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Veranstaltungsberichte

„500 JAHRE REFORMATION - AUF DEN SPUREN MARTIN LUTHERS IN THÜRINGEN UND SACHSEN-ANHALT”

von Maja Eib, Katharina Wall
Tagung, Exkursion

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Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums des Thesenanschlags Martin Luthers lud das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung vom 17. bis 19. Februar 2017 in das Augustinerkloster zu Erfurt zur Tagung und Exkursion. Neben einer Führung durch die Klosterräume, der Bibliothek und der Lutherausstellung des evangelischen Augustinerklosters in Erfurt besuchte die Gruppe außerdem die Lutherstädte Eisleben und Mansfeld und begab sich so auf Spurensuche des Reformators.

In der Begrüßung und Einführung in die Tagung verwies Maja Eib, Leiterin des Politischen Bildungsforum Thüringen, auf die Aktualität des Wirken Martin Luthers und merkte an, dass auch Sie als katholische Theologin sich sehr interessiert mit seiner Person auseinandersetze. Anschließend hieß auch die Tagungsleiterin Frau Prof. Dr. Judith Lebküchner-Neugebauer die Teilnehmer herzlich Willkommen und in einer ersten Gesprächsrunde lernten sich die Anwesenden näher kennen.

Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt

Das ehemalige Kloster der Augustiner-Eremiten beherbergte Martin Luther von 1505 bis 1512 und ist heute vor allem eine Tagungs- und Begegnungsstätte. Auf einem Rundgang durch das Kloster, die Augustinerkirche und die historische Bibliothek veranschaulichte Dr. Ludscheidt das alltägliche Leben der Augustiner-Eremiten und referierte außerdem zu der bewegten Geschichte des Klosters. Nach der Reformation ging die Einrichtung 1525 in den Besitz der evangelischen Kirche über. 1559 säkularisierte die Stadt Erfurt das Kloster. Ein Luftangriff in den Wirren des Zweiten Weltkriegs zerstörte große Teile des Klosters. In den Jahren zwischen 1979 und 1990 wurde das Kloster umfassend wiederhergestellt und ist heute ein anerkanntes Kulturdenkmal. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer von der historischen Bibliothek, welche 1646 als Stiftung einiger evangelischer Pfarrer gegründet wurde. Mit dem aktuellen Bestand von ca. 60.000 Bänden befindet sich hier eine der bedeutendsten Sammlungen an Büchern in Deutschland.

Luthers Vermächtnis – Ökumenische Perspektiven 2017

In einem einstündigen Vortrag beschrieb am Abend der Beauftragte der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums, Dr. Seidel, Luthers reformatorische Bibelauslegung, die uns auch heute noch betrifft. Er lenkte den Blick hierbei auf die zwei großen Kirchen in Deutschland und formulierte mögliche ökumenische Perspektiven, die sich aus Luthers theologischen Ansichten ergeben können. Des Weiteren stellte Seidel Luthers Haltung gegenüber einigen wichtigen Prinzipien der katholischen Kirche in acht wichtigen Punkten dar. Hierunter fällt beispielsweise die Tatsache, dass Luther nie gegen den Marienglauben war, er veröffentlichte gar eine Schrift über die heilige Maria und widmete sie seiner Mutter. Des Weiteren war Martin Luther, was die Institution der Klöster anging, nur gegen die unfreie Aufbewahrung von Menschen in ihnen. Die Auflösung ganzer Klöster in evangelischen Fürstentümern ging auf die Befehle einzelner Landesherren zurück und nicht auf Luther selbst.

Luthers Lebensabschnitte in Eisleben und Mansfeld

Auf dem Weg nach Mansfeld und Eisleben am Samstagmorgen referierte Prof. Dr. Lebküchner-Neugebauer zu der Kindheit und den Jugendjahren des Reformators in den beiden Städten. Der als Martin Luder geborene Junge erblickte am 10.11.1483 in Eisleben das Licht der Welt. Sein Vater beschloss ein Jahr später, mit der Familie nach Mansfeld zu ziehen, da er sich von Beteiligungen an dem dortigen Kupferbergbau ein besseres Einkommen erhoffte. Bald florierte das Geschäft und Luthers Vater gehörte zu den wohlhabendsten Männern der Stadt.

Der junge Martin besuchte die Lateinschule in Mansfeld und galt als zurückgezogener und schüchterner Junge, wurde jedoch auch als sehr begabt eingeschätzt. 1497 wechselte er an die Schule der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ nach Magdeburg und zog ein Jahr später in das Umfeld der mütterlichen Verwandtschaft nach Eisenach, um an der städtischen Pfarrschule zu lernen.

Angekommen in Eisleben begrüßte der Stadtführer Thorsten Lange-Klemmstein die Gruppe. Im Verlauf des Tages führte er die Teilnehmer an verschiedene Orte, die etwas über die Geschichte Martin Luthers erzählen und heute von vielen besichtigt werden.

Zu Beginn besuchte die Gruppe das Geburtshaus Luthers, ein spätmittelalterliches Fachwerkhaus, in dem die Familie jedoch nur eine kurze Weile lebte, bevor sie nach Mansfeld zog. In lebendigen Erzählungen kreierte Lange-Klemmstein ein Bild vor den Augen der Zuhörer und erklärte die damaligen Verhältnisse im Montanbau und die gesellschaftlichen Gegebenheiten im beginnenden deutschen Humanismus. Die im historischen Sinne nachempfundene Ausstattung der Familie Luther und ein ausgestellter Taufstein aus dem Jahr 1518 beeindruckten die Teilnehmer.

Am Nachmittag führte Lange-Klemmstein die Teilnehmer außerdem in Luthers Sterbehaus. Nachdem Martin Luther wieder einmal nach Eisleben gereist war, um eine Auseinandersetzung unter den Grafen von Mansfeld zu schlichten, verstarb anderntags vor Ort an einem Herzinfarkt im Alter von 62 Jahren am 18. Februar 1546.

Die Taufkirche Luthers und ihre heutige Botschaft

In der Taufkirche St. Petri und Paul wurde Martin Luther am 11. November 1483 getauft und somit ist die Kirche auch heute für viele noch von besonderer Bedeutung. Die Pfarrerin Carstens-Kant erzählte den Anwesenden etwas zu der Geschichte der Kirche und zu der heutigen Nutzung. Ende April 2012 wurde die Kirche als „Zentrum Taufe“ wiedereröffnet. Der spätgotische Kirchenraum wurde verändert und eine neue Botschaft soll von der Kirche ausgehen: Um ihrem Namen gerecht zu werden, legt die Kirche heute einen Akzent auf den Akt der Taufe in unserer Zeit. Dazu fällt ein in den Boden eingelassenes, großes rundes Taufbecken in der Mitte der Kirche besonders ins Auge, das – dank modernster Einrichtungen eine Ganzkörpertaufe auch in den Wintermonaten ermöglicht. Im Anschluss an die Worte der Pfarrerin und einige Fragen der Teilnehmer blieb außerdem noch die Zeit, den restaurierten Taufstein Martin Luthers zu betrachten und den Kircheninnenraum mit seinen historischen Fenstern und vielen Botschaften, die im Wesentlichen durch neues Design altbekannter Strukturen vermittelt werden, zu bewundern.

Nach einer kurzen Besichtigung des Schlosses Mansfeld mit seiner gut erhaltenen Schlosskirche beendete die Gruppe den Tag und fuhr zurück nach Erfurt.

Der Blitzschlag bei Stotternheim

Den letzten Tag der Exkursion begann Frau. Dr. Lebküchner-Neugebauer mit einem kleinen Vortrag während der Busfahrt. Anschaulich beschrieb sie die Legende über das Erlebnis des jungen Studenten Luther, der am 2.Juli 1505, auf dem Rückweg von Mansfeld nach Erfurt, bei dem Dorf Stotternheim in ein schweres Unwetter geriet. Um lebend aus der Situation herauszukommen gelobte er der Heiligen Anna, ein Mönch zu werden und trat am 17. Juli 1505, nachdem er sich mit einer Feier von seinen Kommilitonen verabschiedet hatte, in den Augustinerorden ein.

Lebendige Ökumene im Kloster St. Wigberti

Nachdem die Gruppe einen kurzen Halt bei dem Lutherstein gemacht hatte, welcher dem Gelübde Martin Luthers gedenkt, fuhr sie zu ihrem letzten Ziel des Wochenendes. Angekommen am Priorat St. Wigberti begrüßte Pater Franz die Teilnehmer und führte durch das Koster und die Klosterkirche. Mittels einiger Anekdoten erzählte er von dem alltäglichen Klosterleben und ging auch auf die bewegte Vergangenheit des Konvents ein. In dem Kloster St. Wigberti sowie zuvor in dem Augustinerkloster zu Erfurt war die Möglichkeit zur Andacht gegeben, die von Herrn Dr.Christoph Treutwein - als Tagungsteilnehmer - wundervoll musikalisch mit seinem Telemannkonzert auf der Oboe umrahmt wurden.

In dem ökumenischen Kloster wird der Glaube bewusst zwischen evangelischen, römisch-katholischen und einst auch orthodoxen Brüdern geteilt.

Mit diesem Zeichen der lebendigen Ökumene in dem Kloster St. Wigberti neigte sich die Tagung ihrem Ende zu. Auf dem Weg zurück nach Erfurt ließ man in Gesprächen im Bus ein wenig Revue passieren und war sich einig: man war Luther auf dieser Spurensuche ein gutes Stück näher gekommen und hat viele Anregungen erhalten, um sich auch weiter während dieses besonderen Jahres mit seiner Person zu beschäftigen.

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Maja Eib

Maja Eib bild

Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

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