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"Probebohrung im Himmel"

von Prof. Dr. Michael Braun
Der Leipziger Buchpreis 2015 geht an den Dichter Jan Wagner. Damit gewinnt die Lyrik, vielfach unterschätzt und eine vermeintliche Minoritätensache, neue Dimensionen. Jan Wagner gehört zu den Autoren, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung kontinuierlich begleitet und gefördert wurden.

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„Leipzig ist ein Gedicht wert“, hatte der Leitartikel der F.A.Z. am Eröffnungstag der Frühjahrsbuchmesse geworben. Aber mit verhaltener Skepsis. Kein Wunder. Lyrik gilt selbst im Literaturland Deutschland nicht gerade als bestsellerverdächtig. Vierstellige Verkaufszahlen eines Gedichtbandes sind schon sehr selten. Am Donnerstag wurde dann die Überraschung verkündet: Jan Wagner setzte sich gegen die epischen Konkurrenten durch. Vielleicht macht dieses Beispiel Schule. Denn viele Literaturpreise, auch der Deutsche Buchpreis, sind eigentlich Romanpreise.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, begann schon als Teenager Gedichte zu schreiben. 2001 debütierte er mit dem Band „Probebohrung im Himmel“. Doch kein himmelstürmender Lyriker machte sich hier ans Werk, sondern ein gewitzter und formengeschulter Virtuose, der sein Staunen über die Welt immer wieder in originelle Worte zu fassen versteht. So kam die Idee für „Probebohrung im Himmel“ durch zwei norddeutsche Windräder zustande. Genaue Beobachtung von Alltagsdingen, deren ungewöhnliche Beschreibung, verständlich und auf hohem Niveau, sowie die vielseitige Ausstattung des lyrischen Textes mit den Mitteln der Poesie – das ist das Markenzeichen eines Meisters seines Fachs.

„selbstporträt mit bienenschwarm“ heißt ein Gedicht, das mit einem Blick in den Spiegel beginnt: Der Dichter bei der Rasur, die Bartstoppeln als Bienen. Dann verlässt Jan Wagner die Tradition der Porträtgedichte, das Gleichnis fliegt davon. Andere „bienen“ (Kollegen) und „knappen“ (vielleicht Kritiker) umlagern den Dichter, der sich davon wenig beeindrucken oder gar einschüchtern lässt -- und der dann am Ende sanft verschwindet. Aber, paradox genug, der Bienenschwarm hat den Dichter „an dasein“ zunehmen lassen. Rilke lässt grüßen („Wir sind die Bienen des Unsichtbaren“), dazu gibt es eine Fülle von Motiven aus Religion, Geschichte und Kunst.

Die weiteren Bände von Jan Wagner tragen einfallsreiche Titel wie „Achtzehn Pasteten“ (2007) und „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ (2012) oder, zuletzt, „Regentonnenvariationen“ (2014). Viele Gedichte hat Jan Wagner bei der Autorenwerkstatt der KAS in Cadenabbia gelesen. 2008 erhielt er das EHF-Stipendium (2008). Auch nahm er an der Trustee-Werkstatt der Stiftung teil.

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12. März 2015
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Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Sankt Augustin Deutschland