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Veranstaltungsberichte

18 junge Hamburger Statements zur Europawoche 2018

von Dr. Karolina Vöge, Lars Schröder Ramirez

"Jung und europa-willig!" - Digitale Europa-Messe der KAS Hamburg

Digitales Projekt anlässlich Europa-Tag und Europawoche 2018

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Da wir als Konrad-Adenauer-Stiftung sehr europäisch "ticken", hat das Politische Bildungsforum Hamburg der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. anlässlich der Europawoche 2018 als digitales Projekt thematisiert, was junge Leute – aktuell und offen gesprochen - über die Europäische Integration denken und wie sie ihre Zukunft vermuten bzw. wahrnehmen. Hierfür haben wir drei kernige Fragen formuliert und diese Auszubildenden, Studierenden, Doktoranden und jüngeren Arbeitnehmern aus Hamburg, alle im Alter von 20 bis 30 Jahren, gestellt. Die Wünsche unserer Mitdiskutanten haben wir respektiert: Wer mit Klarnamen erscheinen wollte, wird genannt, und wer nicht, erscheint mit abgekürztem Nachnamen. Mit Pseudonymen arbeiten wir nicht so gerne, weil wir denken, dass man seine Meinung vertreten anstatt sich zum Avatar machen sollte. In jedem Fall zeitigte dieses digitale Projekt eine rege Resonanz. So beteiligten sich via Facebook über 350 Personen daran. Beeindruckend, vielen Dank dafür!

Die zusammengekommenen Statements hätten kaum unterschiedlicher und zugleich kaum geeinter ausfallen können. Lest dazu im Folgenden das geronnene Ergebnis, 18 ausgewählte Europa-Statements anlässlich der Europawoche 2018 und zu unseren drei Fragen.


Frage 1: Inwiefern profitierst Du davon, Europäer oder Europäerin zu sein?

  • Europa ist eine Erfolgsgeschichte! Ein Kontinent mit soviel ethnischem, kulturellem Reichtum und kontroversen Meinungen. Innerhalb Europas haben wir uns die Zeit des Friedens und auch der Prosperität hart erarbeitet. Darum bin ich sehr stolz, Europäer zu sein! (Nando A. / 26 J.)
  • Unter Anderem profitiere ich als Europäerin durch Reisefreiheit und die damit auch verbundene Freizügigkeit, wie ich mein Leben gestalte. Zudem ist eine Einheitswährung und der Friedenszustand in Europa etwas, was mich persönlich als Europäerin ganz groß profitieren lässt! (Dominique C. / 29 J.)
  • Als Europäer darf ich die Freiheiten genießen, überall in die Europäische Union hinzureisen und zu studieren oder zu arbeiten. Das Motto “In Vielfalt geeint” bringt das Ziel von uns Europäern zum Ausdruck, uns gemeinsam für Frieden, Demokratie und Wohlstand einzusetzen und mit unseren unterschiedlichen Traditionen, Sprachen und Kulturen Europa zu bereichern. Als Europäer fühle ich mich als Teil von etwas Größerem und bin überzeugt, dass wir viele zukünftige Herausforderungen gemeinsam lösen können. Europa bedeutet eine gemeinsame Zukunft. (Medhi Shokri / 30 J.)
  • Als Europäerin genieße ich das Gefühl von Zusammenhalt und Akzeptanz, quasi überall in den Mitgliedsstaaten. Die Werte, für die die EU steht, können und müssen wir als Europäer und Europäerinnen nach außen vertreten, auch wenn dies manchmal ein mühsamer Kampf ist. Insgesamt profitieren wir jedoch alle von dem Wissen und dem Gefühl, gemeinsame Werte in der Welt zu vertreten! (Jana Weiß / 21 J.)
  • Als engagierte Europäerin weiß ich aus erster Hand, was so schön an Europa ist: der interkulturelle Austausch mit Anderen und der starke Zusammenhalt der europäischen Jugend! Das entschiedene Eintreten für Menschenrechte habe ich in vielen Debatten des europäischen Austausches erleben dürfen, was mich als Europäerin ganz besonders geprägt und hat profitieren lassen. (Melanie Ahlers / 24 J.)

Frage 2: Was ist Deiner Meinung nach aktuell die größte Herausforderung für die Europäische Integration?

  • Eine der größten Herausforderungen, vor der die Europäische Integration steht, ist für mich der Brexit, weil damit die wirtschaftliche Stabilität der Europäischen Union bedroht ist und der Wegfall anderer Nationen aus der EU ebenfalls nicht mehr unmöglich scheint. Zudem sehe ich im Vormarsch rechtspopulistischer Kräfte in ganz Europa - sei es in Polen, Frankreich oder auch Deutschland, die statt einer europäischen Identität eine nationale Identität betonen - ebenfalls eine große Herausforderung der Europäischen Integration. (Sven R. / 27 J.)
  • Die Idee der Europäischen Union muss gezielt gestärkt werden, damit Populisten jeglicher Couleur keine Chance haben. Doch das Schiff des Europäischen Ideals gerät zunehmend in gefährliches Gewässer: Es gilt klaren Kurs für die Meinungsvielfalt und Demokratie zu halten und mit einer integrativen Politik Europa zu einen. (Christoph S. / 27 J.)
  • So vielfältig die Länder der Europäischen Union sind, so unterschiedlich sind auch die jeweiligen Wertvorstellungen, Meinungen und Haltungen. Einerseits gründen sich Formationen wie „Pulse of Europe“, die die europäische Idee des Friedens und der Freiheit weitertragen. Auf der anderen Seite lassen sich in verschiedenen Staaten Europas Gruppierungen und Parteien wahrnehmen, die eine populistische Sichtweise vertreten und damit AnhängerInnen und WählerInnen finden. Was kann die Europäische Union in diesem Zusammenhang leisten, was ist ihre Rolle in diesem Konflikt und wie können nationalistische Tendenzen aufgebrochen werden? All das sehe ich gegenwärtig und künftig als größte Herausforderung der Europäischen Integration. (Theresa Becker / 23 J.)
  • Für mich stellen der wieder aufkommende Nationalismus und die fehlende Bereitschaft, sich gegenseitig mehr zuzuhören und unterschiedliche Positionen auch mal zuzulassen, die größten Herausforderungen der Europäischen Integration dar. Eine Spaltung in Nord und Süd oder West und Ost muss unbedingt verhindert bzw. überwunden werden. (Daniel Jarzembowski / 24 J.)
  • Nationalismus überwinden: Solange wir es nicht schaffen, den Europäischen Gedanken in der Bevölkerung zu verankern, wird Europa immer ein politisches und wirtschaftliches Konstrukt bleiben. (Florian Neumann / 22 J.)
  • Ganz klar in dem immerwährenden Zwiespalt, in der sich die Europäische Union als Wertegemeinschaft und gleichzeitig als Zusammenschluss unterschiedlicher Staaten, welche alle eigene Interessen verfolgen, befindet. Nur wenn sich die Europäische Union authentisch als ein Garant für Toleranz, Vielfalt, Frieden und Freiheit versteht, kann ein solcher Zusammenschluss aus zahlreichen Kulturen und Vorstellungen Bestand haben. (Tetsuo Y. / 23 J.)
  • Die größte Herausforderung liegt darin, Flüchtlinge zu integrieren und zu fördern, sodass diese auch in Lohn und Brot kommen! Und Menschen mehr in die Demokratie einzubeziehen, egal woher man kommt und wer man ist. So, wie das Gesetz es vorgibt. (Priyange G. / 29 J.)

Frage 3: Wo siehst Du Europa in 20 Jahren?

  • Es gilt sich an den Gründungsgedanken der Union zu besinnen und die Freiheit des Einzelnen wieder vermehrt zu gewährleisten. Dazu bedarf es, in den kommenden Jahrzehnten vorzubauen und Politische Bildung mehr in den Vordergrund zu schieben. Nur so können wir den drohenden populistischen „turn“ überwinden und eine neue spannende, gesellschaftliche Debattenkultur initiieren und etablieren. (Markus Remus / 22 J.)
  • Ich denke nicht, dass es in den nächsten Jahren einfach wird für Europa. 20 Jahre sind allerdings genug, dass die Staaten einsehen werden, dass sie ohne ein starkes Europa auf der Weltbühne nichts bewegen können. (Conrad B. / 26 J.)
  • Momentan bin ich leider pessimistisch. Die Aufgaben, die auf die EU zukommen, sind gewaltig. Die Sicherung des Freihandels, eine verantwortungsvolle Verteidigungspolitik und eine nachhaltige Finanzpolitik sind nur einige Punkte, die gemeistert werden müssen. Ich wünsche mir mehr Einigkeit in der Außen- und Sicherheitspolitik. Wie dringend wir diese Einigkeit benötigen, wird immer deutlicher. (Jan Detering / 26 J.)
  • Wenn ich die zeitliche Dimension von 20 Jahren betrachte, so glaube ich, dass es innerhalb Europas sicherlich noch zu merklichen Umbrüchen und Veränderungen kommen wird. So stellt sich nicht nur die Frage, welche Staaten in den folgenden beiden Dekaden noch, nicht mehr oder neuerlich zur EU gehören werden und inwiefern gesellschaftliche, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Aspekte Einfluss auf das Europa der Zukunft haben werden. Für mich zeichnet sich keine eindeutige Tendenz oder Prognose ab, weshalb ich umso gespannter bin, wie die Lage in 20 Jahren tatsächlich sein wird. (Julia R. / 24 J.)
  • Persönlich gehe ich davon aus, dass die einzelnen Staaten in Europa zunehmend wegkommen vom Zentralismus, hin zu regionalen und autonomen Staatsformen. Jedoch nehme ich das nicht als anarchistische oder katastrophale Wendung wahr, da mir der Erhalt eines gesellschaftlichen Werteverständnisses wichtiger erscheint, als der Erhalt politischer Konstruktionen. (Lukas Y. / 27 J.)
  • Ein Blick in die Zukunft ist immer auch ein Blick zurück zu Vergangenem, weswegen ich denke, dass Europa und sein demokratischer Geist noch einige, mitunter existentielle Krisen erleben werden. Jedoch bin ich ebenfalls davon überzeugt, dass der demokratische Wille der Europäerinnen und Europäer sowie der damit einhergehende Wille zu Freiheit und Frieden auch in Zukunft weiterbestehen werden. Dementsprechend bin ich mir sicher, dass Europa auch noch in 20 Jahren durch ein freiheitlich-demokratisches Zusammenleben geprägt sein wird. (Lars Schröder Ramirez / 27 J.)

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