Business für den Wandel: Omanische Jungunternehmer im Aufwind - Regionalprogramm Golf-Staaten
Veranstaltungsberichte
An Ideen mangelt es den jungen Leuten in Oman jedenfalls nicht, wie sich bei dem vom Regionalprogramm Golf-Staaten der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgerichteten Workshop zum Thema „Social Entrepreneurship“ beobachten ließ. Im Verlauf des dreitägigen Seminars lernten die Studenten anhand von interaktiven Übungen die Grundlagen sozialen Unternehmertums kennen und erarbeiten eigene unternehmerische Lösungsansätze zu gesellschaftlichen Problemen in ihrem Land.
Unter Anleitung der deutschen Trainerin Sonja Andjelkovic diskutierten 20 Studenten, wie man als junger Entrepreneur nicht nur die Entwicklung der Privatwirtschaft in Oman vorantreiben, sondern auch innovative Lösungen für gesellschaftliche Probleme entwerfen kann. Solche Ideen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) sind dringend notwendig, um die Diversifizierung der Wirtschaft weiter anzutreiben. Denn gerade mal 15 Prozent tragen KMUs derzeit zur jährlichen Wirtschaftsleistung bei.
Dabei liegen die Hoffnungen nicht nur auf den männlichen Jugendlichen. Zumindest an den Universitäten geben immer öfter Frauen den Ton an. Nach mehreren Reformen des omanischen Bildungssystems sind Männer an den Hochschulen im Sultanat inzwischen sogar in der Unterzahl. Zwar finden längst nicht alle Frauen im Anschluss an das Studium den Weg in einen Job, dennoch bilden gerade diese jungen Frauen ein enormes Potential für die omanische Gesellschaft.
Sara (hier im Bild) ist eine dieser jungen, motivierten Studentinnen. Zusammen mit ihrer Workshop-Gruppe hat sie eine Idee entwickelt, wie die Schadstoffemissionen aus dem Abbrennen von Gas, das bei der Erdölförderung anfällt, signifikant verringert werden können. Denn auch wenn die Ölvorräte Omans in den nächsten 15 - 20 Jahren aufgebraucht seien werden, sind Öl- und Gasexporte der Hauptpfeiler der omanischen Wirtschaft. Die Belastung der Umwelt durch das sog. „Gas-Flaring“ ist daher hoch.
Angesichts des rapiden Preisverfalls ist es dringender denn je, die Abhängigkeit vom Öl zu durchbrechen. Viele Hoffnungen liegen dabei auf der Entwicklung des touristischen Potenzials Omans. In den letzten Jahren wurden im Sultanat immer mehr Resorts eröffnet und der Tourismussektor verzeichnet Jahr für Jahr wachsende Besucherzahlen.
So kamen 2015 bereits 300.000 Reisende mehr nach Oman als noch im Vorjahr. Gleichzeitig droht die rasante touristische Erschließung auch viel der ungezähmten Natur Omans zu zerstören. Auch die Studenten des KAS-Workshops sehen im Tourismus großes Potenzial für die Entwicklung ihres Landes, wenn er denn nachhaltig ist, wie das Projekt „Omanism – A Different Kind of Tourism“ zeigt.
Die Idee von Marwan (rechts im Bild) und seiner Gruppe ist es, den wachsenden Tourismus möglichst umwelt- und sozialverträglich zu gestalten. Zum Beispiel könnten in ländlichen Gebieten lebende Familien in die Wortschöpfung mit eingebunden werden. So sollen Regionen unterstützt werden, die zwar wirtschaftlich nicht so weit entwickelt sind wie die großen Ballungszentren, dafür aber mit seltenen Tieren und eindrucksvollen Naturattraktionen, wie den Lagunen von Dhofar, punkten können.
Neben der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes sprachen die Jugendlichen bei dem Workshop aber auch immer wieder den gesellschaftlichen Wandel an. Themen wie Menschen- und Frauenrechte standen dabei im Mittelpunkt.
Für Frauen, die Oper von häuslicher Gewalt wurden, entwickelte die Gruppe um Lamees (hier im Bild) ein Startup-Modell, das mit Selbstverteidigungskursen Frauen neues Selbstbewusstsein geben soll. Mit den Erlösen aus diesen Kursen wollen die Studenten Frauenhäuser in Oman finanzieren. Auch dieses Projekt könnte als Trittbrett für soziales Unternehmertum im Sultanat dienen.
Auch bei der Expertenjury, der die Studenten ihre Projekte präsentieren, kamen die Ideen gut an. Hadil Al Moosa, Entrepreneurship-Forscherin an der University of Bedfordshire (von links), Dr. Hussain Al Sami, Vize-Rektor für Verwaltung und Finanzen, Ahmed Al Salmi, Generaldirektor des Foundation Year, sowie Russell Sebolino, Wirtschaftsdozent an der GUtech, prüften die Ideen und gaben den Studenten wertvolles Feedback, wie ihre Geschäftsmodelle auch in der Realität Omans bestehen können.
Auch wenn die Studenten sehr unterschiedliche Ideen haben, wie die Zukunft Omans gestaltet werden kann, in einem sind sie sich einig: Sie müssen es selbst in die Hand nehmen, eine nachhaltige Wirtschaft auf der Basis gesellschaftlicher Verantwortung zu schaffen. Das Handwerkszeug, das sie bei dem Workshop der Konrad-Adenauer-Stiftung und der GUtech erhalten haben, wird ihnen bei der Verwirklichung ihrer Ideen helfen.