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Veranstaltungsberichte

3. Chanakya Chakra Forum: China im 21. Jahrhundert

von Alina Moser
Am 01. November fand die dritte Diskussionsrunde im Rahmen des Chanakya Chakra Forums statt, ein Diskussionsforum, das sich mit außen- und sicherheitspolitischen Themen beschäftigt. Experten aus den Bereichen Militär und Sicherheit fanden sich zusammen, um die Auswirkungen des wirtschaftlichen Wachstums und des Aufstiegs Chinas in der internationalen Politik zu diskutieren, da diese Entwicklungen sich auf die globalen Machtverhältnisse auswirken.

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Im Verlauf der Veranstaltung wurden Chinas Weltsicht und Strategie im Indo-Pazifik, seine wirtschaftlichen und Handelsbeziehungen sowie militärische und sicherheitspolitische Aspekte von namhaften Panelisten und Experten diskutiert und debattiert, um ein Verständnis von Chinas Entwicklung im 21. Jahrhundert zu schaffen. Da Indien und China Nachbarn sind und ihre Beziehung in der Vergangenheit nicht immer einfach war, ist es für die Gestaltung der zukünftigen Kooperation zwischen den beiden Ländern unabdingbar für Indien, Chinas Motive und Strategien zu verstehen, da ein friedliches Fortbestehen der indo-chinesischen Beziehungen ausschlaggebend für Sicherheit und Stabilität in der Region ist. Das Seminar wurde von einem Konsortium aus führenden indischen Think-Tanks organisiert, bestehend aus CENJOWS, CLAWS, CAPS, KIF, NMF, dem Forum for Strategic Initiatives und dem Auslandsbüro Indien der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Der erste Teil der Veranstaltung befasste sich mit Chinas Weltanschauung und Ideologie sowie mit seinen Ambitionen im Indo-Pazifik. Chinas Weltsicht wird grundlegend von der Kommunistischen Partei Chinas beeinflusst und dies wird sich, solange es sich bei dem Land um einen Einparteienstaat handelt, nur sehr unwahrscheinlich ändern. Die zukünftigen Ziele Chinas basieren auf dem sogenannten Chinesischen Traum, einer Narrative auf Grundlage derer das Land seine zukünftige Entwicklung ausgestaltet. Zudem veröffentlicht  China die sogenannten White Papers. Hierbei handelt es sich um eine direkte Antwort auf amerikanische Berichte, in denen China als Bedrohung dargestellt wird. Die White Papers enthalten jedoch nur um Informationen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind und müssen nicht zwangsweise mit den tatsächlichen Ambitionen des Landes übereinstimmen. Die Verdopplung des chinesischen Bruttoinlandsprodukts des Jahres 2010 bis 2020 und die Transformation Chinas zu einem vollständig entwickelten Land bis 2049 sind Teilaspekte des Chinesischen Traums. Chinas Weltanschauung spiegelt sich auch in seiner Haltung bezüglich des Indo-Pazifiks wider. Das Konzept des Indo-Pazifiks schafft einen Kooperationsraum für die Staaten in der Region. Einen Aspekt dieser Kooperation stellt der Quadrilateral Security Dialogue, ein Kooperationsforum zwischen den USA, Australien, Japan und Indien dar. China, dem bisher der Zugang zu diesem Forum verwehrt wurde, sieht hierin einen Versuch der USA, Chinas Ambitionen und Aktivitäten in der Region auszugleichen.

Im Rahmen des zweiten Teils der Veranstaltung wurden Chinas Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Asien und der Welt diskutiert. Einen grundlegenden Bestandteil der wirtschaftlichen Strategie des Landes stellt die Belt-and-Road-Initiative (BRI) dar. Obwohl ursprünglich offiziell als Infrastrukturprojekt angedacht, könne der Sicherheitsaspekt der Initiative einigen Panelisten zufolge nicht geleugnet werden, da das Projekt auch als Mittel dazu dient, Chinas Interessen im Ausland sicherzustellen. Neben Energie- und Infrastrukturprojekten legt die BRI einen weiteren Schwerpunkt auf digitale Aspekte und Cyber Space (Digitale Seidenstraße) sowie auf ausländische Direktinvestitionen und Darlehen an Länder des Globalen Südens. Aufgrund seiner zahlreichen Investitionen und Darlehen stellt China inzwischen weltweit den größten Kreditgeber dar. Insgesamt stehen Länder auf der ganzen Welt mit fünf Billionen US Dollar in Chinas Schuld. Dies macht sich China zu Nutze, da es auf diese Weise insbesondere auf die am meisten verschuldeten Staaten viel Einfluss ausüben kann. Die BRI wurde von vielen Akteuren kritisiert und Indien hat sich bisher geweigert, ein Teil der Initiative zu werden, da Chinas Motive, insbesondere bezüglich des China-Pakistan-Wirtschaftskorridors mit Misstrauen betrachtet werden. Im Verlauf der Diskussion wurde außerdem drauf eingegangen, dass China im Rahmen der BRI zudem seine Aktivitäten in Zentralasien ausweitet, einer Region, die für Indien von strategischer Bedeutung ist.

Der dritte Teil des Seminars beschäftigte sich mit den strategischen und militärischen Aspekten von Chinas Entwicklung im 21. Jahrhundert. Die Panelisten erläuterten, dass ein Teilaspekt des Chinesischen Traums sich auch auf die Transformation und Reorganisierung der Volksbefreiungsarmee (VBA) beziehe. Dies beinhaltet unter anderem eine Homogenisierung der Bodentruppen der VBA als auch eine Vergrößerung der Marine. Letzteres ist für China vor dem Hintergrund der BRI und seiner Auslandsinteressen von großer Relevanz. China fokussiert sich jedoch zunehmend auch auf die Ausweitung seiner Luftwaffe und seines Weltraumprogramms. Da es sich bei sowohl Indien als auch China um militärische als auch Atommächte handle sowie vor dem Hintergrund, dass die beiden Ländern Nachbarn und asiatische Großmächte seien, sei es den Panelisten zufolge unabdingbar für Indien, die militärischen Ambition und Strategien Chinas zu verstehen.

Als Schlussfolgerung des Seminars wurde festgehalten, dass ein gegenseitiges Verständnis der Interessen und Motive des jeweils anderen für Indien und China ausschlaggeben sei, wenn sie ihre Kooperation in Zukunft fortführen wollen. Es wurde argumentiert, dass Indien, um sich selbst vor China zu schützen, eine sich auf Handel, Investitionen und Sicherheit beziehende strategische Partnerschaft mit China weiterführen solle. Auch wenn beide Länder womöglich keine Freunde würden, sei es doch wahrscheinlichen, dass sie einen Weg finden werden, um zukünftig zusammenzuarbeiten und friedlichen zu koexistieren.

Die Diskussionsrunde wurde unter der Chatham House Rule abgehalten.

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Peter Rimmele

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