Zum Tode von Wladyslaw Bartoszewski schreibt der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering:

Wladyslaw Bartoszewski, im Alter von 93 Jahren verstorben, war ein großer Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland und Freund der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er, der ehemalige Auschwitz-Häftling, hat ebenso in den Lagern des totalitären Kommunismus gelitten. Wladyslaw Bartoszewski, der sich zu seinem christlichen, katholischen Glauben bekannte, war Zeuge eines Lebens, das die Würde jedes einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellte. Daraus entwickelte sich seine tiefe Gegnerschaft gegen die menschenverachtenden totalitären Systeme des Nationalsozialismus ebenso wie des Kommunismus. Dafür hat er gelitten.

Gleichwohl war er, der die Schrecken der Hölle von Auschwitz erlebte, nach dem Zusammenbruch des teuflischen Nationalsozialismus, einer der glaubwürdigsten Wegbereiter und Gestalter der Versöhnung, der Verständigung, der sich entwickelnden Partnerschaft, ja Freundschaft zwischen Polen und Deutschland.

Jeder, der ihm begegnen durfte, wurde reich beschenkt. Als Papst Johannes Paul II. noch lebte, habe ich einmal scherzhaft, aber doch mit voller Überzeugung zu Wladyslaw Bartoszewski gesagt, er sei der zweitgrößte lebende Pole. So habe ich es immer empfunden. Er hat den Mut gehabt, an das Leid der deutschen Vertriebenen zu erinnern.

Wladyslaw Bartoszewski war ein großer polnischer Patriot, ein großer Europäer, vor allem ein großer Mensch. Als Bundespräsident Joachim Gauck zu seinem 90. Geburtstag ihm zu Ehren ins Schloss Bellevue einlud, bedankte sich Wladyslaw Bartoszewski mit den Worten: "Meine Gegner haben es verdient, dass ich noch lange lebe."

Auch wenn er keine Gegner verdiente, hätten wir ihm noch gute Jahre gewünscht, dieser historischen Persönlichkeit, der wir - die Deutschen - ja, die Menschheit, so viel verdanken. In einer Welt scheinbarer Hoffnungslosigkeit sind Persönlichkeiten wie Wladyslaw Bartoszewski Leuchttürme, die mit ihrem ausstrahlenden Licht in unserer oft so dunklen Welt Hoffnung und Zuversicht vermitteln.