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Bulgariens neuer Patriarch und die vor ihm stehenden Herausforderungen

In letzter Zeit haben einige christliche Kirchen neue Kirchenoberhäupter gewählt. Neben der katholischen Kirche, der Anglikanischen Kirche und dem Koptischen Patriarchat in Ägypten hat am 24. Februar 2013 auch die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche (BOK) einen neuen Patriarchen gewählt. So groß die Unterschiede zwischen ihnen auch sind, sie alle stehen vor der Herausforderung zu klären, welche Rolle die christlichen Kirchen in einer säkularisierten Welt spielen können.

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In Bulgarien wurde der neue Patriarch Neofit mit großen Hoffnungen und Erwartungen empfangen.

Bereits durch seine ersten Auftritte gelang es ihm, Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung der BOK herbeizuführen.

Die BOK stand vor der Aufgabe, zum ersten Mal in ihrer modernen Geschichte eine freie und transparente Patriarchenwahl durchzuführen. Dies ist gelungen. Und damit ist ein positiver Beginn der neuen Amtszeit geschaffen. Doch mit welchen Problemen muss sich der neue Patriarch befassen?

1. Das Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft: Kann die Kirche in Bulgarien ihren öffentlichen Einfluss wiederherstellen und als gesellschaftliches Korrektiv wirken?

2. Das Problem der institutionellen Erstarkung der BOK, die Überwindung der starken zentrifugalen Tendenzen und Beschäftigung mit den Problemen aus der kommunistischen Vergangenheit.

3. Isolation oder Ökumene? Kann die BOK aktiv auf der internationalen Bühne agieren, vor allem im Dialog mit der orthodoxen Welt?

Analyse der Wahl des neuen Patriarchen. Konsequenzen und Schlussfolgerungen

Am 24. Februar 2013 wurde der dritte Patriarch seit Wiedergewinnung des Patriarchats im Jahre 1953 gewählt. Der erste Patriarch war Kyrill, sein Nachfolger wurde 1971 Maxim. Die jetzt erfolgte Wahl war die erste, die unter demokratischen Bedingungen und großer medialer Beobachtung erfolgte.

Patriarch Maxim war im Alter von 98 Jahren am 6. November 2012 nach 41-jährigem Dienst als Repräsentant der Kirche verstorben. Er hat ein widersprüchliches Erbe hinterlassen. Als die kommunistische Diktatur ihr Ende fand, stand die Kirche an die Peripherie des öffentlichen Lebens. In den ersten Jahren nach der Wende erlitt sie eine Spaltung und hatte mit inneren Zwistigkeiten und Widersprüchen zu kämpfen, die bis heute spürbar sind. Am Ende seines Lebens war es Maxim zwar gelungen, die Kirchenspaltung zu überwinden und die oberste Hierarchie zu einen. Trotz der Gerüchte, die ihn während all der Jahre seines Dienstes begleiteten, wurde ihm am Ende seines Lebens offiziell bestätigt, dass er nicht Mitarbeiter der kommunistischen Staatssicherheit gewesen war – im Unterschied zu den meisten anderen Metropoliten und Bischöfen. Die Erhaltung der Einheit der Kirche war aber nur möglich durch die ständige Suche nach Kompromissen unter den Metropoliten. Dies hinterließ den Eindruck eines schwachen institutionellen Zentrums und starker zentrifugaler Tendenzen in den Diözesen, die sich in den oft nicht abgewogenen Äußerungen und Aktionen einzelner Mitglieder der Heiligen Synode (Versammlung der Metropoliten unter Vorsitz des Patriarchen) ausdrückten, die Anlass zu öffentlicher Kritik gaben.

Vor der Wahl hatten Viele Befürchtungen, dass das labile Gleichgewicht kippen und in offene Zwistigkeiten münden könnte. Befürchtungen bestanden auch in Bezug auf mögliche äußere Einflussnahmen auf die Wahl, ganz gleich ob von politischen Kräften, staatlichen Institutionen oder dubiosen Geschäftsleuten mit Einfluss auf einzelne Metropoliten. Die Wahlen haben gezeigt, dass diese Befürchtungen unbegründet waren.

Laut Satzung des bulgarischen Patriarchats von 1951 haben alle Metropoliten das Recht zu kandidieren, die mindestens fünfzig Jahre alt sind und mindestens fünf Jahre als Metropolit gedient haben . Nach diesen Regeln durften zwölf der 14 Mitglieder der Synode kandidieren. Die Patriarchenwahlversammlung setzte sich aus Metropoliten, Bischöfen, Mönchen, Priestern und Gemeindevertretern, insgesamt 142 Personen, zusammen. Die Versammlung hatte die Aufgabe, den Patriarchen aus den drei von der Heiligen Synode nominierten Kandidaten auszuwählen.

Satzungsgemäß entsendet jede Diözese fünf gewählte Delegierte (je drei Kleriker und zwei weltliche Gemeindemitglieder), zu denen noch zwei Mönche aus jeder Diözese kommen. Alle Metropoliten gehören automatisch zur Wahlversammlung. Da der bulgarische Patriarch zugleich auch Metropolit der Diözese Sofia ist, entsendet diese zweimal so viele Delegierte wie die übrigen Diözesen, nämlich zehn. Bei der Bestimmung der Delegierten gab es Befürchtungen, dass einzelne Metropoliten versuchen würden, ihnen wohl gesonnene Personen durchzusetzen. Zum Teil erwiesen sich diese Befürchtungen als gerechtfertigt, da in einer Reihe von Diözesen im Vorhinein von den Metropoliten aufgestellte Kandidaten problemlos bestätigt wurden. Andererseits kam es in der Diözese Sofia zu Streitigkeiten, weil hier die Wählerschaft es ablehnte, die vorgelegte Liste gutzuheißen. Schließlich wurden von dieser Liste die strittigsten Vorschläge nicht gewählt, vor allem aus den Kreisen der Laien.

Im öffentlichen Raum entwickelte sich eine „Wahlkampagne“, in der die aussichtsreichsten Kandidaten die Aufmerksamkeit der Medien suchten und sich bemühten, sich zu empfehlen. Unter den aktivsten „Wahlkämpfern“ war der Metropolit von Varna, Kyrill, der als stellvertretender Vorsitzender der Synode auch die größten Möglichkeiten zur Präsenz in den Medien hatte. Öffentliche Präsenz zeigte auch Gawriil aus Lowetsch, sowie der Metropolit von Stara Zagora, Galaktion. Aufmerksam verfolgt wurden auch die öffentlichen Verlautbarungen und Positionen des Metropoliten von Plovdiv, Nikolai; obwohl dieser nicht berechtigt war zu kandidieren, wurde seine Meinung als bezeichnend für die Stimmungen in einem Teil der Synode aufgefasst.

Die Spannung wuchs eine Woche vor dem Zusammentreten der Wahlversammlung, als die Heilige Synode die drei Kandidaten aus ihren Reihen auszuwählen hatte. Dabei erwies es sich als schwierig, die von der Satzung geforderte 2/3-Mehrheit (9 Stimmen von 14) für jeden der drei zu nominierenden Kandidaten zu erreichen. Erst nach zweitägigen dramatischen Abstimmungen mit mehr als zwanzig Wahlgängen standen als Kandidaten fest: Metropolit Galaktion von Stara Zagora, Metropolit Neofit aus Russe und Metropolit Gawriil aus Lowetsch. Die Schwierigkeiten zeigen, dass es unter den Metropoliten zwei Lager gibt. Am Ende konnte jedes der beiden Lager seinen Favoriten der Wahlversammlung als Kandidaten präsentieren.

Die Satzung sieht für die Wahl des bulgarischen Patriarchen zwei Wahlgänge vor, es sei denn, der künftige Patriarch hätte schon im ersten Wahlgang 2/3 der Stimmen der Wahlversammlung auf sich vereinigt. Am zweiten Wahlgang nehmen die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen teil. In diesem genügt dann die einfache Mehrheit.

Erwartungsgemäß gelangten Metropolit Neofit aus Russe und Metropolit Gawriil aus Lowetsch in den zweiten Wahlgang. 90 der 138 anwesenden Mitglieder stimmten schließlich für Neofit.

Wer ist der neue bulgarische Patriarch?

Patriarch Neofit wurde 1945 in Sofia geboren. Schon sehr früh wandte er sich der geistlichen Laufbahn zu. 1965 machte er seinen Abschluss am Seminar für Geistliche, 1971 beendete er sein Theologiestudium in Sofia. Sein Weg als Mönch ist von Beginn an verbunden mit Patriarch Maxim, der ihn persönlich 1975 zum Mönch weihte. Schon damals empfahl er sich als einer der aussichtsreichsten jungen Geistlichen. 1985 wurde Neofit zum Bischof geweiht und zum Bischofsvikar des Sofioter Metropoliten ernannt. In den folgenden Jahren war er kurz Rektor der Theologischen Fakultät der Universität Sofia und Generalsekretär der Synode; 1994 wurde er zum Metropoliten von Russe gewählt. In den Jahren der Kirchenspaltung gehörte er zu den Anhängern von Patriarch Maxim.

Als einer der engsten Mitarbeiter des verstorbenen Patriarchen wurde Neofit immer zum Kreis seiner potenziellen Nachfolger gezählt. Beigetragen haben dazu aber sicher auch seine ausgedehnte theologische Bildung und Kultur und seine Qualitäten im geistlichen Gesang. Sein größter Vorzug ist, dass es ihm gelang, sich als allgemein akzeptierte Person unter den Metropoliten zu empfehlen und das Image eines Menschen aufzubauen, der feinfühlig den Konsens unter ihnen sucht. Er versteht sich als Verkörperung der Tradition, der Kontinuität und des Konsensus – eine nicht unwichtige Eigenschaft angesichts der Zwistigkeiten unter der Hohen Geistlichkeit. Negativ ist, dass er von der bulgarischen Stasi seit 1983 als Mitarbeiter geführt wurde. Seine Akte ist aber nur 17 Seiten dünn, und auch da überwiegen Spitzelberichte gegen ihn sowie kritische Meinungsäußerungen von Offizieren der Staatssicherheit, die seine Religiosität und Konservativität kritisieren. Neofit gab entsprechende Kontakte zu, verneinte aber, dass diese konspirativen Charakter gehabt hätten. Diese seine Worte stehen im Einklang mit den Inhalten seiner Akte. Er gehört zu den wenigen Mitglieder der Synode, die sich für diese Kontakte öffentlich entschuldigten. Zudem kann er nicht mit öffentlichen Skandalen in Verbindung gebracht werden, wie es bei einigen der anderen Metropoliten der Fall ist. Niemand zweifelt seinen mönchischen Lebenswandel an. Zusammenfassend kann man sagen, dass seine Ernennung zum Patriarchen positiv aufgenommen wurde.

Selbst seine Kritiker heben gern seine Güte hervor, meinen damit aber, dass er vielleicht zu weich sein könnte, um radikale Reformen in der Kirche anzustoßen und die Willkür der umstrittensten Geistlichen einzuschränken. Trotz solcher Zweifel trug das öffentliche Klima, in dem der neue Patriarch gewählt wurde, von Anfang an zur Schaffung des Eindrucks bei, dass es nun ein starkes institutionelles Zentrum der Kirche gibt, das deutliche Veränderungen in den Beziehungen zwischen Patriarchat und Synode, Kirche und Gesellschaft herbeiführen wird.

Kirche und Gesellschaft: Lässt sich der Trend umkehren?

In der Zeit der Vorbereitungen zur Wahlversammlung stellten die demoskopischen Institute kaum Interesse an den Patriarchenwahlen in der Öffentlichkeit fest. Einmal gewählt, wurde der neue Patriarch positiv, oft mit Begeisterung aufgenommen, und ungefähr einen Monat nach seiner Wahl stellten die Demoskopen einen beträchtlichen Vertrauenszuwachs ihm und der Kirche gegenüber fest.

NZIOM (Nationales Zentrum zur Erforschung der öffentlichen Meinung) fand heraus, dass 66 % der Bulgaren die Tätigkeit der BOK gutheißen. Damit ist die Zustimmung zur Kirche nach der Wahl des neuen Patriarchen um 21 Prozentpunkte gestiegen. Patriarch Neofit selbst kann sich einer Zustimmung von 64% der Befragten erfreuen.

Dazu trug bei, dass er an dem Sonntag gewählt wurde, an dem eine der größten Protestdemonstrationen gegen die ökonomischen und sozialen Missstände im Lande stattfand, wenige Tage nach dem Rücktritt der Regierung. Die Wahl, von zwei Fernsehsendern live übertragen, erweckte den Eindruck, dass die Kirche in diesem Moment eine der wenigen stabilen Institutionen im Staat ist.

Anlässlich der Welle der Selbstverbrennungen im Lande rief er die Menschen dazu auf, nicht Hand an das eigene Leben zu legen. In einigen seiner ersten Predigten ging er auch auf die Lage in Bulgarien ein und rief zu Solidarität und Ruhe auf. Die Anerkennung seitens der Politik ließ nicht auf sich warten: Der Patriarch wurde mit Ovationen bei seinem ersten Besuch in dem zu diesem Zeitpunkt noch tätigen Parlament empfangen. Am 7. April folgten alle Glaubensgemeinschaften des Landes einem Aufruf des Präsidenten und hielten einen Bittgottesdienst zum Schutz des bulgarischen Volkes ab. Zwischenzeitlich hatte der Patriarch schon protokollarische Treffen mit einem Großteil der führenden bulgarischen Politiker absolviert, und eine der ersten Amtshandlungen des Ministerpräsidenten der so genannten provisorischen Expertenregierung war ein Besuch bei Patriarch Neofit in Russe.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass zum ersten Mal seit dem Beginn der Transformation bulgarische Politiker in einer öffentlichen Sphäre voller Proteste und Unzufriedenheit in der BOK eine stabile Institution sehen, deren hohe Legitimation sie zur Beruhigung der öffentlichen Stimmungen nutzen können.

Viele Menschen habe das Gefühl, dass die BOK wieder ein starkes Zentrum besitzt, das wichtige Botschaften aussendet. Neofit muss nun einige der größten Probleme lösen, die die BOK momentan hat. Welche sind dies, und in welchen Bereichen ist vom Patriarchen das größte Engagement zu erwarten?

Herausforderungen für den neuen Patriarchen

Eine der größten Herausforderungen ist die Überwindung der zentrifugalen Tendenzen in der BOK. Ohne die Bildung eines gemeinsamen Kirchenbudgets und einer durchgängigen institutionellen und administrativen Stärkung der Kirche kann keine Angleichung der Stellung der Priester in den verschiedenen Diözesen erreicht werden; dies wolle er erreichen, betonte der Patriarch in seiner ersten Rede. Allerdings wird das ein langwieriger Prozess sein, da diese Maßnahme wahrscheinlich auf den Widerstand einiger Metropoliten stoßen wird. Da aber der Pfarrer der direkte Ansprechpartner für die Menschen vor Ort ist, spielt die Qualität dieser Kontakte die bedeutendste Rolle im Aufbau eines tragfähigen Images der Kirche in der Öffentlichkeit.

In der Frage der Einführung von Religionsunterricht wird es für die bulgarischen Politiker nun schwieriger werden, weiterhin diese Forderung abzulehnen, umso mehr, als diese Forderung von breiten gesellschaftlichen Kreisen unterstützt wird. Wahrscheinlich wird dies das erste Ziel sein, dass der Patriarch verwirklichen will.

Eine andere Herausforderung ist die Aufarbeitung des kommunistischen Erbes. Trotz des starken öffentlichen Interesses wird dieses Problem kaum zu lösen sein; vor allem werden einzelne Metropoliten Widerstand leisten, da sie es wegen eigener Verstrickung vorziehen werden, den Mantel des Schweigens über die Vergangenheit zu legen.

Daher darf man vermuten, dass Neofit in diesem Punkt keine Konfrontation suchen wird, weil er in der Synode Konsense in anderen Fragen erreichen muss. In einem Interview kurz nach seiner Wahl meinte er, dass dieses Thema eine „persönliche Angelegenheit“ sei; die Betroffenen müssten ihre Handlungen mit ihrem Gewissen vereinbaren. In diesem Zusammenhang steht auch die Frage nach der Kanonisierung der kirchlichen Opfer (Märtyrer) aus kommunistischer Zeit. Obwohl kaum zu erwarten ist, dass die Kirchenspitze sich öffentlich entschuldigt oder Reue zeigt für die Handlungen, die unter dem Kommunismus gemacht worden sind, würde die Kanonisierung der Märtyrer eine Verurteilung der kommunistischen Diktatur implizieren; das dürfte die Erwartungen eines Teils der öffentlichen Meinung in einem gewissen Umfang befriedigen.

Auf der Tagesordnung des Patriarchen steht der ökumenische Dialog. Derzeit entfaltet die BOK so gut wie keine internationale Aktivität außerhalb der protokollarisch notwendigen. Das gilt nicht nur für den Dialog zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen, sondern auch für den Dialog zwischen den orthodoxen Kirchen. Ein wichtiger Grund hierfür ist die große Aktivität der BOK in der internationalen ökumenischen Szene während der Zeit des Kalten Krieges. Diese Aktivitäten waren aber von der kommunistischen Staatssicherheit gesteuert und initiiert. In den Jahren des Übergangs sorgte dieser Umstand dafür, dass schon die Idee einer starken „Außenpolitik“ der Kirche kompromittiert war.

Die BOK sollte vor allem ihre Position im Dialog mit den anderen orthodoxen Kirchen stärker einbringen und ihre Rolle als Volkskirche - bezogen auf die Bevölkerungsmehrheit in Bulgarien - in einem der wenigen orthodoxen Staaten in der EU definieren.

Der neue Patriarch wird die Aktivierung der internationalen Kontakte wahrscheinlich befürworten, inklusive solcher zu den anderen christlichen Konfessionen. Wegen des starken Widerstandes in den eigenen Reihen und dem Fehlen klarer internationaler Prioritäten ist dies aber eine schwer zu realisierende Aufgabe. Erschwerend kommt die verhängte Selbstisolation der BOK in den letzten Jahren hinzu, die Kontakte fast nur noch mit dem Moskauer Patriarchat pflegt.

Die Überwindung dieser internationalen Isolation der BOK hängt davon ab, ob sie mit dem neuen Patriarchen ein institutionelles Zentrum besitzt, das stark genug ist, um internationale Prioritäten zu bestimmen und durchzusetzen. Die Aktivierung solcher internationaler Kontakte, einschließlich der zu den benachbarten orthodoxen Kirchen in Rumänien und Serbien, würde den theologischen Horizont der zukünftigen Hohen Geistlichkeit zusätzlich erweitern.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Art und Weise, wie der neue Patriarch gewählt wurde, ihm eine Legitimität verleiht, wie sie keiner seiner Vorgänger besessen hat. Patriarch Neofit wurde dadurch, aber auch aufgrund seiner Persönlichkeit, positiv von der öffentlichen Meinung aufgenommen. Das gibt ihm die Möglichkeit, das institutionelle Zentrum der BOK zu stärken. Dies ist eine Bedingung, damit ein großer Teil der Herausforderungen, vor denen er steht, bewältigt werden kann. Die Stärkung des Zentrums dürfte aber von einem Teil der Hohen Geistlichkeit kaum positiv aufgenommen werden. Daher ist der neue Patriarch auf so viel Zustimmung wie möglich unter den Metropoliten angewiesen. Die Veränderungen, die in der BOK zu erwarten sind, werden daher weder sofort stattfinden noch revolutionär eintreten, sondern langsam und schrittweise.

Eine wichtige Veränderung ist bereits eingetreten: Die BOK und ihre Hohe Geistlichkeit haben begriffen und sich darauf eingestellt, dass eine positive Resonanz der Öffentlichkeit schwierig zu erreichen ist, dass es aber wichtig ist, diese zu erhalten. Vor wenigen Monaten befanden sich die Metropoliten in einer ihnen äußerst kritisch gesinnten medialen Umgebung. Heute hat sich das gewandelt, was auf den Patriarchen zurückzuführen ist. Dieser Wandel ist für die BOK eine große Chance, die sie nutzen sollte.

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