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Der Machtkampf um Libyens Öl

Bewaffnete Kämpfe zwischen Milizen und den Truppen von Khalifa Haftar haben den libyschen Öl-Halbmond erschüttert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Küste am Golf von Sidra zum Schauplatz für libysche Machtkämpfe wird. Die jüngsten Entwicklungen um die beiden Öl-Terminals Ras Lanuf und El-Sidr sind exemplarisch für die fragmentierten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Libyen, die sich durch die parallelen Strukturen in West und Ost weiter verschärfen.

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Am Morgen des 14. Juni brachte der Milizenanführer Ibrahim Jadhran mit nur ein paar hundert bewaffneten Kämpfern und einem Dutzend Pickup-Trucks El-Sidr und Ras Lanuf, zwei der wichtigsten libyschen Ölexport-Terminals, unter seine Kontrolle. Nach bitteren Kämpfen konnte die selbsternannte Libysche Nationale Armee (LNA) unter Khalifa Haftar die Terminals schließlich zurückerobern. Haftar übergab sie daraufhin der staatlichen Ölgesellschaft im Osten Libyens – der National Oil Corporation (NOC) in Benghasi – und Gegenspieler der in-ternational anerkannten Regierung (GNA) in Tripolis. Der Osten will das Öl selbstständig exportieren und dieser Schachzug wird Konsequenzen für die libyschen Machtverhältnisse haben.

Als Jadhrans Kämpfer den Angriff auf die Exportterminals im libyschen Öl-Halbmond starteten, musste die NOC in Tripolis die Ölexporte aussetzen und ihre Mitarbeiter von beiden Terminals und den umliegenden Gebieten evakuieren. Das jüngste libysche Exporthoch von einer Million Barrels pro Tag (bpd) fiel um mehr als die Hälfte auf 400,000 bpd. Der Vorsitzende der NOC in Tripolis, Mustafa Sanalla, betonte, dass die Rückkehr zur norma-len Produktion aufgrund von Bränden in zwei Öldepots und den milliardenschweren Verlusten des Exportaus-falls durch den „Gesetzlosen“ Jadhran viel Zeit in Anspruch nehmen würden.

Der Angriff überraschte Khalifa Haftar, dessen LNA seit Anfang Mai mit einer großangelegten Offensive zur Er-oberung der Küstenstadt Derna von islamistischen Milizen beschäftigt ist. Eine Woche nach Beginn der Kämpfe um die Ölterminals konnten Haftars Truppen dennoch die Kontrolle über die Tanklager zurück gewinnen und am 25. Juni ließ der selbsternannte „Feldmarschall“ verkünden, er werde die Terminals der Kontrolle der Natio-nal Oil Corporation (NOC) in Benghasi überlassen, dem Gegenstück der NOC in Tripolis.

Dem Golf von Sidra kommt für die Ölproduktion als Haupteinnahmequelle des Landes eine zentrale Bedeutung zu. Hierhin wird das libysche Rohöl über Pipelines aus den großen Feldern des Ostens transportiert, raffiniert und für den Export vorgelagert. Ölexporte aus Ras Lanuf betrugen im Mai etwa 110.000 bpd und in El-Sidr bei knapp 300.000 bpd. Dies entspricht knapp 40 Prozent des libyschen Gesamtölexports.

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Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Tunesien Tunesien