Mexiko erwartet den Papst
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Stefan Jost, Leiter des Auslandsbüros in Mexiko der Konrad-Adenauer-Stiftung, erläuterte am Donnerstag im Radio-Vatikan-Interview die Vielfältigkeit Mexikos. „Sie haben eine reiche kleine Oberschicht, einen kleinen Mittelstand und sehr viele untere Bevölkerungsschichten, was Einkommen und soziale Aufstiegschancen angeht“, sagte Jost. Doch die Armutsquote von knapp über 50 Prozent konnte in den vergangenen Jahren nicht gedrosselt werden. Er sieht darin ein Problem für die künftige Entwicklung des Landes. Mit dem Papstbesuch könne sich eventuell etwas in der Gesellschaft und Politik verändern. „Man muss sehen, wie die Politik reagiert“, sagte Jost. Fest stehe aber, dass Mexikos Probleme keine seien, die kurzfristig bewältig werden könnten.
Noch immer beherrschten Drogenkartelle und eine starke Kriminalität Mexiko. An der Gewalt, die sich in diesem Milieu abspiele und an den Vormachtkämpfen der Kartelle, habe sich in den vergangenen Jahren nichts geändert, sagte Jost. Selbst eine Verhaftung des Chefs des Sinaloa-Kartells bringe keinen Frieden. „Die Drogenkartelle sind so aufgestellt, dass die Strukturen auch dann funktionieren, wenn einer im Gefängnis landet.“
Der mexikanische Präsident Pena Nieto, der einst antiklerikalen Partei „Partido Revolucionario Institucional“ (PRI), hatte bereits im Vorfeld Papst Franziskus mehrfach zu einem Besuch eingeladen. Für Jost bestehe darin kein Widerspruch. In der Gesellschaft herrsche ein Bild der PRI, dass sie als eine sehr pragmatische Partei auszeichne. Denn eine große Mehrheit der Mexikaner sind Katholiken. Franziskus sei ein lateinamerikanischer Papst mit gewissen Botschaften. Ob diese unbedingt zur Freude der Regierung sein werden, müsse man abwarten, meinte Jost. „Aber ich kann mir vorstellen, dass ein Staatspräsident sagt, ein Papstbesuch kann mir medial nur guttun.“