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Veranstaltungsberichte

Haltung, Wandel oder Wertekompass - was ist konservativ heute?

von Julia Rieger

Bericht vom Talk im Südbahnhof Krefeld mit Prof. Dr. Andreas Rödder

Wer konservativ ist, will etwas bewahren. Aber was soll bewahrt werden und wo ist dann dort der Wandel? Das war ein zentrales Thema beim „Talk im Bahnhof“ zum Thema „Haltung, Wandel oder Wertekompass – was ist konservativ heute?“ Im Südbahnhof in Krefeld sprach Professor Dr. Andreas Rödder, einer der bekanntesten deutschen Zeithistoriker vor vollbesetzten Stuhlreihen. Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Ansgar Heveling MdB statt.

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Ein generelles und grundsätzliches Thema

Die Leiterin des Regionalbüros Rheinland Simone Habig forderte in ihrer Begrüßungsrede dazu auf, die eigenen Werte und Überzeugungen zu reflektieren. Ansgar Heveling freute sich in seinem Grußwort auf neue Denkanstöße und bezeichnete das Konservative als etwas, worüber er immer wieder grübele. Er sagte, das Konservative sei ein Sehnsuchtsbegriff, der viel mit Haltung zu tun habe.

„Veränderungen verzögern, bis sie harmlos geworden sind“

Professor Rödder startete mit diesem Zitat von Lord Salisbury in seinen Vortrag. Auf den ersten Blick scheint diese Aussage defensiv, sagte er. Aber im Endeffekt steckt eine Menschenfreundlichkeit dahinter: Der Wandel wird nicht verhindert, sondern so gestaltet, dass die Menschen mitkommen. Das sei eine wichtige konservative Grundposition. Wer ein festes Fundament hat, kann auch mal überraschend und „unorthodox“ handeln, sagte Rödder.

Es gibt keine ewigen Werte

Konservativ zu sein, ist eine Denkform, die aber nicht festgeschrieben ist, sagt Rödder. Werte, die sich nie wandeln, gibt es nicht. Er beschreibt das konservative Paradoxon: Konservative verteidigen heute das, was sie gestern bekämpft haben. Als Beispiel nennt er die Demokratie, die heute für Konservative ein wichtiger Wert ist, aber früher kaum Anhänger hatte. Das sei die Grundeigenschaft von Konservatismus: den Wandel verträglich zu gestalten. Wer ihn verhindern will, ist Traditionalist, wer den Wandel rückgängig machen will, ist Reaktionär. So grenzt Rödder das Konservative ab.

Drei Grundkonzepte für Konservatismus

Im besten Sinne skeptisch zu sein, sei einer der drei Grundpfeiler des konservativen Denkens. Dinge, die heute richtig erscheinen, könnten sich in Zukunft als falsch herausstellen. Deswegen solle der Wandel nur so vollzogen werden, dass Entscheidungen wieder rückgängig gemacht werden können. Zweiter Grundpfeiler sei, dass der Konservatismus auf Maß und Mitte, Erfahrung und Altersvernunft statt auf statische Ideen und Extreme setze. Der Konservative gebe der Gesellschaft immer Vorrang vor dem Staat. Familien sollen laut konservativem Weltbild selbst entscheiden, wie sie leben, sagt Rödder.

Extreme vermeiden

Rödder erklärt anhand von Beispielen, was seiner Meinung nach eine konservative Haltung ausmacht. Er spricht über den Staat, Migration, die Europäische Union, Familie, Bildung und Islam. Dabei betont er, dass ein Mittelweg zwischen den Extremen meistens eine konservative Haltung ausmacht. Man müsse sich in der Flüchtlingskrise seiner humanitären Verantwortung bewusst sein, aber auch nach Maß und Mittel abschätzen, wie eine Lösung aussehen könne. Am Ende seines Vortrages weist Rödder darauf hin, wie wichtig es ist, sich über konkrete Punkte zu streiten und dort in eine Debatte zu treten.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum, die von Ansgar Heveling MdB geleitet wird, drehen sich die Fragen der Zuschauer oft um die ewigen Werte. Als Beispiel für solch einen Wert führt er die Menschenwürde an. Rödder ergänzt, dass die Maßstäbe sich verändern und die Menschenwürde heute anders definiert wird, als noch vor 70 Jahren. Auch die Verbindung von christlichen und konservativen Werten wurde diskutiert.

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