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Veranstaltungsberichte

7. Deutsch-Chinesisches Symposium zur Urbanisierung

Am 29. Oktober 2019 organisierte das KAS-Büro Peking gemeinsam mit der Gesellschaft des chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland und dem Außenamt der Provinz Jilin das alljährliche und inzwischen 7. Deutsch-Chinesische Symposium zur Urbanisierung. In diesem Jahr wurden der Strukturwandel und die damit einhergehenden Herausforderungen in den Mittelpunkt der Konferenz gestellt und auch anhand deutscher Beispiele, u.a. der Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt, von den Konferenzteilnehmern ausgiebig diskutiert.

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Eröffnet wurde die Konferenz von Herrn Song Jingwu, Vize-Präsident der Gesellschaft des chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland, Frank Priess, stellv. Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der KAS, Rolf Reinhard, stellv. Leiter der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft Peking, und Frau Jia Lina, stellv. Bürgermeisterin der Stadt Changchun. Herr Priess betonte, dass der Strukturwandel und die Zukunft der Arbeit sowohl in China als auch in Deutschland zentrale Herausforderungen seien und China durch seine rasante Entwicklung in den Bereichen Innovation und Technologie sowie die Schaffung der dafür notwendigen Infrastruktur bereits wichtige Schritte gemacht habe. Herr Reinhard hob hervor, dass die Volksrepublik beim Thema Innovation und bei Mobilitätskonzepten im Nahverkehr inzwischen eine Vorreiterrolle einnehme, während Deutschland über die notwendigen Erfahrungen im Bereich der Stadtplanung und -gestaltung verfüge. Laut Herrn Reinhard gehe es bei der Urbanisierung zudem primär auch um Fragen der Lebensqualität, weswegen der Austausch hierzu in Rahmen von Formaten wie diesem Symposium auch weiterhin von großer Bedeutung sei.

 

In der anschließenden Keynote-Speech ging Bernhard Kaster, Bürgermeister a.D. und Mitglied des Deutschen Bundestages von 2002 bis 2017, auf das in Deutschland seit 2016 verbreitete Konzept der Regiopole ein. Kleine und mittlere Städte in Deutschland zeichnen sich durch eine hohe Lebensqualität aus und seien in der Lage, Metropolen zu ergänzen und zu entlasten. Lange Zeit standen Metropolen im Fokus der Politik – dies habe sich in den letzten Jahren allerdings geändert, so Herr Kaster. Herr Zhou He, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Changchun hob im Anschluss ebenfalls hervor, wie wichtig kleine – an Chinas Metropolen angrenzende – Städte seien und dass auch die Stadt Changchun daran arbeite, die Metropolregion weiter zu erschließen, insbesondere um Verkehrsprobleme zu beseitigen.

 

Im ersten Panel des Tages berichteten Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaats Sachsen a.D., und Torsten Schweiger, Mitglied des Deutschen Bundestages, von den Herausforderungen des Strukturwandels in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie Strategien, um diese zu bewältigen. Herr Tillich erläuterte unter anderem am Beispiel Sachsens wie Clusterbildung dazu beiträgt, in monoindustriellen Regionen innovative und wettbewerbsfähige Städte zu entwickeln. Den Strukturwandel der ehemaligen ostdeutschen Bundesländer skizzierte Herr Schweiger in seinem Vortrag und zog Parallelen zur momentanen Entwicklung der ländlichen Räume Sachsen-Anhalts. Zudem hob er hervor, dass die Dezentralisierung von Großstädten essentiell sei, da Disparitäten zwischen Stadt und Land nur so abgebaut werden können. Auch in den Vorträgen der chinesischen Sprecher, Herrn Prof. Shen Tiyan von der Peking-Universität und Herrn Prof. Yang Qingshan von der Northeast Normal University, wurde das in China noch immer vorherrschende Gefälle zwischen urbanen und ländlichen Regionen sowie Ost und West thematisiert und ähnliche Lösungsansätze vorgestellt.

 

Das zweite Panel wurde von Peter Sailer, Leiter der Deutsch-Chinesischen Urbanisierungspartnerschaft der GIZ Peking, eröffnet. Er ging auf die schrumpfenden Regionen Deutschlands ein und stellte das Landesentwicklungsprogramm Bayerns „Vision Bayern 2025“ als positives Beispiel einer zukunftsorientierten Landespolitik vor. Anschließend berichtete Christian Runkel von seinen Erfahrungen als Bürgermeister der Goethestadt Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt und der erfolgreichen Restrukturierung im Anschluss an die Wiedervereinigung. Während die Arbeitslosenquote in Bad Lauchstädt im Jahr 2000 beispielsweise noch bei 15% lag, ist sie inzwischen auf unter 3% gesunken, was auch auf die Entwicklung der Metropolregion um Halle und Leipzig, zu der Bad Lauchstädt gehört, zurückzuführen sei. Dass Nachhaltigkeit auch in der Verkehrsplanung ein essentieller Aspekt sei, wurde von Timm Fuchs, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, betont. In seinem Vortrag erläuterte er einige Gründe für die Verkehrswende, wie z.B. den Klimawandel, Verkehrskollaps in Großstädten und die daraus resultierende sinkende Lebensqualität. Darüber hinaus berichtete er davon, dass sich die Mobilitätsplanung in Deutschland momentan verändere und insgesamt integrierter und ganzheitlicher auch über Stadtgrenzen hinaus betrachtet werde. Abgeschlossen wurde das Panel von Dr. Maximilian Monzel, Verbandsdirektor des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Trier, der darstellte, wie öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger zur gleichwertigen Entwicklung einer Region beitragen können.

 

Die anschließende Panel-Diskussion rundete die Veranstaltung und den Austausch zwischen deutschen und chinesischen Fachexperten ab. Auch hier verdeutlichten die Sprecher, dass eine gleichwertige Entwicklung städtischer und ländlicher Räume unabdingbar sei. Jan-Hendrik Klamt, Bereichsleiter für Wirtschaftsförderung der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH, ging unter anderem darauf ein, dass weiche Standortfaktoren, wie z.B. die Qualität der Wohnverhältnisse, Schulen und anderer Ausbildungseinrichtungen sowie die soziale Infrastruktur, immer stärker in den Vordergrund rücken. Sind diese Faktoren nicht gegeben, fällt es Unternehmen gegebenenfalls schwer, Arbeitnehmer anzuziehen. Alle Teilnehmer der Panel-Diskussion sprachen sich abschließend für mehr Austausch zwischen Deutschland und China aus, da globale Herausforderungen nicht lokal oder regional gelöst werden können und sich beide Länder im Bereich der Urbanisierung ähnlichen Herausforderungen gegenübergestellt sehen.

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