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COVID-19 Think Tank Update

15 May 2020

KAS Politikdialog Asien gibt alle zwei Wochen einen Überblick über die wichtigsten Studien, Analysen und Kommentare aus Asien zur COVID -19 Pandemie. Im Mittelpunkt stehen dabei die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Auswirkungen der Krise.

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Fast ganz Asien hat die vergangenen zwei Wochen im Lockdown verbracht. Zwar unterscheiden sich die Vorgaben sowie die Durchsetzungshärte durch die Behörden graduell, doch das öffentliche Leben und die Wirtschaft befinden sich gleichermaßen in der Warteposition. Als eines der ersten Länder in der Region wagte Südkorea ab Mitte der vergangenen Woche eine umfassendere Lockerung der Schutzmaßnahmen, nur um wenige Tage später wieder mit steigenden Infektionszahlen konfrontiert zu sein, nachdem ein Super Spreader bei einem Zug durch das Nachtleben in Seoul mit zu vielen Menschen in Kontakt kam. Trotz dieses warnenden Beispiels ist auch in Asien die Öffnungsdiskussion in vollem Gange, und viele Lockdowns werden im Laufe der kommenden drei Wochen wohl enden. In den meisten Fällen ist allerdings von einem sehr vorsichtigen Hochfahren des öffentlichen Lebens auszugehen. Das Arbeiten aus dem Home Office wird bis auf weiteres zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen gehören, und Diskussionen über die Öffnung der Grenzen und die Wiederaufnahme eines geregelten Flugverkehrs befinden sich allenfalls am Anfang.

 

Ein wenig Vorsprung in diesem Prozess hat China, auch wenn die Öffnung dort unter sehr speziellen Vorbedingungen geschieht und natürlich auch im Zusammenhang mit dem chinesischen Narrativ gesehen werden muss, nach dem das Land die Krise überwunden hat und nun der Welt mit seiner Erfahrung helfen möchte. Yan Liang von Willamette University in Oregon gibt einen guten Überblick über den Stand der Öffnung, sowie die Herausforderungen, denen sich die chinesische Regierung stellen muss. Anhand verschiedener Kennwerte wie Verkehrsdaten und Energieverbrauch zeigt sie, dass das Aktivitätslevel in China bereits wieder bei etwa 90 Prozent im Vergleich zu der Zeit vor dem Ausbruch der Pandemie liegt. Neben der permanenten Gefahr einer weiteren Infektionswelle sieht sie aber vor allem noch Defizite bei Chinas bisherigen Bemühungen, die Wirtschaft zu stimulieren und das soziale Sicherungsnetz zu stärken. Weiterhin geht Yan auf die Bedeutung des Landes für eine Stärkung der globalen Wirtschaft ein, beispielsweise durch gezielte Importe und einen möglichen Schuldenerlass für afrikanische Länder. Das Autorenteam um Yves Tiberghien von der University of British Columbia beobachtet in diesem Zusammenhang, dass sich China seiner Verantwortung in diesem Bereich durchaus bewusst ist. So werten sie zumindest die Tatsache, dass die von China geführte Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) im Angesicht der Pandemie erstmals Notkredite an Partnerländer vergibt.

 

Viele Think Tanks in der Region befassen sich weiterhin mit der Frage, welche Auswirkungen die Krise auf die globale multilaterale Ordnung sowie auf das Kräftemessen zwischen China und den USA hat. Exemplarisch dafür steht die Analyse von Malcolm Cook und Ian Storey vom Institute for South East Asian Studies in Singapur. Die Autoren halten fest, dass die Rivalität zwischen den beiden Supermächten in der Krise noch verschärft wurde – Donald Trumps jüngste Äußerungen zu einem vollständigen Abbruch der Beziehungen zu China mögen dafür ein beredtes Beispiel sein. Genauso wie ihre Kollegen Henrick Z. Tsjeng und Shawn Ho von der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur gehen sie aber davon aus, dass diese Entwicklung dazu führen wird, dass sich Mittelmächte und kleinere Staatenbündnisse wie ASEAN darum bemühen werden, mehr Abstand zu den beiden Ländern zu gewinnen. Dies kann nur durch verstärkte Beziehungen untereinander gelingen, wobei aus ASEAN-Sicht insbesondere Japan, Australien und die Europäische Union genannt werden. Rakesh Sood von der Observer Research Foundation in Indien erwartet indessen, dass multilaterale Gremien wie der UN-Sicherheitsrat, G7, G20 oder WHO aufgrund der Rivalität immer weiter an Bedeutung verlieren werden.

 

Nicht ganz überraschend ist dies keine Entwicklung, die die frühere stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, Lakshmi Puri, in Betracht zieht. Stattdessen betont sie in einer ebenfalls von der indischen Observer Research Foundation veröffentlichten Analyse, welche wichtige Rolle auf multilaterale Gremien zukommt, wenn es darum geht, die richtigen Schlussfolgerungen aus der Pandemie für den Bereich der Bio Security zu ziehen. Zunächst geht Puri davon aus, dass dieser Bereich deutlich mehr Beachtung in nationalen Sicherheitsplänen erfahren wird, ebenso wie die Resilienz von Gesundheitssystemen und -behörden. Daneben hält sie es aber auch für essenziell, die Verantwortung für die Aufklärung über Herkunft und Verbreitung von potentiell gefährlichen Viren in die Hände einer internationalen Behörde wie der WHO zu legen, anstatt nun wie im Falle von Covid-19 die Ergebnisse einer nationalen Untersuchung im Herkunftsland abzuwarten. Weiterhin fordert Puri den Ausbau von Frühwarnsystemen, um eine schnellere Reaktion auf die Ausbreitung von neuartigen Viren zu ermöglichen. Schließlich hofft sie, dass die Erfahrung der Pandemie dazu beiträgt, dass die Weiterentwicklung von Bio-Waffen gestoppt wird und auf Ebene der Vereinten Nationen entsprechen Selbstverpflichtungen abgegeben werden können.

 

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Leiter der Abteilung Asien und Pazifik

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