Als Derivate bezeichnet man Finanzprodukte, deren Wert von der zukünftigen Wertentwicklung
bei anderen Wirtschaftsgütern oder –indizes abgeleitet wird, z. B. bei Wertpapieren, Rohstoffen,
Zinsen u. ä.. Es handelt sich also um Termingeschäfte, denen die Wahrscheinlichkeit des
Eintritts eines bestimmten Ereignisses zugrunde gelegt wird (eine „Wette“). In der Euro-Krise
sind derartige Geschäfte, z. B. auf die Zahlungsunfähigkeit von Mitgliedsländern, in der
Öffentlichkeit als krisenverstärkend in Verruf geraten.
Derivate können verschiedenen Zielen dienen. Zum einen werden sie eingesetzt, um sich gegen
mögliche Preisschwankungen in der Zukunft abzusichern, indem man zu einem vereinbarten
Preis die zukünftige Produktion (z. B. die Ernte) verkauft oder zukünftig benötigte
Produktionsmittel kauft. Das erlaubt eine sicherere Kalkulation zu einem frühen Zeitpunkt.
Man kann mit Derivaten auch Spekulationsgeschäfte machen, indem man auf die Entwicklung
der Preise bei Basiswerten wettet, ohne die diesen zugrunde liegenden Produkte selbst zu
kaufen bzw. zu verkaufen. Bei Abschluss eines entsprechenden Vertrages ist es nicht nötig,
den vollen Kaufpreis vorzuweisen, der zum Termin der Erfüllung des Vertrages aufzubringen
wäre, sondern nur einen Teil davon. Dadurch ergeben sich große Hebelwirkungen und
Gewinnchancen, aber auch Verlustrisiken. Mit relativ geringem Kapitaleinsatz lässt sich also ein
sehr viel größeres Transaktionsvolumen bewegen. Aufgrund dieser Hebelwirkung ist der
(nominale) Wert der im Markt gehandelten Derivate weitaus größer als der Wert der (real
produzierten) Güter und Dienstleistungen.