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Das globale Dorf entsteht: Chancen und Risiken im Internet

Osnabrücker Gespräch

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Neue Osnabrücker Zeitung, 9. September 2000

Ergrauter Internet-Guru predigt von der Freiheit im „globalen Dorf“

Wau Holland zu Gast in Osnabrück bei der Konrad-Adenauer-Stiftung

Von Frank Wiebrock

"Können Sie dem folgen?“ – Wenn ein Guru spricht, bleibt Gläubigen und Ungläubigen manchmal nur ein Staunen. Wau Holland, Alterspräsident des berühmt-berüchtigt-legendären Hamburger Chaos-Computer-Clubs schlug einen großen Bogen: Von Bildungspolitik über Langhans, Standleitung und Nacktfotos zurück zu Luther, Adenauer und die 68er. Ach ja, über das Internet sprach Holland auch. Genau darum ging es schließlich in der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung im Hotel Remarque: „das globale Dorf entsteht: Chancen und Risiken im Internet.“

Chance und Risiko zugleich ist auch die Einladung von Wau Holland: Irgendwie schon fast mystisch entrückt, entspricht auch das Outfit des Jenaers so gar nicht an den Erwartungen an einen Computer- oder Internet-Freak. Eher erinnert er an einen Aussteiger, der auf dem Weg nach Indien noch eine Zwischenstopp einlegt: bärtig, braun gebrannt, leger gekleidet, Sandalen. Im Plauderton streut der Guru zwischen Anekdoten, Abschweifungen und Belanglosigkeiten seine Botschaften ein. Dass es an der Zeit sei, endlich das Wissen der Menschheit komplett im Internet verfügbar zu machen. Dass es wichtiger sei, den Umgang mit der Informationsflut zu lernen, als ohnehin nicht richtig funktionierende Filter gegen unerwünschte Inhalte einzubauen. Dass Bill Gates vom Dynamiker (gut) zum Besitzstandswahrer (schlecht) mutiert sei, und dass Sonntagsarbeit nicht gut sei, weil jeder Mensch ein Recht auf Pause habe. Die Kernforderung: „das Wissen muss frei sein“. Gelangweilt hat Holland jedenfalls niemanden. So richtig überzeugt aber wohl auch nicht.

Ganz anders dagegen Jens Waltermann von einer Berliner Management-Consulting-Firma: jung, dynamisch (wie Bill Gates früher), mit Krawatte (wie Bill Gates heute). Ein lebendes Beispiel dafür, wie sich das Internet in den vergangenen Jahren verändert hat: Die Freaks wurden von Vertretern der New-Oekonomie etwas in den Hintergrund gedrängt. „Von Holland trennen mich Welten“, machte Waltermann kein Geheimnis daraus, das er für andere Positionen steht: Das Netz der Freaks sei nicht massentauglich, Newsgroups seien nun einmal ein Instrument einer Minderheit. Zudem gehöre ein erheblicher Teil der Menschheit nicht zum oft gepriesenen „globalen Dorf“. Entweder fehle ein Zugang oder das Interesse. Auch Filterprogramme hält Waltermann für legitim. Voraussetzung: Nicht der Staat filtert für seine Bürger, sondern die Eltern für ihre Kinder oder Lehrer für ihre Schüler.

Egal, ob das Internet nun Chance oder Risiko ist, eins hatte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Christian Wulff, schon bei seiner Einführung ins Thema bei aller Begeisterung für das Medium prognostiziert: „Wir werden uns auch in Zukunft noch real treffen und miteinander reden wollen“ Hoffentlich...

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Veranstaltungsort

Hotel Remarque, Osnabrück

Referenten

  • Christian Wulff MdL
    • Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
    • Wau Holland
    • Chaos Computer Clubs e.V.
    • Ulrike Timmler
    • Coellner Informationsagentur
    • undJens Waltermann
    • Solon Management Consulting
Kontakt

Dr. Thomas Ehlen

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Hessen

thomas.ehlen@kas.de +49 611 157598-0 +49 611 157598-19
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