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KAS-Projekte in Syrien

Politische Bildungsarbeit im demokratiefeindlichen Umfeld

Was als Revolution gegen das Regime von Diktator Baschar al Assad begann, mündete in einen offenen Bürgerkrieg. Seit fast 10 Jahren dominieren in Syrien Tod, Elend und Machtspiele – mit fatalen Folgen für das Land. Unser Büroleiter Gregor Jaecke über die herausfordernde politische Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Syrien.

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Was als Revolution gegen das Regime von Diktator Baschar al Assad begann, mündete in einen offenen Bürgerkrieg. Seit fast 10 Jahren dominieren in Syrien Tod, Elend und Machtspiele – mit fatalen Folgen für das Land. Unser Büroleiter Gregor Jaecke über die herausfordernde politische Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Syrien. Das Kriegsland Syrien ist der Inbegriff eines autoritären Staates: Das Regime von Präsident Baschar alAssad herrscht seit 20 Jahren mithilfe eines brutalen und korrupten Polizei- und Geheimdienstapparates. Um den eigenen Machterhalt zu sichern, tötete das Regime tausende seiner Landsleute. Nach beinahe zehn Jahren Krieg gegen die eigene Bevölkerung liegen große Teile der syrischen Infrastruktur in Schutt und Asche. Hunger, Massenarmut, Flucht und Vertreibung im unvorstellbaren Ausmaß bestimmen den Alltag der syrischen Bevölkerung. Demokratische Regeln existieren in Syrien nicht: Die regelmäßig stattfindenden Präsidentschafts- und Nationalratswahlen sind eine Farce, eine freie Presse gibt es nicht und wer es wagt, eine vom Regime abweichende Meinung zu äußern, landet in der Regel im Gefängnis oder stirbt. Als die syrische Bevölkerung im März 2011 ihre Stimme erhob, schlug das Assad-Regime die Proteste blutig nieder. Die Möglichkeiten in einem solchen demokratiefeindlichen Umfeld wirkungsvoll politische Bildungsarbeit zu leisten, sind daher äußerst schwierig. Die Vermittlung von demokratischen Werten stößt schnell an Grenzen, wenn Familien fürchten, verhungern zu müssen, ein sicheres Umfeld fehlt und der Alltag vom Kampf ums eigene Überleben geprägt ist. Insofern sichert die humanitäre Hilfe, die in Syrien in hervorragender Weise von zahlreichen regionalen und internationalen Organisationen geleistet wird, zunächst die menschlichen Grundbedürfnisse und schafft dadurch die elementaren Voraussetzungen dafür, dass Bildungsarbeit überhaupt stattfinden kann. Die politische Bildungsarbeit im Sinne der Förderung demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen trifft im syrischen Kontext allerdings auf eine weitere Schwierigkeit: Häufig sind es die Teilnehmer von Bildungsprogrammen nicht gewohnt, sich frei und kritisch bspw. zu politischen Themen zu äußern. Ihre Erfahrungen aus der Schulzeit erinnern eher an eine Indoktrinierung – viele sind mit den Normen und der Methodik einer demokratischen Bildung nicht vertraut. Das syrische Schulcurriculum erfüllt grundlegende UNESCO-Kriterien, wie die Erziehung zu Frieden, Toleranz, Koexistenz und Gewaltlosigkeit nicht. Bildung in Syrien geschieht im Sinne einer Ideologisierung. Diese Beeinflussung bereits ab Kindesalter gilt es bei der politischen Bildungsarbeit ebenfalls zu berücksichtigen. Mithilfe von Bildungsprojekten nachhaltigen Mentalitätenwandel anstoßen Hinsichtlich der Zielgruppe setzt die KAS mit ihren Seminaren und Workshops – die aus Sicherheitsgründen oftmals nicht in Syrien selbst, sondern im Nachbarland Libanon stattfinden – vor allem auf die junge Generation der syrischen Zivilgesellschaft. Unseren Erfahrungen nach hat die Erwachsenenbildung mit jungen Menschen den Vorteil, dass diese mehrheitlich nach gesellschaftlicher Veränderung streben und eigene Zukunftschancen als wichtiger ansehen als das Festhalten an alten Strukturen. Inhaltlich geht es bei unserer Arbeit zunächst um Wissensvermittlung und gegenseitigen Austausch darüber, wie ein demokratisches Regierungssystem in der Post-Assad-Ära aussehen könnte bzw. darum, wie gesellschaftliche Aussöhnung und politischer Dialog funktionieren können. Die langfristige Zielsetzung beinhaltet einen nachhaltigen Mentalitätenwandel, der demokratische Prinzipien auch für Folgegeneration fest verankert – und damit das entstehen zukünftiger, autoritärer Strukturen erschwert. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit in Syrien in der Ausbildung von lokalen Journalisten, um diese in die Lage zu versetzen, in qualitativ hochwertiger und (soweit möglich) unabhängiger Weise über Ereignisse in ihrer Heimatregion zu berichten. Dies wiederum ermöglicht auch dem europäischen Publikum authentische Einblicke in die komplexen Dynamiken vor Ort. Mit ihrem Engagement leistet die Konrad-Adenauer-Stiftung einen Beitrag, der syrischen Zivilgesellschaft das notwendige demokratische Rüstzeug an die Hand zu geben, damit sie dieses nach Möglichkeit in ihrem Alltag einsetzen kann bzw. bei dem erhofften demokratischen Wandel in Syrien parat hat. Die Stiftungsarbeit in Syrien bedeutet nicht nur das „Bohren dicker Bretter“, sondern auch eine stetige Abwägung darüber, inwieweit man riskiert, durch Bildungsprogramme die Teilnehmer in Gefahr für Leib und Leben zu bringen, denn eines ist klar: Autoritäre Staaten fürchten mündige Bürger und kritische Journalisten wie der Teufel das Weihwasser.

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Gregor Jaecke

Gregor Jaecke

Leiter des Auslandsbüros Südafrika

gregor.jaecke@kas.de +27 (11) 214 2900

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