Meyer, Fritz W.
Meyer, Fritz W.
geb. am 18.11.1907, gest. am 04.03.1980
Meyer wurde wissenschaftlich geprägt durch den Freiburger Kreis, dessen Forschungen richtungsweisend für die Entwicklung und den Ausbau der Ordnungstheorie waren und entscheidende Grundlagen für die Ordnungspolitik schufen. Als Schüler von Walter Eucken war in ihm ein brennendes Interesse für die Ordnungspolitik geweckt worden, das ihn Zeit seines wissenschaftlichen Wirkens nicht mehr losließ. Es schlug sich in überzeugenden ordnungspolitischen Untersuchungen und Analysen nieder, von denen zahlreiche Veröffentlichungen ein bleibendes und nachhaltig wirkendes Zeugnis ablegen, die in einer klaren und deutlichen Sprache formuliert sind und durch treffende beispielhafte Erklärungen unverwechselbare Züge tragen.
Meyer konnte auf viele Jahre erfolgreichen
Wirkens an der Universität
Bonn zurückblicken, der er trotz ehrenvoller
Berufungen treu blieb. Außerdem
verzichtete er auf die Übernahme
ihm angebotener hoher
Staatsämter, und zwar deshalb, weil
unvermeidbare politische Kompromisse
häufig Abstriche von seinen
wissenschaftlichen Überzeugungen
hätten erfordern können. Seine Aufgabe
sah er vielmehr darin, der Wirtschaftspolitik
brauchbare Konzepte
bereitzustellen. Gelegenheit hierzu
bot ihm seine Tätigkeit in zahlreichen
beratenden Gremien. Gerade seine
tief und fest verankerte wissenschaftliche
Verbindung von Diagnose und
Therapie sowie die unbestechliche
Klarheit seines Denkens, Schreibens
und Darlegens ermöglichten es ihm,
hervorragende, ja sogar bahnbrechende
Erkenntnisse zu erarbeiten.
Die von Meyer aufgegriffenen Themen
sind weit gespannt. Eine ausgeprägte
Aufmerksamkeit galt jedoch
stets den internationalen Wirtschaftsbeziehungen,
der Beschäftigungsund
Entwicklungspolitik sowie den
Währungsproblemen. Sein bedeutsames
Werk „Der Ausgleich der Zahlungsbilanz“
aus dem Jahr 1938 bietet
nach wie vor eine wegweisende Analyse,
die niemand umgehen kann,
der nach einer praxisrelevanten theoretischen
Fundierung zur Lösung
zahlungsbilanzpolitischer Fragen
sucht. Darüber hinaus waren es vor
allem ordnungspolitische Einzelfragen,
die ihn immer wieder herausforderten
und fesselten. Denn er sah es
als wirtschaftspolitisch bedeutsam
und als zwingende Aufgabe an, nicht
nur die Grundstruktur einer marktwirtschaftlichen
Ordnung herauszuarbeiten,
sondern vor allem auch
marktwirtschaftliche Formelemente
zu untersuchen. Dabei überprüfte er
drängende wirtschaftspolitische Probleme
und verstand es meisterhaft, sie
auf die ökonomischen Kernfragen
zurückzuführen und zugleich in die
Ordnungspolitik einzubinden. In kritischer
Analyse deckte er gruppenegoistische
Einzelinteressen ebenso
schonungslos auf wie den wohl unausrottbaren
Hang zum Interventionismus
und zu Wettbewerbsbeschränkungen,
deren Begründung er
mit brillanter Logik und unausweichlicher
Gedankenschärfe als ökonomisch
unzutreffend und unhaltbar
entlarvte.
Wissenschaftlicher und beruflicher Werdegang
Studium der Volkswirtschaftslehre; 1934 Promotion bei Walter Eucken; 1934-1937 Assistent am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und bei Walter Eucken in Freiburg i. Br.; 1938 Habilitation bei W. Eucken; 1938-1943 Dozent an der Universität Kiel; 1946 a. o. Prof., 1948 o. Prof. an der Universität Bonn; 1950 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft; 1962-1965 Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung; 1973 Emeritierung.
Literaturhinweise:
- MEYER, F. W. (1938), Der Ausgleich der Zahlungsbilanz, Jena;
- DERS., Zahlreiche Aufsätze in: ORDO Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft; Weltwirtschaftliches Archiv; Wirtschaftspolitische Chronik des Instituts für Wirtschaftspolitik der Universität zu Köln, in mehreren Sammelbänden; zu einer ausführlichen Würdigung der wissenschaftlichen Leistung siehe WILLGERODT, H. (1981), Fritz Walter Meyer, ORDO, Bd. 32 (1981) , S. 199-217.