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Müller, Gebhard
Jurist, Staatspräsident, Staatsminister, Ministerpräsident, Präs. des BVerfG, Dr. jur., Dr. h. c. mult., * 17.04.1900 Füramoos/Württemberg, † 07.08.1990 Stuttgart, rk.
Müller setzte sich führend und nachdrücklich für die Bildung eines „Südweststaates“ ein und hielt durch die Einschaltung des Artikels 118 des Grundgesetzes den Weg für eine Bundeslösung offen. In den Jahren nach 1949 hatte er starken Einfluss auf die Ausgestaltung der staatlichen Institutionen auf Bundesebene, insbesondere auf den Bundesrat. Nach der Gründung Baden-Württembergs im April 1952 in die Opposition verwiesen, übernahm Müller zunächst den Vorsitz im Verfassungsausschuss, Anfang 1953 den Fraktionsvorsitz. Im September 1953 zum Ministerpräsidenten gewählt, führte Müller die aus CDU, SPD, FDP und BHE bestehende Allparteienregierung bis Ende 1958. Während seiner Amtszeit konsolidierte sich das neue Bundesland („Aufbaugesetze“). Von 1958-59–1971 war Müller Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzender des Ersten Senats in Karlsruhe. Seit 1972 im Ruhestand in Stuttgart lebend, verfasste Müller zahlreiche Beiträge zur jüngeren Zeitgeschichte und zur Rechtspolitik. Auch nahm er zu seiner Rolle als Politiker Stellung. Müller baute als CDU-Landesvorsitzender in Württemberg-Hohenzollern die Partei auf und stattete sie mit einer klaren organisatorischen Struktur aus. Er ernannte 1948 Kurt Georg Kiesinger zum Landesgeschäftsführer. Neben Hans Ehard war er der Regierungschef, der am nachhaltigsten für das Prinzip des Föderalismus eintrat. Die Gründung Baden-Württembergs wird als sein politisches Hauptwerk angesehen. Daneben verblassen zu Unrecht seine Verdienste als Regierungschef eines Ministaates in der französischen Zone, dem es gelang, mit beharrlicher und selbstbewusster Diplomatie die Aktionsspielräume deutscher Politik kontinuierlich auszuweiten.
Literatur
G. Buchstab, in: ZGiLB 8 (1997); P. Feuchte, in: Baden-Württembergische Biographien, 2 (1999); F. Raberg: Gebhard Müller - Staatsmann zwischen Rumpfland und Länderneugliederung, in: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 34 (1999). – Bestand: ACDP.
Frank Raberg