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Sinnvoll oder sinnlos?

KAS-Stipendiaten diskutieren bei Seminar in Davos über das Weltwirtschaftsforum

Überall in Europa beginnt der Frühling, doch in Davos ist davon noch nicht viel mitzubekommen. Ende April ist der Schnee in der höchsten Stadt Europas noch immer nicht verschwunden. Wo sich jedes Jahr im Januar im malerischen Alpenpanorama die Eliten der Welt zum Weltwirtschaftsforum (WEF) treffen, organisierten Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung ein viertätiges Seminar, das sich ebenfalls mit dem WEF auseinandersetzte.

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24 Stipendiaten diskutierten in der Schweiz über Sinn und Unsinn des Treffens. Das Weltwirtschaftsforum selbst hatte seine Teilnahme am Seminar kurzfristig abgesagt, dafür wurde das Thema aus verschiedenen anderen Perspektiven beleuchtet.

Professor Dr. Christian Hauser, Altstipendiat und Vertrauensdozent der Stiftung eröffnete das Seminar mit zwei Impulsvorträgen über zentrale inhaltliche Themen des Weltwirtschaftsforum: Compliance von Unternehmen und ethische Grenzen bei der kommerziellen Datennutzung. Konstipendiat Korbinian Weisser stellte die Global Shapers, ein vom WEF initiiertes weltweites Netzwerk engagierter junger Menschen vor.

Besonders aufschlussreich waren die Vorträge von zwei Personen, die auf besondere Weise mit Davos und dem Weltwirtschaftsforum in Verbindung stehen: Robert Willi, Stabschef und stellvertretender Kommandant der Kantonspolizei Graubünden und der Davoser Bürgermeister Tarzisius Caviezel. Willi beschrieb die enormen Sicherheitsvorkehrungen, um die mächtigsten Personen der Welt zu schützen. 115 Tonnen Material wurden in diesem Jahr verwendet, 502 Fahrzeuge waren im Einsatz und 15 Kilometer Zäune wurden gebaut. Natürlich sind nicht alle Davoser von diesen Maßnahmen begeistert. Willi weiß um diese Verantwortung. „Wir haben die schwierige Aufgabe zwischen Freiheit und Sicherheit zu balancieren“, sagte er.

Dass das Weltwirtschaftsforum für Davos nicht nur Segen sondern auch Fluch ist, erklärte Caviezel, echter Graubündner und seit drei Jahren Bürgermeister. „Es gibt den Glauben, dass in Davos alles unglaublich teuer ist, auch wenn das Weltwirtschaftsforum gerade nicht ist. Das stimmt aber einfach nicht“, sagte er. Berichte aus regionalen Zeitungen, denen zufolge sich das WEF aufgrund des hohen Preisniveaus nach einem neuen Ort umsieht, nahm Caviezel gelassen entgegen: „Die Wahrscheinlichkeit dass das Weltwirtschaftsforum mittelfristig weggeht, ist sehr klein.“

Eine kritische Perspektive zum Weltwirtschaftsforum nehm Barbara Rimml von attac Schweiz zum Schluss des Seminars ein. Sie kritisierte, dass man in der Schweiz bei Demonstrationen gegen das WEF kriminalisiert und in der Meinungsfreiheit eingeschränkt werde und sah eine Vereinnahmung von Politik und Gesellschaft. „Wir kritisieren, dass das WEF informelle Treffen organisiert um die globale Agenda zu bestimmen, die Kosten für Sicherheit soll aber die öffentliche Hand tragen“, sagte Rimml. Auch das Motto „improving the state of the world“ sah Rimml kritisch: „Wenn das WEF den Zustand der Welt verbessern möchte, stellt sich die Frage für wen.“

Der Heidelberger Stipendiat Anton Rettenmayr organisierte das Seminar zusammen mit vier weiteren KAS-Stipendiaten. Der Aufwand für die Organisation des Seminars hat sich für ihn gelohnt. „Jeder geht mit einer eigenen Meinung zum Weltwirtschaftsforum nach Hause. Das wollten wir erreichen“, sagte Rettenmayr. Neben den inhaltlichen Diskussionen blieb auch genügend Zeit, um Davos und seine Umgebung zu erkunden. Davos selbst verabschiedete sich am ersten Mai wie es sich für Europas höchste Stadt gehört: mit Neuschnee.

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