew geborenen Komponisten Reinhold Gliére gestalteten Stipendiatinnen der Weimarer Musikhochschule mit ihrer Vertrauensprofessorin Anne-Kathrin Lindig den Abschluss. Das Schlusswort sprach Jörg Geibert, der sich als Kreisvorsitzender der CDU Weimar, über die Wahl des Veranstaltungsortes freute. Nach ihm kündigte Verleger Harald S. Liehr an, dass in diesem Jahr drei Übersetzungen des Buches sowie die deutsche Ausgabe in zweiter Auflage erscheinen werden.

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