Asset-Herausgeber

Informationen im Internet richtig deuten

Asset-Herausgeber

Das Internet hat sich innerhalb der letzten Jahre zu einem der wichtigsten und beliebtesten Informationsmedien überhaupt entwickelt. Es ist schnell und einfach zugänglich, man findet Antworten auf fast jede Frage und es ist kostenlos. Doch nicht alle Informationen im Internet sind richtig. Fast jeder kann mit wenig Aufwand Texte in das World Wide Web stellen. Für den Leser ist oft nicht zu erkennen, welche Absichten der Autor mit der Veröffentlichung seiner Texte verbunden hat oder wie gut diese recherchiert sind. Die Unterscheidung zwischen vertrauenswürdigen und eher unglaubwürdigen Informationen ist nicht leicht. Doch es gibt einige Tricks, die beim Einordnen helfen.

Am 1. Januar 2006 wurde eine Meldung des Bundes Deutscher Juristen (BDJ) über den renommierten und internationalen Pressedienst Associated Press verbreitet, in der es hieß, dass der Vorsitzende des BDJ und Richter des Bundesgerichtshofs Claus Grötz fordere, in Zukunft leichte Foltermethoden zur Informationsgewinnung zuzulassen. Die Nachricht, die auch auf der Homepage des BDJ zu lesen war, wurde innerhalb kürzester Zeit über verschiedene Radio- und Fernsehstationen verbreitet. Auf empörte Reaktionen musste man nicht lange warten. So forderte die Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen noch am selben Tag den Rücktritt von Claus Grötz. Der konnte aber nicht zurücktreten, weil es ihn gar nicht gab. Weder der BDJ noch Claus Grötz existierten. Es handelte sich um eine gezielte Falschmeldung, um die Medien bloßzustellen. Die Echtheit der Pressemeldung wurde nicht weiter geprüft, schließlich stand sie ja auf der Homepage des BDJ. An diesem Beispiel zeigt sich, dass es selbst Profis nicht leichtfällt, die Qualität einer Information auf Anhieb immer richtig zu bewerten.

Prinzipiell gilt jedoch der Grundsatz: Je brisanter eine Information ist, desto genauer sollte man sie auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. So etwas wie eine endgültige und umfassende Wahrheit gibt es dabei nicht. Aber mit den folgenden Tipps kann man zumindest plakative Lügen und Fehlinformationen im Internet von echten Meldungen unterscheiden.

Achtung bei Zitaten

In vielen Texten werden Zitate berühmter oder wichtiger Personen dazu verwendet, um den eigenen Standpunkt zu unterstreichen oder vorzugaukeln, dass die zitierte Person die Meinung des Autors vertritt. Vor allem bei Verschwörungstheorien ist dies eine gern genutzte Praxis, um den Leser von der Richtigkeit der Theorie zu überzeugen. Allerdings sind diese Zitate häufig völlig aus dem Zusammenhang gerissen oder aus verschiedenen Aussagen zusammengesetzt. Daher empfiehlt es sich, das entsprechende Zitat zu kopieren und mit dem Namen des vermeintlichen Autors in einer Suchmaschine zu suchen. In den meisten Fällen stößt man dann auf den Originaltext und kann dann selbst prüfen, was der Zitierte mit seiner Aussage ursprünglich meinte.

Aktualität

Wie aktuell die Beiträge auf einer Seite sind, gibt Aufschluss darüber, ob die Seite regelmäßig betreut wird. Neue Informationen können dazu führen, einen Sachverhalt völlig anders zu bewerten. Daher sollte man immer prüfen, wann das letzte Mal etwas zu einem Thema verfasst wurde. Möglicherweise ist die geäußerte Meinung nicht mehr aktuell.

Impressum

Jede seriöse Seite hat ein Impressum, unter den Top-Level-Domains ist dieses sogar Pflicht. Das Impressum gibt Auskunft über den rechtlich und inhaltlich Verantwortlichen der Seite. Findet man im Impressum keine eindeutigen Angaben oder fehlt es gar komplett, so darf an der Seriosität der Seite gezweifelt werden.

Layout der Seite

Personen oder Organisationen, denen es nur darum geht, ihre unsachlichen Botschaften zu verbreiten, kümmern sich oft nicht um ihren öffentlichen Ruf. Die Internetseiten solcher Organisationen sind entsprechend einfach und unübersichtlich gestaltet. Technisch ausgereifte und optisch ansprechende Seiten sprechen hingegen eher für seriöse Organisationen, ein Beweis ist dies indes nicht. Ein ansprechendes Layout ist im Umkehrschluss aber nicht automatisch eine Garantie für Seriosität.

Mehrere Quellen prüfen

Eine einfache Methode, den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu prüfen, ist, ihre Plausibilität zu prüfen: Macht die Aussage in ihrem Zusammenhang Sinn? Falls ja, so werden sich im Internet verschiedene Erklärungen und Informationen finden, die alle zu demselben Ergebnis kommen. Lassen sich jedoch keine weiteren Quellen finden, so sollte die These nicht vorbehaltlos übernommen werden.

Obacht bei der Nutzung von Suchmaschinen

Die meisten Suchmaschinen sortieren die gefundenen Treffer nicht nach ihrer Qualität oder ihrem Informationsgehalt, sondern nach der Zahl ihres Aufrufs und nach der Passgenauigkeit mit dem Suchbegriff. Ganz oben in der Trefferliste stehen demnach nicht die besten Antworten auf eine Frage, sondern lediglich die am häufigsten gesuchten Begriffe zu diesem Sachverhalt. Eine Platzierung in den vorderen Rängen einer Suchmaschine bedeutet also nicht automatisch, dass der angezeigte Treffer auch am ehesten der Wahrheit entspricht.

Referenzen der Autoren

Die Zuverlässigkeit einer Information hängt entscheidend von der Quelle ab. Kann die Herkunft einer Information nicht bestimmt werden oder wird der Autor eines Textes nicht genannt, so gibt das Anlass zum Nachdenken. Ist der Name des Autors bekannt, so lohnt es sich zu prüfen, welche Referenzen der Autor sonst noch vorweisen kann. Existiert die Person tatsächlich oder handelt es sich um ein Pseudonym? Hat der Autor weitere Texte zum Thema, z.B. Bücher oder Fachartikel, veröffentlicht? Ist der Autor einschlägig bekannt? Beispielsweise könnte er einem politischen Lager zugehören und deshalb einseitig argumentieren. Personen des öffentlichen Lebens werden ihre Aussagen in der Regel sorgfältiger prüfen und auf Polemik verzichten.

Sachlichkeit

Ein Grundsatz der Wissenschaft und des Journalismus ist das Gebot der Sachlichkeit. Findet man in einem Text sehr viele wertende Aussagen oder gar Schimpfwörter, so ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass es sich um eine Meinungsäußerung und nicht um eine verlässliche Information handelt. Sachliche Texte enthalten keine Beleidigungen, Aufrufe zu Gewalt, nicht belegte Behauptungen oder Statistiken ohne Quellenangabe.

Vertrauenswürdige Quellen

Prinzipiell ist es immer ratsam, zur Beantwortung einer Frage verschiedene Quellen zu nutzen, um sich am Ende selbst einen Überblick zu verschaffen. Im Fall des BDJ hätte eine einfache Suchanfrage genügt, um zu sehen, dass es ihn gar nicht gibt. Große Organisationen, berühmte Personen oder wichtige Ereignisse hinterlassen Spuren im Internet. Man findet meistens mehrere verschiedene Informationen und Meinungen zu einem Thema. Die erste Meinung ist daher nicht immer die beste. Im Internet gibt es verschiedene Portale, die einem keine Meinungen vorgeben, sondern einen Überblick anbieten. Zum Beispiel die Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de), der Deutsche Bundestag (www.bundestag.de), die verschiedenen Universitäten (www.hochschulkompass.de), die meisten politischen Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen (z.B. der WWF) und viele mehr.

Wikipedia

Wikipedia ist ein Wissensportal, das über umfangreiche Informationen zu verschiedenen Themen verfügt. Autoren aus der ganzen Welt können ihr Wissen auf dem Portal veröffentlichen. Wer diese Autoren sind und woher sie ihr Wissen beziehen, wird dabei meistens nicht angegeben. Wissenschaftler verzichten daher darauf, Wikipedia als Quelle für ihre Untersuchungen zu verwenden. Darüber hinaus sind Informationen auf Wikipedia teilweise unvollständig, veraltet oder sogar falsch. Wikipedia sollte daher eher am Anfang einer Recherche stehen, wenn es darum geht, sich einen Überblick zu verschaffen, als am Ende. Das Portal ist kein wissenschaftliches Archiv, sondern eine freie Enzyklopädie, die sich nach wie vor im Aufbau befindet. Das sollte man bedenken, wenn man Informationen dieser Seite verwendet.

Woher kommt die Seite?

In Deutschland registrierte Internetsites enden meist auf „.de“. Dafür ist eine Anmeldung bei der zentralen Registrierungsstelle denic (www.denic.de) erforderlich. Dort müssen Name und Anschrift hinterlegt werden, um eine „.de“-Domain zu erhalten. Jede „.de“-Adresse (Domain) kann kostenfrei bei der denic abgefragt werden. Auch in anderen Ländern gibt es solche typischen Endungen. Man nennt diese auch Top-Level-Domains (z.B. .de, .com, .eu, .net). Betreiber solcher Sites sind demnach leicht zu identifizieren, was in der Regel darauf schließen lässt, dass sie nichts zu verbergen haben. Vorsicht ist hingegen bei Sites mit selten vorkommenden Endungen wie „.to“, „.ru“ oder „.dl“ geboten.

Christoph Bernstiel

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Kontakt

Felix Neumann

Felix Neumann

Extremismus- und Terrorismusbekämpfung

felix.neumann@kas.de +49 30 26996-3879