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Lebensbild Dufhues

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Der durch seine westfälische Heimat und den katholischen Glauben geprägte Dufhues hat nach 1945 mehr als zwei Jahrzehnte das Bild der CDU auf verschiedenen Ebenen sowie die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen mitgestaltet.

Er gehörte zu den Mitgründern des Landesverbandes der Jungen Union Westfalen-Lippe. Auf der Gründungsversammlung in Herne am 14./15. Dezember 1946 wurde er zum ersten Vorsitzenden des Landesverbandes gewählt. Im Sommer 1949 wurde er auch Bundesvorsitzender der Jungen Union. Unter seiner Führung erfolgte im März 1950 in Würzburg die Gründung der Jungen Union Deutschlands, in der – im Gegensatz zu den getrennten Mutterparteien – die Jugendorganisationen von CDU und CSU gemeinsam organisiert sind.

Aufbau und Entwicklung des CDU-Landesverbandes Westfalen-Lippe ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Von 1959-1970 war er Vorsitzender dieses Landesverbandes und baute ihn zum „schlagkräftigsten und finanzstärksten der Partei“ (Daniel Koerfer) aus.

In der nordrhein-westfälischen Landespolitik setzte er rundfunkpolitisch und als Innenminister 1958-1962 Akzente. Dufhues gilt als einer der Väter des WDR-Gesetzes von 1954 und leitete den Verwaltungsrat des WDR von 1955 bis zu seinem Tod 1971 als Vorsitzender. Innerhalb der CDU war er der entschiedenste Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, was ihn während des Streits um ein bundesdeutsches Fernsehen 1958-1961 in Gegensatz zu Konrad Adenauer brachte.

Zu seinen Erfolgen als Innenminister zählten die Verbesserung des kommunalen Finanzausgleichs zugunsten der Gemeinden, die Beschleunigung der Verfahren zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts und Maßnahmen zur Bekämpfung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, u.a. durch die Einführung des Mütterpasses.

In den Kreis der Spitzenpolitiker der CDU trat er mit seiner Rede auf dem Bundesparteitag 1956, in der er sich erfolgreich gegen die Vorstellungen Adenauers für die Erweiterung des Bundesvorstands und die Wahl Karl Arnolds zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden einsetzte. 1962 übernahm er das neugeschaffene Amt des Geschäftsführenden Bundesvorsitzenden. Die Modernisierung des Parteiapparats war das erklärte Ziel von Dufhues, der die CDU erneuern wollte für die Zeit nach Adenauer. Nicht immer war er dabei erfolgreich, manches blieb unvollendet. Innerparteiliche Widerstände gegen eine durchgreifende Parteireform und Kompetenzstreitigkeiten mit Adenauer, der nach dem Kanzlerwechsel 1963 Parteivorsitzender blieb, waren maßgebliche Gründe hierfür (Briefwechsel Dufhues mit Adenauer).

1966 kehrte er in die nordrhein-westfälische Landespolitik zurück. Er übte für wenige Monate das Amt des Landtagspräsidenten aus und übernahm den Vorsitz des Präsidiums der CDU in Nordrhein-Westfalen. Das letzte Jahrfünft seiner politischen Karriere war gekennzeichnet durch gesundheitliche Probleme. Er war an einem zu spät erkannten Krebsleiden erkrankt, das ihn Ende 1968 zum Verzicht auf die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 1970 zwang. Da dies nicht allgemein bekannt wurde, ist das in der veröffentlichten Meinung entstandene Bild des „Zauderers im Vorhof der politischen Macht“ (Georg Schröder, „Die Welt“) nicht zutreffend.

Dufhues entsprach dem Typ eines Politikers, wie ihn sich Max Weber vorgestellt hat, d.h. er lebte nicht von, sondern für die Politik. Auf eine gesicherte berufliche Existenz, die ihn von der Politik unabhängig machte, legte er größten Wert. Dabei hatte er stets das Schicksal seines Schwiegervaters Hans Krauß, des letzten Pressechefs der Zentrumspartei, vor Augen, den die Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegten, was ihn in größte wirtschaftliche Bedrängnis brachte. Das Streben nach persönlicher Unabhängigkeit ließ Dufhues 1961 vor den Eintritt in die Bundesregierung und 1966 vor der Übernahme des Bundesparteivorsitzes zurückschrecken.

Josef Hermann Dufhues „gehörte zu den wenigen in der Politik, die auch in hohen Ämtern ihren Charakter erhalten haben“ (Helmut Kohl).

Literaturhinweise:

Becker, Hans: Josef Hermann Dufhues, in: Walter Först (Hrsg.): Land und Bund (Beiträge zur neueren Landesgeschichte des Rheinlandes und Westfalens, Band 9), Köln 1981, S.194-209.

Fischer, Walter: Josef Hermann Dufhues, in: Walter Först (Hrsg.): Raum und Politik (Beiträge zur neueren Landesgeschichte des Rheinlandes und Westfalens, Band 6), Köln – Berlin 1977, S.179-208.

Koerfer, Daniel: Kampf ums Kanzleramt. Erhard und Adenauer, 2. Auflage Stuttgart 1988, S.647-674.

Marx, Stefan: Dufhues, Josef Hermann, in: Winfried Becker/Günter Buchstab/Anselm Doering-Manteuffel/Rudolf Morsey (Hrsg.): Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland, Paderborn 2002, S.224f.

Marx, Stefan: Franz Meyers 1908-2002. Eine politische Biographie (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Band 65), Essen 2003, S.177-185, 291-293, 439-443 u. 452-458.

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