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„Wir zeigen den Muslimen unsere Realität“

Die Konrad-Adenauer-Stiftung bereitet türkische Gemeindevorsteher auf den Einsatz in Deutschland vor

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Fast alle Imame, die in deutschen Gemeinden tätig sind, werden im Ausland ausgebildet. Weil viele Vorbeter sich in der neuen Gesellschaft nur schwer zurechtfinden, schult die Konrad-Adenauer-Stiftung seit 2006 in der Türkei Imame, die von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt werden. Langfristig, sagt Frank Spengler von der Konrad-Adenauer-Stiftung, sei eine Imam-Ausbildung in Deutschland aber unabdingbar.

SZ: Wo liegen die Reibungspunkte, wenn Imame aus dem Ausland für ein paar Jahre in deutsche Gemeinden geschickt werden?

Spengler: Viele der Imame, die wir geschult haben, hatten anfangs Vorurteile gegenüber Deutschland. Ihr Bild war geprägt von der türkischen Presse, die die angebliche Fremdenfeindlichkeit hierzulande überbetont, ebenso wie eine moralische Freizügigkeit. Diese Fehleinschätzung versuchen wir mit landeskundlichen Informationen, Rollenspielen und Filmen zu korrigieren. Wir zeigen den Imamen, wie die Realität ist, aber auch, dass hier eben andere Wertvorstellungen herrschen.

SZ: Eine Woche Rollenspiel und ein dreimonatiger Deutsch-Intensivkurs durch das Goethe-Institut. Reicht das?

Spengler: Das reicht nicht, aber es ist besser als früher. In der türkischen Politik hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mehr getan werden muss, damit die Türkischstämmigen sich in Deutschland integrieren. Diyanet bietet inzwischen sogar an der islamischen Fakultät in Ankara eine Imam-Ausbildung für deutschsprachige, türkischstämmige Studenten an. Die Plätze sind aber noch nicht alle besetzt.

SZ: Was lernt ein zukünftiger Imam?

Spengler: Es gibt keine einheitliche Ausbildung. Manche haben ein Vollstudium, die meisten nur eine Predigerausbildung. Diyanet legt seit einigen Jahren großen Wert auf gute Ausbildung der Imame, die nach Deutschland entsandt werden. Ihre Ausbildung ist aber oft noch nicht vergleichbar mit einem Universitätsstudium hier.

SZ: Trotzdem gibt es Imame, die in Deutschland bisher nur halb angekommen sind.

Spengler: Das Spektrum ist eben sehr breit. Die türkischen Ditip-Imame kann man fassen, und mit denen kann man mittlerweile auch kooperieren. Sie sind aber nur ein Teil der rund 4000 Imame, die in Deutschland arbeiten, die aus den unterschiedlichsten Quellen finanziert werden, mit den unterschiedlichsten Aufträgen. Man muss bei jedem Projekt sehr genau hinsehen, wer dahinter steht.

SZ: Was halten Sie von der Idee einer deutschsprachigen Imam-Ausbildung?

Spengler: Langfristig ist es wichtig, dass Imame hier vor Ort ausgebildet werden. Die Ausbildung muss im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben mit den deutschen Institutionen abgestimmt sein, am besten aber direkt in Kooperation mit Behörden oder Nichtregierungsorganisationen stattfinden. Dazu wird es vieler Abstimmungsgespräche bedürfen. Die momentane Situation kann nur eine Zwischenlösung sein.

Interview: Monika Maier-Albang

Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr. 181, Mittwoch, den 08. August 2007, Seite 45

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6. Oktober 2006
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