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Ein großer Oberbürgermeister und vorbildlicher Bürger

Manfred Rommel war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Kommunalpolitiker der Bundesrepublik

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Manfred Rommel, Foto: KAS-ACDP: Medienarchiv

Liberal und weltoffen: Manfred Rommel, Stuttgarter Oberbürgermeister von 1974 bis 1996, galt als Freidenker. Seine Fähigkeit zur Integration und zum Ausgleich wurde über alle politischen Lager hinweg gewürdigt. In Rommels strikter Sparpolitik äußerten sich stets jedoch auch ausgesprochen konservative Überzeugungen. Diese kleidete er gern in humoristisch-ironische Bonmots, für die er weithin berühmt war. „Die vier Grundrechenarten lassen sich durch die Politik nicht aufheben“: so einer der wichtigsten Grundsätze Rommelscher Politik.

Als Sohn von Erwin Rommel, dem Feldmarschall, der während des Zweiten Weltkriegs den Beinamen „Wüstenfuchs“ erwarb und 1944 von den Nationalsozialisten zum Selbstmord gezwungen wurde, wurde Manfred Rommel am 24. Dezember 1928 in Stuttgart geboren. Nach Abschluss des Jura-Studiums war er seit 1956 in der Verwaltung des Landes Baden-Württemberg tätig. 1959 wurde er zum Regierungsrat befördert. Ministerpräsident Hans Filbinger berief ihn zu seinem persönlichen Referenten. 1971 wechselte Rommel als Ministerialdirektor ins Stuttgarter Finanzministerium, 1972 wurde er zum Staatssekretär ernannt. Rommel gilt als Urheber der mittelfristigen Finanzplanung in Baden-Württemberg.

1953 trat Rommel in die CDU ein, 1968 und 1972 fungierte er als Berater der CDU Baden-Württemberg bei den Landtagswahlen. Nach dem Tod des parteilosen Stuttgarter Oberbürgermeister Arnulf Klett bewegte Hans Filbinger Rommel 1974 dazu, bei den Neuwahlen zu kandidieren. Am 1. Dezember 1974 erreichte er mit 58,9 % der Stimmen auf Anhieb die absolute Mehrheit. Rommel war der erste CDU-Oberbürgermeister in einer Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern. Für den Wandel der CDU zur Großstadtpartei in den 1970er Jahren stellte die Wahl Rommels ein wichtiges Signal dar.

Der hohe Grad der Akzeptanz von Rommels Politik lässt sich an den Wahlergebnissen zu seiner zweiten und dritten Amtszeit als Oberbürgermeister ablesen: 1982 erreichte er 69,8 % der Wählerstimmen, 1990 sensationelle 71,7 %. Die Modernisierung des Personennahverkehrs und der städtischen Infrastruktur waren zentrale Aufgaben in seiner Amtszeit. Bereits in den 1970er Jahren, einer Zeit der stetigen Ausweitung der öffentlichen Haushalte, betrieb Rommel eine strikte Finanzpolitik. Zum Schuldenabbau leitete er 1993 eine umfassende Haushaltskonsolidierung ein.

Mit seiner Menschlichkeit und Toleranz erwarb sich Rommel große Verdienste um das Miteinander der Stadtgesellschaft. Seit den 1970er Jahren betrieb die Stadt Stuttgart unter ihm eine Politik, die Ausländer als „voll zu integrierender Teil“ der Einwohnerschaft ansah. Mit seiner Entscheidung, die RAF-Mitglieder Gudrun Ensslin, Andreas Bader und Jan-Carl Raspe nach ihrem Selbstmord in der Haftanstalt Stuttgart-Stammheim in der Nacht zum 18. Oktober 1977 gemeinsam auf dem Stuttgarter Domhaldenfriedhof beerdigen zu lassen, löste er auch in seiner eigenen Partei eine Kontroverse aus. Seinen Kritikern hielt er entgegen, dass „jede Feindschaft nach dem Tod“ enden müsse.

Von 1977 bis 1979, 1981 bis 1983 und 1989 bis 1993 amtierte Rommel als Präsident des Deutschen Städtetags und setzte sich für eine Verringerung der Belastung der städtischen Haushalte ein. Bundeskanzler Helmut Kohl ernannte ihn 1995 zum Koordinator für die deutsch-französischen Beziehungen, dieses Amt behielt er bis 1999. Als Oberbürgermeister trat er nach 22 Dienstjahren am 17. Dezember 1996 in den Ruhestand . Seither betätigte er sich vor allem publizistisch. „Trotz allem heiter“ lautet der Titel seiner 1998 erschienenen Memoiren.

Am 7. November 2013 verstarb Manfred Rommel nach langer Krankheit in Stuttgart. Er hinterlässt seine Frau Lieselotte und die gemeinsame Tochter Catherine.

Dr. Christine Bach

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