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Veranstaltungsberichte

„Gute Wirtschaftspolitik kann kleine Firmen groß machen“

Erfahrungsaustausch über Deutschlands Mittelstand

Der sogenannte Mittelstand gilt als wichtiger Eckpfeiler der deutschen Volkswirtschaft. Kleine und mittlere Unternehmen generieren dort mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung und stellen fast 60 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. So bedeutsam sind die kleineren und mittleren Unternehmen in Lateinamerika nicht, insbesondere weil sie unter erschwerten Rahmenbedingungen (mangelnde Rechtssicherheit, Bürokratie, Korruption, schwache Wettbewerbsordnung) arbeiten müssen. Zudem bewegen sie sich oft in hochkonzentrierten Märkten.

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Was kann die Politik tun, um die Situation für kleinere, lateinamerikanische Unternehmen zu verbessern? Diese Frage stand im Zentrum einer Konferenz des Regionalprojekts SOPLA, die in Kooperation mit der Universität Catolica in Montevideo umgesetzt wurde. Der deutsche Ökonom Prof. Christian Hauser nahm im Rahmen dieser Konferenz Stellung zu Situation in Deutschland und stellte den so genannten „Mittelstand“ ins Zentrum seiner Ausführungen. Diese dynamische Gruppe kleiner und mittlerer Unternehmen bildet in Deutschland das Rückgrat der Volkswirtschaft und bietet im Hinblick auf Wachstum und Beschäftigung hohe Stabilität, weil es den Firmen kontinuierlich gelingt Produktivitätsfortschritte zu erzielen und Marktnischen zu besetzen, so der Experte. Laut internationalen Umfragen seien mehr als die Hälfte der weltweit registrierten „Hidden Champions“ (Marktführer in bestimmten Segmenten) in Deutschland beheimatet, erwähnenswert sei außerdem die Ansiedlung vieler Firmen im ländlichen Raum.

Die Gründe für die breite Basis kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland seien vielfältig, wobei sich die Elemente gegenseitig verstärken. Eine verlässliche Wirtschaftspolitik, gute Infrastruktur, eine adäquate Ausbildung der Arbeitnehmerschaft, hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben von Staat und Privatunternehmen, ein hoher Internationalisierungsgrad, eine hohe Wettbewerbsintensität aber auch eine spezifische, auf Langfristigkeit angelegte, Unternehmenskultur seien Erklärungsfaktoren für das Zustandekommen eines „Mittelstandes“.

An diesen Elementen kann Wirtschaftspolitik auch in den Staaten Lateinamerikas ansetzen, hieß es im Verlauf der Diskussionen. Dabei kommt soliden institutionellen Rahmenbedingungen, dem Thema Rechtssicherheit und ein vertretbares Maß an Bürokratie eine besondere Rolle zu, da politische Entscheidungen hier entscheidende Veränderungen erzielen können. Allein der Doing Business Index der Weltbank zeige hier erhebliche Unterschiede zwischen den lateinamerikanischen Staaten. „Man müsse gar nicht immer nach Europa oder die USA schauen, meist habe schon der unmittelbare Nachbar wirksame, wirtschaftspolitische Rezepte ausprobiert“, hieß es seitens des Dekans der Wirtschaftsfakultät Andrés Jung. Auch das Image eines Landes sei entscheidend für das Unternehmensklima im Land. Die Politik konzentriere sich oft nur auf die großen Spieler im Markt und vernachlässige die Interessen kleinerer Unternehmen, denen oft der Zugang zu Kapital und internationalen Netzwerken fehle.

Was deutsche „Mittelständler“ ausmache sei der hohe Internationalisierungsgrad, das beständige Innovieren und ein eher organisches Wachstum im Markt. Dieser Dreiklang könne auch eine Blaupause für kleine Unternehmen in Lateinamerika seien. Sie müssten durch lokale Politiker stärker ins Zentrum der Wirtschaftspolitik gestellt werden.

Die Ergebnisse der Konferenz werden im Rahmen einer Studie zusammengefasst werden.

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