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"Mehr Mut zur Verteidigung unserer Werte, die Religiösität als Bereicherung empfinden"

Der Religionswissenschaftler Professor Dr. Dr. Peter Antes hielt zum Thema "Deutsche Leitkultur und religiöser Pluralismus - wie passt das zusammen?" ein leidenschaftliches und gut begründetes Plädoyer für Toleranz, Menschlichkeit und Solidarität.

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In seinem Vortrag erläuterte Antes im vollbesetzten Saal des Marriot-Hotels am Maschsee zunächst den Begriff den Deutschen Leitkultur, indem sagte, die Deutsche Leitkultur sei wie die Rede vom christlichen Abendland oder dem jüdisch-christlichen Erbe ein Abgrenzungsbegriff, der ausschließen wolle und zwar heute insbesondere den Islam.

Europa – religionsgeschichtlich und der religiöse Pluralismus heute

Prof. Antes führte aus, dass man sich in diesem Zusammenhang ins Gedächtnis zu rufen solle, dass Europa – religionsgeschichtlich gesprochen – schon immer vom Import gelebt habe. Judentum, Christentum, Islam und neuerdings auch Buddhismus und Hinduismus seien aus Asien nach Europa gekommen und sie alle kennen ursprünglich weder die Demokratie als Regierungsform, noch die Menschenrechte oder die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Und es habe lange gedauert, bis diese Prinzipien durch die monotheistischen Religionen akzeptiert worden sei. Heute sei der jüdisch-christliche Monotheismus nicht mehr das einzige Bekenntnis in Deutschland. Aus dem ursprünglich evangelischen und katholischen Deutschland sei ein Land geworden, in dem Protestanten und Katholiken zusammen keine 60 % der Bevölkerung mehr aus ausmachen würden.

Grundlagen der deutschen Leitkultur im niedersächsischen Schulgesetz

Zur Definition der Leitkultur wurde Antes im Niedersächsischen Schulgesetz fündig.

Demzufolge sei die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler weiterzubilden 'auf der Grundlage des Christentums, des europäischen Humanismus und der Ideen der liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen' (§ 2 Nds. Schulgesetz) und daraus folge gewissermaßen als deutsche Leitkultur beispielsweise folgenden Erziehungsziele: die Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Toleranz sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten, den Gedanken der Völkerverständigung, insbesondere die Idee einer gemeinsamen Zukunft der europäischen Völker, zu erfassen und zu unterstützen und mit Menschen anderer Nationen und Kulturkreise zusammenzuleben und Konflikte vernunftgemäß zu lösen, aber auch Konflikte zu ertragen.

Nur die Religionen, die sich diesen Erziehungszielen verpflichtet fühlen, könnten in Niedersachsens Schulen Religionsunterricht erteilen, seien es Juden, Christen oder Muslime.

Für Hasspredigten, Ablehnung oder Bekämpfung Andersgläubiger, Antidemokratiekampagnen oder die Ablehnung der Gleichheit von Männern und Frauen vor dem Gesetz sei dort kein Platz, im Namen welches Gottes auch immer, fuhr Antes fort.

Alle Menschen müssen sich zu Wohle der Gesellschaft einbringen

Seinen Vortrag schloss Antes mit dem Wunsch danach, dass es gelingen solle, Jugendliche davon abzuhalten, sich in das Abenteuer des Dschihad zu stürzen oder sich rechts- wie linksradikalen Gruppen anzuschließen. Zudem wünsche er sich von den Menschen Mut zur Verteidigung der gemeinsamen Werte, also eine deutsche Leitkultur, die den religiösen Pluralismus als Bereicherung erlebe und ohne Angst an der Verwirklichung einer menschlich-solidarischen Gesellschaft in Freiheit und Frieden 2017 weiterarbeitet und zwar alle Menschen, aber jede und jeder nach seinen Möglichkeiten.

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