Asset-Herausgeber

Gespräch

Jung gegen Alt? Für einen neuen Generationenvertrag

Osnabrücker Gespräch

.

Asset-Herausgeber

Details

Neue Osnabrücker Zeitung, 25. Mai 2000

„Renteneintrittsalter rauf, Rentenniveau runter“

Wulff und Dr. Raffelhüschen fordern Reformen

In den kommenden Jahrzehnten wird es in Deutschland im Verhältnis immer mehr Ältere und weniger Jüngere geben. Wie ist es um die Rentenkassen bestellt? Wird es Konflikte zwischen den Generationen geben? Diese Fragen stellte die Konrad-Adenauer-Stiftung. Antworten gaben Professor Dr. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg und CDU-Politiker Christian Wulff.

Für beide ist klar: Kommt es zu Reformen, gibt es keinen Grund zum Pessimismus. „Im Jahr 2035 muss jeder Erwerbstätige einen Rentner finanzieren“, rechnete Professor Raffelhüschen vor. Die dann junge Generation werde mehr als 30 Prozent in die Rentenkassen zahlen müssen. „Aber das können die doch gar nicht.“ Sie würden für die Rentner nur wenig mehr als den Sozialhilfesatz aufbringen können. Der Finanzwissenschaftler schlägt daher eine Ausgleichsreform vor: "Wir müssen mit dem Renteneintrittsalter von durchschnittlich 59 auf 61 Jahre rauf, das Rentenniveau muss runter auf 60 Prozent und wir brauchen deutliche Anreize für die eigene Vorsorge.“ Ganz ähnlich sieht es auch Christian Wulff: „Die Alten bekommen etwas weniger, und die Jungen zahlen etwas mehr.“ Nur die Bereitschaft, hier etwas zu ändern, sei gering. Nötig sei eine Förderung für alle, die selbst „etwas fürs Alter auf die Seite legen“. Wulff schlug Barzuschüsse für Geringverdiener vor.

Beide Referenten wiesen darauf hin, dass auch die Wirtschaft von der privaten Vorsorge profitiere: Wer sein Geld anlegt, stärke den Kapitalmarkt – und der führe zu mehr Produktivität. Zukünftig müssten sich auch die über 60jährigen in der Arbeitswelt engagieren, meinte Wulff: „Die Frühverrentung können wir nicht durchhalten.“ Die Praxis in einigen Berufsgruppen, in denen bereits Mittfünfziger in den Ruhestand gehen, bezeichnete Professor Dr. Raffelhüschen als „Großzügigkeit der 70er und 80er Jahre“.

Wulff plädiert für weniger geregelte Standards: Es müsse möglich sein, dass jeder selbst entscheidet, wann er in Rente geht. Die Arbeitswelt könne von der Lebenserfahrung der Älteren profitieren. Dass sie den Jungen die Arbeitsplätze wegnehmen, halten Wulff und Dr. Raffelhüschen nicht für plausibel: Die Vorstellung, es gebe nur eine bestimmte Menge an Arbeitsplätzen, treffe nicht zu. Die Rentenkassen zukünftig mit mehr Steuermitteln zu füllen, wäre für Wulff eine riskante Entscheidung: Das Eigentumsrecht der Kassen sei dann nicht mehr garantiert und würde möglicherweise zum Opfer politischer Entscheidungen – Jung gegen Alt. (jwe)

Asset-Herausgeber

Zum Kalender hinzufügen

Veranstaltungsort

Hotel Remarque, Osnabrück

Referenten

  • Christian Wulff MdL
    • Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
      • und Professor Dr. Bernd Raffelhüschen
        • Universität Freiburg
          Kontakt

          Dr. Thomas Ehlen

          Dr

          Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Hessen

          thomas.ehlen@kas.de +49 611 157598-0 +49 611 157598-19
          Jung gegen Alt? Für einen neuen Generationenvertrag