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„Qualität ist entscheidend“

Bilanz des Bildungsgipfels 2008 und Ausblick

„Es war das erste Mal, dass sich Bund und Länder über ein so umfassendes Bildungspaket verständigt haben“, blickte Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Johanna Wanka auf den Bildungsgipfel von 2008 zurück. Jetzt, sieben Jahre später, zog eine Fachkonferenz mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung ein Resümee.

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Für Wanka ist die Bilanz durchweg positiv: „Wir haben in allen Punkten Besserung erreicht, auch wenn es nicht immer die erwünschte Zielzahl war.“ So konnten zum Beispiel nicht die Bildungsausgaben auf zehn Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erhöht werden, aber immerhin von 8,37 Prozent in 2008 auf 9,19 Prozent in 2013.

Wanka verwies daher auch auf andere Erfolge: „Lebenslanges Lernen wird für immer mehr Menschen zur Selbstverständlichkeit.“ Und auch die Lesekompetenz der deutschen Schüler habe sich durchweg verbessert. Statt aber über Strukturen zu diskutieren, müsste die Prozess- und Qualitätsoptimierung ins Visier genommen werden, denn „Qualität ist entscheidend“, so Wanka. Wie wichtig diese ist, verdeutlichte Prof. Hermann Josef Abs von der Universität Duisburg-Essen in seiner Analyse der Diskussionen um die Qualität der Bildung in Deutschland. So werde hierzulande zwar viel über die Validität und Objektivität von Abschlüssen diskutiert, aber kaum über Enkulturation, also das Beibringen universeller und lokaler kultureller Werte.

Das spiele jedoch gerade eine zentrale Rolle bei denr Integration der Flüchtlinge und Zuwanderer. Diese müssten zuerst, aber nicht nur, die deutsche Sprache erlernen, und zudem mit der demokratischen Grundordnung vertraut gemacht werden, sagte Brunhild Kurth, Sachsens Staatsministerin für Kultus und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, denn: „Wenn es um Bildung geht, geht es um das Fundament um Entwicklung.“

Der Blick von außen bestätigte, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Schule in Deutschland steige. So lobte Prof. Jürgen Oelkers von der Universität Zürich, wie die Schulen hierzulande auf Herausforderungen wie Integration, Inklusion oder dem Kampf gegen Diskriminierung reagierten.

Ein weiteres wichtiges Thema der Bilanzkonferenz waren die akademische und berufliche Bildung – vor allem aber die Frage nach Gleichwertigkeit zwischen diesen beiden. So kritisierte Holger Schwannecke, der Generalsekretär des Zentralverbandes des deutschen Handwerks: „Wir haben die Sorge, dass wir die Balance zwischen beruflicher und akademischer Bildung verlieren. Das würde Konsequenzen für die Stabilität unserer Volkswirtschaft haben.“ Das Problem beschäftigte in der Diskussion auch die drei Abgeordneten Patricia Lips MdB (CDU/CSU), Oliver Kaczmarek MdB (SPD) und Marie Luise von Halem MdL (Bündnis 90/Die Grünen). Lips bestätigte die Unwucht innerhalb der beruflichen und akademischen Bildungsangebote: „Die meisten Jugendlichen in der 9. und 10. Klasse wollen studieren, weil sie denken, dass sie mehr Geld verdienen und Eltern sowie Freunde das von ihnen erwarten.“ Deshalb müsse man den jungen Menschen Alternativen aufweisen, meinte Kaczmarek: „Das Marketing für das duale Ausbildungssystem ist verbesserungswürdig.“

So traten im Jahr 2014 knapp 1,5 Millionen Menschen in das Bildungssystem ein: Davon nahmen immerhin 33,5 Prozent ein Studium auf und 34,7 Prozent eine duale Ausbildung, berichtete Prof. Klaus Klemm von der Universität Duisburg-Essen. Im gleichen Jahr gab es jedoch auch eine immer noch recht hohe Quote bei den Schulabgängern ohne Abschluss, nämlich 5,5 Prozent im allgemeinbildenden und 13,7 Prozent im berufsbildenden Bereich, bilanzierte Prof. Kai Maaz vom Deutschen Institut für internationale pädagogische Forschung in Berlin. Das deutsche Bildungssystem scheine jedoch insgesamt genug Angebote bereit zu halten, denn im Schnitt seien nur 0,7 Prozent der 26-jährigen im letzten Jahr ohne einen Abschluss gewesen. Maaz zog den Schluss, dass die Politik besonnenere Ziele formulieren müsse und die Zielerreichung kritisch und differenziert betrachten solle. Ein Optimum gebe es vermutlich gar nicht, befand Dr. Mark Speich, der Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland, und schloss die Konferenz mit der Bemerkung: „Ziele, die man erreicht, waren wohl zu niedrig gesteckt.“

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