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Veranstaltungsberichte

Ahauser Schlossrunde

von Elisabeth Bauer, Ricardo Hoffmann

Politik und Wirtschaft im Dialog

Zu Gast bei der 9. Ahauser Schlossrunde war der ehemalige Ministerpräsident Hessens und heutige Vorstandsvorsitzende der Bilfinger SE, Roland Koch. Moderiert wurde die Schlossrunde wie gewohnt von Jens Spahn MdB.

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Die Veranstaltung der 9. Ahauser Schlossrunde ist integriert in die diesjährige Rednertour der Konrad-Adenauer-Stiftung "Zukunft Deutschland". Mit dieser greift die Stiftung bundesweit Themen auf und beleuchtet wichtige Fragen, welche die Zukunft unseres Landes betreffen.

Roland Koch als Redner im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe begrüßen zu können, war in doppelter Hinsicht ein Gewinn: durch seine Biografie als ehemaliger Politiker und heutiger Wirtschaftsmanager drängten sich die mit ihm zu diskutierenden Fragen über Politik und Wirtschaft geradezu auf.

Zu Beginn der Veranstaltung gab Roland Koch Einblicke in seine persönlichen Motive, die ihn in die Politik brachten. Diese seien vor allem durch sein politisches Elternhaus und der Schülerarbeit in der SV geprägt worden. Jedoch stellte sich für ihn von Beginn an die Frage der Unabhängigkeit; die Politik dürfe „nicht das ganze Leben dominieren“. Aus diesem Grund war es ihm wichtig, seine beruflichen Perspektiven nicht zu vernachlässigen. Er stellte zudem fest, dass er als Jurist Vorteile gegenüber anderen Berufssparten hätte, da er jederzeit als Anwalt arbeiten könnte und nicht auf eine abhängige Beschäftigung angewiesen sei. Dass sei auch im politischen Leben von großer Bedeutung, wie an aktuellen Fällen festzustellen wäre.

Die Antwort auf die unausweichliche Frage nach den Gründen, warum er das politische Parkett verlassen habe, unterstrich seine Position nachhaltig. Die Entscheidung nannte er eine Richtungsentscheidung. Er wollte noch etwas anderes machen und den Zeitpunkt seines Abtretens selbst bestimmen. - Beides sei ihm gelungen. Unabhängig davon sei er aber immer noch ein „politischer Mensch“. Er konstatierte darüber hinaus, dass sich seine politische Arbeitsinvestition gelohnt habe.

Sein neues Leben als Vorstandsvorsitzender eines Wirtschaftsunternehmens bezeichnete er im Gegensatz zu seinem Leben als Politiker als „Resozialisierungsprozess“. Obgleich das Arbeitspensum sich kaum verringert habe, habe er andere Freiheiten (und Freunde) erhalten. Ganz wesentlich sei aber, dass er „die ständige Angst vor den Folgen seines Handelns“ ablegen konnte und sein Leben nunmehr auch nicht weiter unter ständiger Beobachtung stattfinde.

Bezugnehmend auf seine jetzige Funktion stellte der Moderator Jens Spahn Mdb die Frage, wie er die verschiedenen aktuellen Problembauten beurteile.

Roland Koch erläuterte, dass die Infrastruktur ein wichtiges Element für den Wohlstand eines Landes sei. Daher seien die Umstände und Probleme bzgl. der aktuellen deutschen Großprojekte - so unterschiedlich auch die einzelnen Fälle wären - (Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Flughafen BER) - „hochärgerlich“. Er verdeutlichte, dass aus den Fehlern gelernt werden müsse. Ausdrücklich wies er darauf hin, dass die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl der fairen Beteiligung haben und über Alternativen informiert werden müssen. So werde mehr Transparenz geschaffen, die letztendlich notwendig sei, um in Zukunft solche Projekte überhaupt noch umsetzen zu können.

Generell erläuterte Roland Koch aber auch, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern (wie z.B. China, Brasilien) trotz der negativen öffentlichen Wahrnehmung sehr gut dastehe. Deutschland sei eines der wenigen Länder weltweit, in welchem „das Individuum für wichtig“ gehalten werde. Entgegen vieler Meinungen und zur Überraschung vieler Teilnehmer stellte er darüber hinaus fest, dass die Bildung in Deutschland „sehr gut“ sei, da es in Bezug auf das Allgemeinwissen im Verhältnis zu anderen Ländern kaum Nachholbedarf gäbe. Hinzu käme, dass deutsche SchülerInnen i.d.R. über Kenntnisse in mindestens 2 Fremdsprachen verfügten. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die sogenannte PISA Studie, die in seinem Verständnis die Realität nicht abbilde. Diese Meinung sei seinen eigenen Erkenntnissen geschuldet, die er in seiner jetzigen Funktion gewinnen konnte. Sein Unternehmen sei weltweit aufgestellt und bilde auch weltweit aus, und er könne daher durchaus Vergleiche zwischen Ausbildungsständen ziehen.

Er äußerte sich auch zu weiteren aktuellen Themen. Bezüglich Europa und dem EURO vertrat er die Meinung, Angela Merkel solle „mehr Druck ausüben, damit sich die Länder mehr bewegen, als sie es derzeit wollen“. Er warnte aber auch vor einem Scheitern des EURO: sollte er scheitern, so würde „die Europäische Integration für mindestens eine Generation“ ebenfalls gescheitert sein.

In Hinblick auf die Energiewende in Deutschland forderte Koch eine klare Sprache - die jetzige „Formulierung durch die Politik an das Volk (sei) zu unklar“. Die Politik müsse schnell eine verbrauchergerechte Lösung finden, damit „das Schiff nicht mehr ungesteuert“ durch die Wogen der Spekulation gleite.

Abschließend befasste sich Koch mit dem Mindestlohn. In diesem Zusammenhang konstatierte er, dass „wir Deutschen ein sehr gut bezahltes Volk“ seien. Zudem frage er sich, ob sich der Staat um wirklich alles kümmern solle. Deutschland sei ein gutes Beispiel dafür, dass die Tarifparteien eigenständig Wege gefunden haben. An dieser Stelle seien diese auch dazu aufgefordert, ihre Hausaufgaben zu machen.

Der Referent schnitt alle derzeit gesellschaftspolitisch relevanten Themen an und beantwortete in einer abschließenden Fragerunde die Fragen der interessierten TeilnehmerInnen.

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