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Länderberichte

Wie weiter mit den USA?

von Syreta Haggray

Teil 4: Die deutsch-amerikanische Kulturdiplomatie

Wunderbar together, so lautet das Motto des diesjährigen Deutschlandjahres in den USA. Um die gemeinsamen Werte, Interessen und Ziele soll geworben werden, um das Fundament unserer Freundschaft. Mit einem Bündel an Projekten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Bildung, Kultur und Wissenschaft und mit einer Vielzahl an Veranstaltungen in jedem der 50 Bundesstaaten in Kooperation mit deutschen und amerikanischen Projektbeteiligten soll um das Fortbestehen des gemeinsamen Dialogs und der Zusammenarbeit geworben werden. Doch es steht viel mehr auf dem Spiel.

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Eine weibliche Querflötenband spielt auf der deutsch-amerikanischen Steubenparade auf der Fith Avenue in New York, 20. September 2014. | © PilotGirl / Flickr / CC BY-NC 2.0 © PilotGirl / Flickr / CC BY-NC 2.0
Eine weibliche Querflötenband spielt auf der deutsch-amerikanischen Steubenparade auf der Fith Avenue in New York, 20. September 2014. | © PilotGirl / Flickr / CC BY-NC 2.0

Für Deutschland ist die Handhabung der transatlantischen Beziehung zu den USA nach Jahrzehnten, in denen zwar nicht immer alles unkompliziert verlief, aber relativ stabil war, mit der Präsidentschaft von Donald Trump zu einer grundlegenden Herausforderung geworden. Die liberale Weltordnung mit ihrem Fundament Multilateralismus, von der Deutschlands Freiheit, Sicherheit und Wohlstand abhängig ist, wird zunehmend von aufsteigenden Mächten herausgefordert. Zudem gewinnt auch anti-modernes und illiberales Denken, sogar in westlichen Demokratien, an Fahrtwind. Donald Trump ist der erste amerikanische Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg, der die Ideen und Institutionen der internationalen liberalen Ordnung in Frage stellt, gar herausfordert und sich skeptisch gegenüber allen US-Verpflichtungen in multilateralen Institutionen und bei internationalen Normen äußert. Dabei muss uns bewusst sein, dass die Beziehung zwischen unseren beiden Ländern eine auf gemeinsamen Werten basierende Beziehung ist. Auch wenn Trump Elemente des politischen Systems herausfordert, die USA sind und bleiben eine Demokratie. Trump ist genauso wenig Amerika, wie die illiberale Bewegung, an deren Spitze er steht, ein rein amerikanisches Phänomen ist. Die wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und vor allem kulturellen Verbindungen zwischen den USA und Europa sind stärker als in jeder anderen Region in der Welt. Auch muss zuversichtlich beobachtet werden, dass die Geringschätzung von Präsident Trump für internationale Bündnisse und Kooperationen nicht von allen in der Regierung geteilt wird und noch viel weniger von der Bevölkerung. Der „Amerikaner an sich“ hegt keinerlei Misstrauen gegenüber Deutschland - im Gegenteil, wie die neueste Studie des Pew Research Centers in Zusammenarbeit mit der Körber Stiftung zu dem deutsch-amerikanischen Verhältnis belegt.

Was uns verbindet

Unsere politische Beziehung mag im Moment auf dem Prüfstand stehen, doch steht es wirklich so schlecht um unsere gesamte Beziehung? Uns verbindet so viel mehr als unsere gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen, immerhin sind unsere beiden Länder tief miteinander verwurzelt. Soziale Beziehungen bestimmen weitgehend, mit wem man wann unter welchen Umständen kommunizieren bzw. kooperieren kann. Besonders wichtig ist dabei das Netzwerk der sozialen Beziehungen. Wir sehen die USA nach wie vor als Partner und Freund. Den kulturellen Beziehungen liegt Gemeinsamkeit zugrunde, nicht Nutzen. Aus diesem Grund erzielen sie nachhaltige Wirkung. Es gibt in den USA immer noch eine große Identifizierung und Auseinandersetzung mit Deutschland. Darüber hinaus gibt es auf der gesellschaftlichen Ebene, seien es Bürger, Studenten und in der Zivilgesellschaft, vielseitigen interkulturellen Austausch und seitens Amerikana Interesse an Deutschland, der deutschen Sprache und Kultur.

Unsere gemeinsame Geschichte geht Jahrhunderte zurück. Deutsche Einwanderer in den USA haben im Verlauf der letzten gut 240 Jahre die kulturelle und politische Entwicklung des Landes erheblich mitbestimmt. Immer wieder gab es Berührungspunkte, nicht zuletzt während des Wiederaufbaus und der mittlerweile mehr als 70-jährigen Eingliederung Deutschlands in die Weltordnung und westliche Staatenfreundschaft. Seitdem gab es, wie in einer jeden Beziehung, immer wieder Annäherungen und Distanzierungen. Daher überrascht es nicht, dass Deutschland und der Begriff der deutschen Kultur in den Vereinigten Staaten eine alltägliche Gegenwart besitzt. Laut der Volkszählung im Jahr 1990 gaben 58 Mio. Amerikaner an, entweder deutscher oder teils deutscher Abstammung zu sein. In der in 2015 durchgeführten American Community Survey gaben immer noch mehr als 45 Mio. Amerikaner an, deutsche Wurzeln zu haben. Deutsch-Amerikaner sind damit, auf ein einzelnes Herkunftsland bezogen, die größte ethnische Bevölkerungsgruppe in den USA. Deutsch steht immer noch nach Englisch und Spanisch an dritter Stelle der gesprochenen Sprachen in vielen US-Staaten wie z.B. Texas oder Pennsylvania, wo deutsche Auswanderer Orte wie New Braunfels, Bismarck und Fredericksburg gründeten. Deren Nachfahren, obwohl oftmals der deutschen Sprache nicht mehr mächtig, halten deutsche Traditionen am Leben. Keine amerikanische Kleinstadt mit deutschstämmiger Bevölkerung verzichtet auf ein Oktober-, Bier - oder Weinfest. Vielerorts gibt es sogar noch eine deutsche Kirche, in der ein deutschsprachiger Gottesdienst mindestens einmal monatlich gefeiert wird. Deutsche Brauchtümer und Rezepte werden mittlerweile in den sozialen Medien via Facebook und Instagram ausgetauscht. Fast jeder Bundesstaat hat eine German Society, unzählige German Clubs, sogar eine Volkssport Association. Deutsche Restaurants und Bäckereien sind durchaus weit verbreitet. Muller, Schmidt, Meyer, Schroeder, Hoffmann und Weber zählen zu den häufigsten Nachnamen in den USA. Den deutschen Einfluss und die tiefen Verwurzelungen kann man also kaum verleugnen. Nicht zuletzt Präsident Trump hat deutsche Vorfahren.

Deutschland ist noch relevant

Deutsche Wurzeln spielen in der Gegenwart weiterhin eine wichtige Rolle. Von den ca. 3,4 Mio. Deutschen, die im Ausland leben, befanden sich 2015 1,1 Mio. in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dies ist beträchtlich, da die meisten im Ausland lebenden Deutschen in der Europäischen Union wohnhaft sind. Viele sind nur temporär und mit zeitlich begrenzten Visa in den USA ansässig. Dennoch tragen sie zum aktiven, gegenwärtigen Austausch unserer Kulturen bei und sind als Meinungsträger zwischen Deutschland und den USA ein wichtiges Element der transatlantischen Beziehungen. Ein weiteres Element unserer gegenseitigen Verständigung ist Sprache. Sprache vermittelt kulturelle Identität und durch sie lernt man verstehen, statt verständigen. Auch wenn Deutsch nicht die meistgesprochene Fremdsprache in den Klassenzimmern ist, lernen jährlich rund 500.000 Schüler und Studenten die deutsche Sprache. Initiativen Deutsch zu fördern, wie z.B. die German Career Days und die German Language Olympics, an denen ca. 3.500 Schüler von über 800 Schulen USA-weit teilnahmen, genießen große Beliebtheit. Ein Beispiel, wie Deutsch als Wissenschaftssprache gefördert wird, ist das so genannte Transatlantic Outreach Program. Wichtig ist dieses Programm im Zusammenhang damit, dass auch in den USA besonders Wert auf die naturwissenschaftlichen Fachrichtungen gelegt wird. Dies wird hier unter dem Begriff STEM (Science, Technology, Engineering and Math) zusammengefasst, ähnlich wie dies die deutsche Wirtschaft unter MINT subsumiert. Sehr viel Fachliteratur wird auf Deutsch publiziert und soll so den Studenten dieser Fachrichtungen zugänglich gemacht werden. Diese und auch andere Initiativen führten dazu, dass das Interesse an Deutschland und der deutschen Sprache in den letzten Jahren zugenommen hat. Die daraus resultierende Wechselbeziehung zwischen Wirtschaftsstandort und Kulturausprägung, Verständigung zu und über Deutschland prägt und untermauert die deutsch-amerikanische Beziehung. Diese Entwicklung ist vielversprechend, da sie nahelegt, dass Deutschland, vielerorts in den USA und vor allem von jungen Amerikanern, noch als relevanter und interessanter „Player“ betrachtet wird.

Wir tauschen uns immer noch aus

Dies offenbart sich auch darin, dass ferner mehr als 10.000 US-Studenten an deutschen Universitäten studieren – und die Zahl wächst. Dazu beigetragen hat, dass viele Universitäten mittlerweile Seminare und Vorlesungen in englischer Sprache anbieten. Laut studyportals.eu gibt es in Deutschland mehr als 900 Vorlesungen und Seminare, vorrangig in den Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften und im Ingenieurwesen, die komplett auf Englisch unterrichtet werden. Dies lockert Barrieren und erleichtert vielen interessierten Amerikanern den Einstieg in das deutsche Bildungssystem. Niedrigere Studiengebühren tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, Deutschland für internationale Studenten als Bildungsmarkt attraktiver zu gestalten. Amerikanische Absolventen deutscher Studiengänge und Austauschprogramme zählen zu den effektivsten Botschaftern in den USA für die Fortführung der Beziehung mit Deutschland.

Prominente Beispiele des transatlantischen Austausches auf akademischer, kultureller und gesellschaftlicher Ebene sind der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Fulbright Kommission, die mittlerweile über 40.000 Absolventen zählt. Der politische Wille und die Einsicht zur Notwendigkeit, diese Programme zu fördern, werden oft getestet. Nicht zuletzt sorgte Präsident Trumps Erlass zu „Buy American and Hire American“ im April 2017 für Besorgnis, da in diesem Rahmen eine kritische Evaluierung der J-1 Exchange Visitor Programs, über welche die meisten akademischen, wissenschaftlichen und praktischen Austausch-Visa erteilt werden, angekündigt wurde, und die Gefahr bestand, sie womöglich einzustellen. Die anfängliche Befürchtung wurde schnell beruhigt, als die abschlägigen politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen von Interessenvertretern aller Branchen auf beiden Seiten des Atlantiks ausführlich dargelegt wurden. Es bewährte sich hier also eine enge Verbundenheit. Ausschlaggebend ist, dass auch die USA von dem Austausch unter jungen Menschen und Wissenschaftlern profitieren. 2017 empfingen die USA 330.890 Austauschbesucher im Rahmen des J-1 Programs. Deutschland war 2016 das Sendeland Nummer eins für Praktikanten und Nummer sechs für Trainees. Die USA ist noch immer die erste Wahl für deutsche Schüler, die ein Auslandsjahr absolvieren. 47% aller Austauschschüler in den USA sind aus Deutschland und platzieren Deutschland somit auf Platz zwei der aus Europa stammenden Schüler in den USA. Deutschland ist ebenfalls für amerikanische Schüler die erste Wahl: 19% aller High School-Austauschschüler verbringen ihr Austauschjahr in Deutschland. Diese jungen Menschen sind im Bottom-Up-Prozess der Kulturdiplomatie aus fünf konkreten Gründen unsere effizientesten Botschafter:

  1. Sie sind einer anderen Kultur / einem anderen Land ausgesetzt. Dies führt zu Verständnis, Toleranz und Empathie.
  2. Interkulturelle Kompetenzen sind eine Voraussetzung im Zeitalter der Globalisierung.
  3. Menschen lernen im Umgang mit anderen Ländern und Sitten Anpassungsfähigkeit und Flexibilität.
  4. Durch Verbindungen zu anderen Ländern, Institutionen und Menschen entstehen ein geistiger sowie ein zwischenmenschlicher Austausch. Es entstehen Bindungen und gemeinsame Interessen, gar Freundschaften.
  5. Der Austausch mit anderen fördert kritische Prozesse der Selbstreflektion, Eigenwahrnehmung und Differenzierung. Man lernt Stellung zu beziehen und Verhandlungsfähigkeit als Folge.
Noch vor der Förderung der deutschen Sprache ist die Existenz umfassender Austauschprogramme zwischen Deutschland und den USA das wichtigste Standbein für das Fortbestehen unserer Beziehung und sollte eine entsprechende Priorität in unserer „Track-II-Diplomatie“ einnehmen.

Begegnungen auch im Kleinen

Austausch findet jedoch auch im kleineren Format statt. Die Beziehungen mit den USA werden nicht nur durch das gegenseitige Austauschen von Delegationen und Akademikern gepflegt, sondern auch durch mitgebrachte Wahrnehmungen und Einschätzungen eines Besuchers oder eines Touristen. Doch Einbußen in der Tourismusbranche spiegeln mittlerweile einen gewissen „Trump-Effekt“ wider. Fred Dixon, Präsident des New York City Tourismus-Büros, gibt zu, dass viele Experten seit der Amtseinführung von Donald Trump die Befürchtung teilen, dass potentielle internationale Besucher fern bleiben; vor allem angesichts der harschen Rhetorik des Wahlkampfs und der Auseinandersetzung über den Mauerbau an der Grenze zu Mexiko und der Einreiseverbote für muslimische Herkunftsländer, welche das Image der USA trübten. Tatsächlich vermerkte das US Department of Commerce einen Rückgang von 700.000 internationalen Besuchern im ersten Quartal 2017, darunter 10% aus Europa, im Vergleich zum Vorjahr. Laut Oxford Economics waren dies Einbußen von 2,7 Mrd. $ für die Branche. Der deutsche Anteil unter den Einbußen ist jedoch vergleichsweise gering. Obwohl seit dem Amtsantritt von Trump die Einreisebestimmungen und Antragsprozesse im Wesentlichen strenger wurden, gebe es keinen ausschlaggebenden Rückgang unter deutschen Reisenden, im Gegenteil. Tilo Krause, Gründer von Canusa, einem Hamburger Reiseunternehmen, welches sich auf Reisen in die USA und Kanada spezialisiert, merkt an, dass er im Vergleich zu 2016 einen Zuwachs von 5% bis 9% beobachten konnte, wird aber von Peter Dorner von der DER Touristik in New York widersprochen, der einen leichten Rückgang von Touristen aus Deutschland feststellt. In der Tat belegen die offiziellen Einreisezahlen des United States National Travel and Tourism Office (NTTO) zwischen 2015 und 2016 einen Rückgang von 3% deutscher Besucher mit dem Einreisezweck Urlaub/Freizeit. Dieser Trend hat sich allerdings 2017 mit einem Plus von 1% umgedreht. Die Vorhersagen für 2018 und 2019 sehen eine weitere Erhöhung um jeweils 2% vor. Aber haben diese Zahlen etwas mit der öffentlichen Meinung über Trump zu tun? Zur Gegenüberstellung: Als Barack Obama 2009 sein Amt antrat, reisten 6,4% weniger internationale Touristen in die USA ein als im Vorjahr. Als er allerdings seine zweite Amtszeit 2013 antrat, wurde ein Plus von 14,3% notiert. Viele Europäer geben an, wegen der Trump-Administration nicht in die USA reisen zu wollen und führen politische Überzeugungen und das angespannte soziale Klima sowie Angst vor Waffengewalt und Terroranschlägen als Gründe auf. Die Zahlen sind jedoch über die letzten Jahre relativ stabil geblieben. Im Schnitt kann die USA jährlich mit über 2 Mio. Touristen aus Deutschland rechnen. 5,4% aller Einreisenden in die USA sind somit Deutsche. Nur aus fünf Ländern reisen jährlich mehr Besucher in die USA: Kanada, Mexiko, Großbritannien, Japan und China. Es gibt viele Gründe, warum deutsche und europäische Touristen andere Urlaubsziele als die USA wählen. Zum einen wird der hohe Dollarkurs zitiert. Reisen in die USA sind nicht gerade günstig, insbesondere nicht für Familien. Der durchschnittliche deutsche Tourist, der in die USA reist, ist im Alter von 38 bis 41 Jahren, reist alleine oder mit Partner und hat ein durchschnittliches Jahreseinkommen (pro Haushalt) von umgerechnet 94.000 $. Für den durchschnittlichen Arbeitnehmer mit Familie in Deutschland ist eine USA-Reise nicht unbedingt erschwinglich. Der globale Reisemarkt ist stark konkurrierend, und somit haben sich in Europa, Asien und Afrika in den letzten Jahren sehr viele neue beliebte Reiseziele eröffnet, welche oftmals günstiger sind. Hinter den Niederlanden und der Schweiz ist Deutschland das drittbeliebteste Reiseziel in Europa und wird jährlich von 5,7 Mio. amerikanischen Touristen besucht. Nun könnte man auch hier fragen, ob diese Zahlen unter der Rubr ik „Trump-Effekt“ einzuordnen sind. Immerhin sorgte die kürzlich in Kraft getretene Steuerreform dafür, dass der Durchschnittsamerikaner weniger Steuern zahlt. Welche Langzeitauswirkungen dies haben wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, im Moment haben Amerikaner mehr Geld und reisen mehr – auch nach Deutschland, und bringen so ihre Erfahrungen über die deutsche Gesellschaft und Kultur wieder mit nach Hause.

Unsere Beziehung ist solide, aber ausbaufähig

Doch unsere kulturellen Beziehungen gehen noch tiefer und sind sehr dynamisch. Neben den öffentlichen Initiativen, Institutionen und Organisationen, die sich um das Fortbestehen der transatlantischen Beziehungen bemühen, gibt es auch sehr viele private Initiativen wie z.B. Partnerstadt-Programme. Über 1.300 deutsche und amerikanische Institutionen des höheren Bildungswesens haben Vereinbarungen, 170 deutsche und amerikanische Städte und Gemeinden haben Partnerschaften, alleine 31 davon in den neuen Bundesländern. Deutsche und US-Institutionen bemühen sich um gemeinsame Projekte in den Künsten, im Sport und zu Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit. Organisationen wie der Atlantic Council, die Atlantik-Brücke, der German Marshall Fund, der American Council on Germany und der American Academy in Berlin fördern zahlreiche und produktive Austauschprozesse basierend auf unseren gemeinsamen Werten, Verantwortung und Grundsätzen. Auch die Wirtschaft trägt ihren Teil zum gegenseitigen Verständnis als Förderer diverser Sprach-, Kultur- und Ausbildungsprogramme bei. 40% aller deutschen Unternehmen unterstützen pädagogische, gesellschaftliche oder Umweltinitiativen. In den USA unterstützen deutsche Firmen häufig Programme der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts.

Auch wenn die transatlantische Gemeinschaft das Fundament der US-Außenpolitik und auch ein wichtiger Pfeiler der deutschen Außenpolitik bleibt, dürfen wir die Beziehung auf beiden Seiten weder als selbstverständlich, noch als vollständig verloren betrachten. Egal wie stark oder herausgefordert die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen in guten Zeiten sein mögen, so ist stets Vorsicht geboten, solange diese nicht von einer freundschaftlichen und wohlgesonnenen öffentlichen Meinung unterstützt werden. Kulturelle Beziehungen sind eines der wichtigsten Mittel, um eben diese Zustimmung zu erzielen. Vor allem, wenn wir junge Menschen ansprechen. Kollaborative Kulturdiplomatie muss junge Deutsche und Amerikaner anvisieren, wenn wir unser Narrativ stärken wollen. Neueste Umfragen z.B. des Pew Research Centers sagen aus, dass die amerikanische Millennial- und GenX-Generationen internationale Kooperationen und kooperative Außenpolitik bevorzugen. Sie stellen sich gegen eine Politik der Isolation und des Unilateralismus und unterstützen multilaterale Organisationen wie die Vereinten Nationen. Dazu müssen wir allerdings auch junge Deutsche ansprechen, deren Sicht von den USA durch den jüngsten Stand unserer Beziehungen getrübt ist. Hier haben wir jedoch Grund zur Zuversicht, denn wenn wir mit dieser Generation in Dialog treten, haben wir eine Chance, den deutsch-amerikanischen Narrativ neu zu bestimmen.

Es findet sich immer ein gemeinsamer Nenner, und genau darauf sollten wir uns in Zeiten, in denen wir nicht bei politischen Fragestellungen übereinstimmen, konzentrieren. Das Fortbestehen unserer Kulturdiplomatie bleibt eine Herausforderung, ist nichtsdestotrotz ein lohnendes Unterfangen. Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, sagte neulich im Interview: „Gewiss stehen die Kulturschaffenden und auch die Kulturinteressierten in den USA der jetzigen US-Administration eher kritisch gegenüber. Und sicherlich erreichen wir mit den Kulturbeziehungen nur einen Teil der Bevölkerung. Aber diese Beziehungen sind sehr eng und intakt.“

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Paul Linnarz

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Leiter des Auslandsbüros in Washington, D.C.

paul.linnarz@kas.de + 1 202 464 5840
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