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Abwanderung aus dem Baltikum

от Dr. Andreas von Below

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Wirtschaftswachstum und sinkende Arbeitslosigkeit

Seit Jahren wachsen die Volkswirtschaften in den drei Baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen um jährlich 6.- 8 %. Auch für dieses und das kommende Jahr werden wieder Wachstumsraten von über 6 % vorher gesagt.

Damit einhergehend sinken die Arbeitslosenzahlen auf historische Tiefststände. In Estland liegt die Arbeitslosenquote bei unter 7 %, in Lettland werden ca. 80.000 Arbeitslose registriert, das ist eine Quote von 7,5 % und Litauen hat eine offizielle Arbeitslosenrate von unter 10 %. Mittlerweile klagen bereits viele Arbeitgeber, insbesondere in den Hauptstädten, über Arbeitskräftemangel und sehen in der unzureichenden Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Arbeitskräften ein ernstes Problem für zukünftige Investitionen.

 

Emigration nach Westeuropa

Obwohl es noch keine exakten Untersuchungen gibt, können die sinkenden Arbeitslosenquoten nicht nur auf das Wirtschaftswachstum zurückgeführt werden. Vielmehr stehen dem Arbeitsmarkt auf Grund starker Abwanderungsströme weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Die staatlichen Behörden verfügen zwar über keine verlässlichen Statistiken. In allen drei Ländern wird das Problem der Abwanderung aber als eine ernste Gefahr für die zukünftige Entwicklung der Gesellschaften wahrgenommen und es wird über die Folgen und mögliche Gegenmaßnahmen intensiv diskutiert.

Die Auswanderungswelle fing bereits kurz nach der neuen Unabhängigkeit an. In Litauen schätzten die Behörden die Zahl der Auswanderer seit 1990 auf mehr als 350.000 Personen. Das sind etwa 10 % der Gesamtbevölkerung. Die Zahl könnte noch höher sein und trifft in etwa ähnlichen Größenordnungen für Lettland ebenfalls zu. In Estland sind die Zahlen nicht ganz so dramatisch.

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union hat sich die Abwanderungswelle weiter verstärkt. So werden allein aus Lettland monatlich 700- 1000 lettische

Arbeitskräfte in Irland registriert. Großbritannien und Norwegen sind weitere beliebte Zielländer für die Auswanderung.

Die Bereitschaft, das Heimatland für eine gewisse Zeit zu verlassen, um einen besser bezahlten Arbeitsplatz zu bekommen, ist sehr hoch. Laut einer Umfrage in Litauen sind über 40 % der Bevölkerung zu einem solchen Schritt bereit. Bei den Jugendlichen liegt die Bereitschaft sogar bei über 70 %. Allerdings haben die meisten nach dieser Umfrage den Wunsch, nach einer gewissen Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren.

 

Das Motiv für die Auswanderung

Das Hauptmotiv für die Emigration ist das unterschiedliche Gehaltsniveau zwischen den Heimatländern und den Zielländern. In Irland z.B. können die zum Teil sehr gut ausgebildeten Arbeitskräfte das Zehnfache von dem verdienen, das ihnen in Lettland oder Litauen gezahlt wird. Das Durchschnittgehalt in Lettland und Litauen liegt unter 400 Euro und wächst erst langsam. Die Lebenshaltungskosten sind hingegen sehr schnell gestiegen, so dass die reale Kaufkraft für viele Gehaltsgruppen eher ab- als zunimmt. Dies gilt insbesondere für die ländlichen Regionen abseits der Zentren, in denen die Gehälter zum Teil kaum den Lebensunterhalt decken können. Deshalb tauschen viele Arbeitnehmer den mühsamen Existenzkampf im eigenen Land mit den Chancen auf eine bessere Position in westeuropäischen Ländern.

In einer lettischen Tageszeitung beschrieb ein 29- jähriger Ex-Beamte, der derzeit in Irland studiert, seine Sichtweise: „… wie kann man in Lettland mit einer unbesorgten Miene herumlaufen, wenn man dort um das Mindestauskommen und das Überleben kämpfen muss… Es geht ja auch nicht nur um die Gehälter. Wenn der Durchschnittslohn 500- 700 LVL (etwa 750- 1200 Euro) sein könnte, vielleicht wäre ein Teil in Lettland geblieben. Wenn man daran glauben könnte, dass unsere Regierung konkrete Ziele hat und diese auch einheitlich verfolgt…“ Ähnliche Klagen sind auch aus Litauen zu hören, wo gut ausgebildete Arbeitskräfte keine angemessenen Arbeitsplätze finden können und auch für sich und ihre Kinder keine Perspektive sehen.

Zwar ist das Durchschnitteinkommen in Estland bereits über 400 Euro. Aber auch dieses Land klagt über Abwanderung von gut ausgebildeten Arbeitskräften.

Die neue Emigrationswelle nimmt ganze Familien mit, diesmal geht es nicht um Flucht vor Krieg oder Unterdrückung sondern um die Chancen für ein erträgliches Einkommen. Ärzte, Techniker, Bauleute, Studenten, Lehrerinnen- ganz unterschiedliche Personengruppen verlassen zur Zeit die Baltischen Länder, um die Chancen für einen gut bezahlten Job und die sozialen Sicherheitssysteme Westeuropas zu nutzen.

 

Folgen der Abwanderung für die Wirtschaft

Die Abwanderungswelle verursacht wiederum ein neues Problem, nämlich daß der boomenden Wirtschaft im Baltikum Arbeitskräfte im Niedriglohnbereich fehlen. Die Arbeitgeber sind deshalb gezwungen, entweder die Löhne zu erhöhen oder ausländische Arbeitskräfte in die baltischen Länder zu holen. Beide Entwicklungen haben bereits eingesetzt. Arbeitskräfte auf Baustellen kommen zunehmend aus Weißrussland, der Ukraine und auch aus Russland. Ihnen werden äußerst niedrige Löhne gezahlt. Einheimischem Personal wird häufig ein zweites Gehalt „im Briefumschlag“ (Schwarzgeld) gezahlt, um sie zum Bleiben zu bewegen.

Staatliche Stellen stehen unter großem Druck, das Lohnniveau zu erhöhen, um überhaupt noch genügend Personal für wichtige öffentliche Aufgabengebiete zu finden. So wird aus Estland berichtet, dass es nicht genügend Nachwuchs für die Zoll- und Polizeistellen gibt. Lettland macht der Richternachwuchs Sorgen und in Litauen wird auf dem Land über Ärztemangel geklagt, um nur einige Beispiele zu nennen. Die niedrigen Gehälter sind dann auch ein Grund für die noch immer vorhandene Korruptionsanfälligkeit.

 

Wachsendes öffentliches Problembewusstsein

Mittlerweile wird das Thema ausführlich in den Medien und von führenden Politikern diskutiert. So drückten in jüngster Zeit u. a. die Ministerpräsidenten von Lettland und Litauen als auch der Präsident Litauens ihre Sorge über die Abwanderungsbewegungen aus. Es überwiegt die Meinung, dass der Prozess der Auswanderung nicht aufzuhalten sei und nur durch eine spürbare Angleichung der Lohn- und Sozialleistungen an das mittlere Niveau der EU eine Trendwende herbeigeführt werden könne. Der litauische Präsident Adamkus stellte folgende Überlegung in den Mittelpunkt seiner Bewertung: „Die Frage lautet, wie die Beziehungen zu den Emigranten entwickelt und gepflegt werden und wie sie weiterhin ein Teil von ihrem Land bleiben“. Nach einigen Jahren, so ist die Hoffnung vieler, könne es dann, ähnlich wie in Irland, zu einer Rückkehr heimischer Arbeitnehmer kommen, die mit Kapital und Erfahrungen aus anderen Volkswirtschaften zu einer neuen Belebung der heimischen Wirtschaft führen könnte.

 

Zunehmender Reformdruck

Zwei Schlussfolgerungen lassen sich bereits heute ziehen:

1. „Die spürbare Erhöhung von Lebenshaltungs- und Produktionskosten durch die Angleichung an den EU- Durchschnitt scheint unausweichlich“(zitiert aus einer Untersuchung der Deutsch-Baltischen Handelskammer). Die baltischen Länder werden damit zu weiteren grundlegenden Reformen und einer Umstrukturierung ihrer Wirtschaften von Niedriglohnländern zu innovativen und wissensbasierten Volkswirtschaften gezwungen. Nur dadurch werden sie dem internationalen Wettbewerb standhalten können.

2. Die baltischen Länder müssen sich über die Frage der Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften Gedanken machen, weil sie nur so genügend Arbeitnehmer haben, um ihre verblüffende Aufholjagd der vergangen Jahre fortsetzen können. Dies allerdings stellt insbesondere die Letten und Esten, die bereits heute in ethnisch stark gemischten Gesellschaften (mit einem Anteil von einen Drittel ethnischer Russen), vor neue schwierige Identitäts- und Integrationsprobleme.

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