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Veranstaltungsberichte

Helmut Kohl – Patriot, Brückenbauer und ZukunftsVisionär

Deutschland. Das nächste Kapitel

Vortrag und Podiumsgespräch

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Am 18. Juli lud das Politische Bildungsforum Thüringen zu Vortrag und anschließendem Podiumsgespräch über Helmut Kohl und Zukunftsaufgaben in die Gedenkstätte Point Alpha.

Begrüßung

Zunächst begrüßte Hildigund Neubert, stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Gäste. Mit ihren einleitenden Worten erinnerte sie an den „Kanzler der Einheit“ Helmut Kohl, der gerade nicht durch das bloße Aussitzen, sondern durch seine Wandelbarkeit, Gelassenheit und Handlungsmöglichkeiten überzeugte. Eine Haltung der Wachheit und Entschlossenheit im richtigen Moment zuzupacken, waren die Leitlinien seiner Politik.

Vortrag Prof. Dr. Bernhard Vogel

Prof. Dr. Bernhard Vogel, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und des Freistaats Thüringen, erinnerte zu Beginn seines Vortrags an den Tag des 17. Juni 2005, an welchem Helmut Kohl gemeinsam mit George H. W. Bush und Michail Gorbatschow die ersten Point Alpha Preise am Veranstaltungsort verliehen bekommen haben.

Vogel skizzierte seine Freundschaft mit Kohl, die auch in Meinungsverschiedenheiten jahrzehnte-lang bestand, und mit dem gemeinsamen Studium in Heidelberg begann. Während des Studiums fiel der junge, eine grüne Lambretta fahrende Kohl in der Forschungsgruppe von Sternberger auf, weil er im Gegensatz zum Professor, immer mehr Praktiker, als Theoretiker war.

Vogel unterstütze Kohl bei der Bundestagswahl 1965 und wurde selbst zwei Jahre später auf Empfehlung Kohls als Kultusminister in die von Ministerpräsident Altmeier geführte Landesregierung von Rheinland-Pfalz berufen.

Vogel führte aus, dass die Heimatverbundenheit und Weltoffenheit Kohls keineswegs einen Widerspruch darstelle. Kohl liebte sein Vaterland und wollte für dieses Politik machen, aber eben auch weltweit. Seine Heimatverbundenheit gab ihm die Kraft für die Politik.

Vogel blieben von Kohls Reden vier prägend in Erinnerung: die erste war anlässlich des Honecker Besuchs in Bonn 1987, in der Kohl das vereinte Europa forderte und Honecker aufforderte, die Mauer und den Schießbefehl abzuschaffen. Eine weitere, für Vogel bedeutende Rede, hielt Kohl am 28. November 1989 vor dem Deutschen Bundestag. In jener Rede stellte er das „Zehn-Punkte-Programm“ zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas vor und überraschte damit die ganze Welt. Die dritte Rede hielt Kohl am 19. Dezember 1989 in Dresden. Kohl durfte mit dieser Ansprache weder die Hoffnungen der DDR-Bürger enttäuschen, noch die internationalen Partner brüskieren. Laut Vogel war es beeindruckend, dass Kohl den Leuten etwas sagte, ohne es jedoch zu versprechen. Die letzte Vogel prägende Rede fand am 20. Februar 1990 auf dem Domplatz in Erfurt statt, der aufgrund des riesigen Menschenandrangs zu klein war. Es war der Wahlkampfauftakt zur ersten und zugleich einzigen freien Volkskammerwahl in der DDR.

Vogel war sich sicher, dass es Kohls Verdienst zusammen mit Bush und Gorbatschow war, dass aus dem Mauerfall die Deutsche Einheit geworden ist. Der 9. November 1989 war der Tag der Freiheit, aus dem der 3. Oktober 1990, der Tag der Einheit, entstehen konnte. Die bildhafte Vision Kohls der „blühenden Landschaften“, als ökonomische Zukunftsperspektive für die neuen Bundesländer, sieht Vogel als verwirklicht an. Zudem sei es Kohls Erfolg, dass Europa die berechtigten Ängste vor einem wiedervereinten Deutschland in der Mitte Europas genommen wurden.

Abschließend appellierte Vogel, dass der Auftrag zur Vereinigung Europas noch nicht erfüllt sei.

Vortrag Friedhelm Ost

Friedhelm Ost leitete seinen Vortrag mit der Beschreibung seiner beruflichen Beziehung zu Helmut Kohl ein. Der ehemalige Staatssekretär und Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung unter Kohl berichtete, dass er bezüglich der Ausführung seines Amtes keinerlei Vor-gaben von Kohl erhielt. Kohl war in dem Sinne nicht sehr mitteilsam und vertraute auf den „gleich denkenden“ Ost.

Auch Ost betonte die tiefe Heimatverbundenheit Kohls. Demnach empfand Kohl die „Trennung seines Vaterlands als schmerzhaft (…). Die Wiederherstellung der Einheit in Freiheit war für Helmut eine Herzensangelegenheit.“ Ost führte aus, dass Kohl zwar Patriot gewesen ist, war aber der Ansicht, nur wer sehr ein eigenes Vaterland liebt, hat Achtung gegenüber den anderen Ländern. Vor allem gegenüber den kleineren europäischen Staaten.

Ost erwähnte lächelnd die Reise Helmut Kohls in die DDR im Mai 1988 zusammen mit Hannelore Kohl und unter anderem mit ihm, welche Kohl ein Gefühl gab, dass eine politische Veränderung doch nicht mehr fern sein könnte.

Als weiteres politisches Ereignis erwähnte Ost die Fälschung der Kommunalwahlen 1989. Nach diesem Ereignis verlangten die Menschen der DDR freie Wahlen. Daher sei es nach Ost erschreckend, dass Bürger ihr Wahlrecht heute nicht wahrnehmen. Neben dem mitschwingenden Appell, sein Wahlrecht auch gegenwärtig auszuüben, forderte Ost eine starke Bundeswehr für die äußere Sicherheit. Ein weiterer wichtiger Punkt sei das gemeinsame Arbeiten innerhalb der EU. Hier zitierte Ost, ganz im Sinne von Kohl, Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir Europäer müssen unser Schicksal in unsere eigene Hand nehmen“.

Letztlich führte Ost aus, was Kohl seiner Ansicht nach in der Zukunft tun würde. Das wäre zum einen der Ausbau einer dynamischen Wirtschaft in lebendiger Umwelt. Eine Wirtschaft, bei der der Fokus auf Qualität und Wachstum läge. Zum anderen das Streben nach Wohlstand für alle, wobei vor allem kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt werden müssten, da diese das Rückgrat der deutschen Wirtschaft mit Arbeitsplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten sind. Wichtig für Kohl wäre weiterhin die Nachhaltigkeit, um so die Schöpfung zu bewahren.

Bei allen Herausforderungen würde Kohl, so Ost, nach der geistig-moralischen Wende vorgehen. Diese sei von Kohl nie rückwärtsgewandt ausgerufen worden, sondern als Appell an Menschlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt, was in der globalisierten Welt umso mehr erforderlich ist.

Vortrag Christian Hirte

In seinem kurzen Vortrag führte Christian Hirte, Mitglied des Deutschen Bundestages, die heutigen Herausforderungen, das Aufrechterhalten von Kohls Erbe und die dadurch bestehende Verantwortung, auf.

Problematisch seien unter anderem die Flüchtlingspolitik, der Brexit und die Ost-West Konfliktsituation. Das vereinigte Deutschland sei ökonomisch und politisch in einer Win-Win-Situation und müsste so in der EU als fairer Mittler agieren.

Aufgrund der geographischen, historischen und ökonomischen Situation müsste Deutschland, so wie einst Kohl, seinen Einfluss geltend machen. Demnach sollte das nationale Interesse darauf gerichtet sein, Europa zum Erfolg zu machen.

Wichtig sei es, den eigenen Standpunkt auch hinterfragen zu können.

Podiumsdiskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Bernd Hilder moderiert wurde, waren neben dem Mut zur deutschen Küche, wie dem von Kohl geliebten Saumagen, die heutigen Herausforderungen und wie man sie behandelt, Thema.

Nach Vogel dürfen die richtig erkannten Ziele nicht an Zeitgeist und Moden angepasst werden, sondern müssten mit Standhaftigkeit und nach einem klaren Koordinatensystem verfolgt werden. Ost ergänzte, dass langfristiges Denken erforderlich sei.

Bezogen auf die aktuelle Politik beschrieb der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte die Herausforderungen in einem Umfeld, in welchem sich die Politik-, und Parteienlandschaft gewandelt habe und stark fragmentiert ist. Folglich bestünde die Notwendigkeit zum Kompromiss.

Abschließend fragte Moderator Bernd Hilder, ob das europapolitische Erbe Kohls verspielt werde. Ost verneinte die Frage und benannte den Brexit und die Diskussionen über eine Freihandelszone, sowie die Ost-West-Situation, als problematisch und herausfordernd. Er stellte jedoch klar, dass es sich nicht um schwere Konflikte handele, wie sie die Kriegsgeneration wie er Vogel und Kohl. Ost verdeutlichte dabei, dass wir gegenwärtig in der längsten Zeit ohne Krieg, in Frieden und Wohlstand in Europas leben. Ja, Europa sei herausgefordert, aber dafür gäbe es Lösungen. Hirte beantwortete die Frage ablehnend und sah die Entwicklungen der vergangenen Jahre eher als „Weckruf“, der zeige, dass das Wohl Deutschlands auch von dem Europas abhänge und die EU weitere Reformschritte gemeinsam gehen müsse. Dies beinhalte sowohl mehr Anstrengungen für gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik als Impulse für Innovationen, damit man neben des USA und vor allem China als Hort von Innovation und Fortschritt unabhängig bestehen kann. Auch Vogel verneinte die Frage und erinnerte sich, wie schon zu Beginn der Veranstaltung, an den Trauerakt für Helmut Kohl in Straßburg. Bei diesem kamen alle internationalen Regierungschefs zusammen, um gemeinsam von einem Visionär eines friedvollen und gemeinsamen Europas Ab-schied zu nehmen. Dies sei einzigartig und unterstreicht Kohls Bedeutung für Europa als auch die gemeinsamen Pfade für die Zukunft.

Abschließend erinnerte Ost an die Worte Kohls: „Thüringen meine Heimat, Deutschland unser Vaterland und Europa unsere Zukunft.“

Der Abend wurde mit einem Schlusswort der Direktorin der Point Alpha Stiftung beschlossen, welche dankbar für die vielen Gäste und die Referenten war und Point Alpha als historischen Lernort für Deutschland und Europa würdigte. Im Anschluss verblieben viele Teilnehmer noch beim Empfang und kamen mit den Referenten ins Gespräch.


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Daniel Braun

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Leiter des Auslandsbüros Nordmazedonien und Kosovo

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