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Medien und Politik: Ein schwieriger Dialog?

Osnabrücker Gespräch

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Neue Osnabrücker Zeitung, 22.11.1999

„Haben Pflicht, Öffentlichkeit zu informieren“

Alexander Niemetz und Christian Wulff diskutieren über das Verhältnis von Politik und Medien

Der gemeinsame Auftritt von Politiker und Journalist machte es überdeutlich. Sie sind aufeinander angewiesen, und genau deshalb ist ihr Verhältnis nicht frei von Spannungen.

Zum Thema „Medien und Politik: Ein schwieriger Dialog?“ diskutieren beim Osnabrücker Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung vor etwa 180 Zuhörern Alexander Niemetz, Moderator des „heute-journal“ und Christian Wulff, stellvertretender Vorsitzender der CDU. Mehr als nur einmal prallten dabei Meinungen aufeinander. Niemetz: „Wir haben keine Mission zu erfüllen“. Wulff: „Bei Enthüllungskampagnen geht es zuweilen um die Verwirklichung eines missionarischen Eifers.“ Der Nachrichtenmann ist nicht der Ansicht, dass die Medien das Erscheinungsbild von Politik maßgeblich steuern können. „Die Öffentlichkeitsarbeit der Koalition ist kein Ersatz für schlüssige Konzepte.“ Interessantes wusste Niemetz von der letzten Niedersachsenwahl zu berichten.

„Es ging um Schröder oder Lafontaine für den Bund.“ Deswegen hätten sich Teile der Medien, wie „Der Spiegel“ und auch das „heute-journal“, damals hinter den jetzigen Bundeskanzler gestellt. Um „Medienkumpanei“ mit der Politik zu verhindern, sei auch eine stärkere Rotation von Korrespondenten sinnvoll, um keine eingefahrenen Abhängigkeiten entstehen zu lassen. Insgesamt müsse die Politik aber die Medien noch ernster nehmen. „Weil wir die Pflicht haben, die Öffentlichkeit zu informieren.“

Christian Wulff sprach offen von einem schwierigen Dialog und beklagte die fehlende Möglichkeit, auch einmal mit Kritik an den Medien Gehör zu finden. Die Berichterstattung in den Medien sei für die Politik wichtig, um eine Mehrheit im Land von den eigenen Positionen zu begeistern. Vermittlungsschwierigkeiten entstünden einerseits durch immer kompliziertere Politikinhalte, andererseits sei aber auch durch die wachsende Medienkonkurrenz eine stärkere Oberflächlichkeit festzustellen.

„Mehr Substanz in der Auseinandersetzung ist notwendig, damit die Politik nicht zum Unterhaltungseffekt degeneriert.“ Eine bessere Medienerziehung in der Schule und Elternhaus könne Kinder zur kritischen Nutzung anleiten. In der anschließenden Diskussion musste sich Niemetz gegen den Vorwurf wehren, die Medien hätten „den Kanzler gemacht.“ Dazu der gebürtige Schweizer: „Wir haben das Kohl-satt-Gefühl nur befördert.“ Wulff gestand ein, dass er sich inzwischen notgedrungen eine gewisse „Dickfelligkeit gegenüber dem schnellebigen Minuten-journalismus“ angeeignet habe. (fan)

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Veranstaltungsort

Stadthalle Osnabrück

Referenten

  • Christian Wulff MdL
    • Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
      • und Alexander Niemetz
        • Zweites Deutsches Fernsehen
          • Moderator des 'heute-journal'
            Kontakt

            Dr. Thomas Ehlen

            Dr

            Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Hessen

            thomas.ehlen@kas.de +49 611 157598-0 +49 611 157598-19
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