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Besuch mit Langzeitwirkung

Papstkritik an Armut und Korruption setzt Maßstäbe

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Papst Franziskus ist abgereist, Regen ist Sonnenschein gewichen, Handynetze senden wieder, und die Verkehrsstaus sind zurück. Kurzum: Nach vier Tagen Papstmanie herrscht in Manila wieder der normale Wahnsinn. Papst Franziskus hat die Massen begeistert. Seine klaren Worte über Armut, Korruption und Verantwortung waren Balsam für die Seelen der Philippiner, wo soziale Werte von den Machthabern und Reichen allzu oft mit Füßen getreten werden. Für Benedikt Seemann, Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Manila, haben nicht nur die Worte des Papstes den Philippinern gut getan, sondern auch sein "unprätentiöses, demütiges" Auftreten. "Das sind die Menschen hier von den meisten Würdenträgern nicht gewohnt. Franziskus hat deutlich gemacht, dass er der Papst der Armen ist. Ich glaube, damit hat er einen Maßstab gesetzt", so Seemann. Ob die Kritik des Papstes an Armut und Korruption zu sozialen und politischen Reformen führen wird, bleibt abzuwarten. "Der Papst hat auf jeden Fall so manchem in Kirche und Staat Anlass zum Nachdenken gegeben."

Kontrovers diskutiert wird auf den Philippinen die Rede von Staatspräsident Benigno Aquino zur Begrüßung von Franziskus im Malacanang-Palast. Aquino hatte ungewöhnlich deutliche Kritik an dem Schweigen der Kirchenoffiziellen zum Machtmissbrauch früherer Regierungen geübt. Gemeint war das enge Verhältnis vieler Bischöfe zu seiner Amtsvorgängerin Gloria Arroyo, die wegen des Vorwurfs der Wahlmanipulation, Korruption und der Bestechung von Bischöfen in Haft ist. Gleichzeitig warf Aquino den Bischöfen vor, seine Regierung über Gebühr zu kritisieren. Diese Rede sei ein Ausdruck einer zunehmenden Spaltung von Staat und Kirche, die sich während der Amtszeit Aquinos noch verstärkt habe, meint Seemann. Eine Ursache sei das gegen den erbitterten Widerstand der Kirche durchgesetzte Reproduktionsgesetz. Allerdings, so Seemanns Ansicht, hätte Aquino bei seiner Wortwahl durchaus "staatsmännischer" sein können.

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Benedikt Seemann

Papstbesuch auf den Philippinen dpa