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Veranstaltungsberichte

Wie christlich ist Deutschland – und was hat es davon?

Eine Bilanz des Fuldaer Gesprächs 26. Februar 2018

"Für die meisten Menschen in Deutschland ist der christliche Glaube nicht wichtig. Dennoch üben die Kirchen prägenden Einfluss auf das soziale Klima in Deutschland aus." Diesen scheinbaren Widerspruch erläuterte Dr. Andreas Püttmann 70 Teilnehmern des ersten Fuldaer Gesprächs der Konrad-Adenauer-Stiftung: "Obwohl viele Menschen sich den Glaubensaussagen ihrer Kirchen nicht verbunden fühlen, treten sie nicht aus ihnen aus, weil sie deren Einsatz für eine menschenwürdige Gesellschaft schätzen, familiäre Traditionen achten und eine "diffuse Furcht vor einer Welt ohne Gott" verspüren."

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Der 54-jährige Publizist beschrieb mit deutlichen Worten das Phänomen einer "erkalteten Religion in Deutschland": "Die persönliche Überzeugung, in ihrem Glauben Wahrheit gefunden zu haben, besteht in der Regel nicht. Erdrutschartige Abbrüche in den jungen Generationen sind seit Jahrzehnten zu beobachten." Wer sich von seiner Kirche distanziere und Sonntagsgottesdienste nicht mehr besuche, ließe in der Regel seinen Glauben "in einem Dämmerlicht verschwinden" und kehre nur in wenigen Einzelfällen Jahre später in die Gemeinde zurück. In ganz Europa - so Püttmanns Analyse - ereigne sich eine durch individuelle Lebensstile, umfangreichen Wohlstand und hohe persönliche Mobilität verstärkte "Krise der Kirchen": "Dabei sind die Kirchen nicht Herr ihres Schicksals. Liberale Kirchen sind nicht erfolgreicher als konservative Gemeinschaften und umgekehrt. Es herrscht pragmatives Desinteresse." Religion werde generell für gut befunden: "Nicht für mich, aber für nur für die Anderen."

In sieben Thesen erläuterte der in Bonn lebende Politikwissenschaftler Beiträge gläubiger Christen zum Erfolg unserer freiheitlichen Ordnung. Da sich Christen erstens dem "Schutz des Lebendigen" verpflichten fühlten, achteten sie die Würde jedes Menschen. Zweitens erzöge die Beachtung der zehn Gebote zum Respekt vor staatlichen und anderen ethischen Normen. Drittens fördere die Überzeugung, sich vor Gott bewähren zu müssen, das Bewusstsein, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und anderen Menschen zu helfen. Viertens immunisiere der Glaube an die Auferstehung gegen Radikalismus und ermögliche "Gelassenheit in vorletzten Dingen". Fünftens bewahre die Lehre von der Erbsünde einerseits vor zu großem Vertrauen in den Staat und andererseits vor Verdrossenheit von der Politik. Sechstens achte ein christlicher Patriotismus alle Mitmenschen: "Der Nächste ist nicht der Volksgenosse." Siebtens verschaffe der Glaube an das Jenseits vielen Christen einen "optimistischen Blick, der menschliches Glück ermöglicht."

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Kontakt

Dr. Thomas Ehlen

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Hessen

thomas.ehlen@kas.de +49 611 157598-0 +49 611 157598-19

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