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Veranstaltungsberichte

Factchecking in Afrika

Die sechste Global Fact Konferenz und die zweite Africa Facts Konferenz brachten Faktenchecker von der ganzen Welt zusammen

Faktenchecker von 145 Organisationen kamen Mitte Juni zur sechsten Global Facts Konferenz in Kapstadt, Südafrika zusammen. Bereits einen Tag vor dem Beginn trafen sich afrikanische Faktenchecker, um Herausforderungen, Ziele und Fragen ihrer Arbeit auf dem afrikanischen Kontinent zu diskutieren.

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von Franziska Krämer​​​​​​​

Informationen und Behauptungen werden heutzutage schnell ungeprüft übernommen und anschließend verbreitet, insbesondere in den sozialen Medien. Vielen, darunter auch Journalisten, erscheint es häufig leichter und zeitsparender, Inhalte zu übernehmen, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Unwahre Behauptungen und falsche Informationen können allerdings einen großen Schaden anrichten: Entscheidungen und Meinungen sollten auf Basis von wahren Informationen entstehen.

Auf dem afrikanischen Kontinent entstehen immer mehr journalistische Organisationen, die hier ansetzen und Informationen und Behauptungen prüfen, die in der Öffentlichkeit kursieren – das sogenannte Factchecking. 2012 wurde mit Africa Check, Partner der Konrad-Adenauer-Stiftung, die erste unabhängige Factchecking-Organisation in Afrika gegründet. Die Non-Profit Organisation hat sich schnell vergrößert und ist inzwischen mit Büros in Kenia, Nigeria, Südafrika und im Senegal vertreten. Dort setzt sich Africa Check dafür ein, Debatten in Gesellschaft und Medien zu fördern, die auf korrekten Fakten beruhen.

Inzwischen entstehen mit der Hilfe von Africa Check und der Konrad-Adenauer-Stiftung mehr und mehr Factchecking-Organisationen in verschiedenen afrikanischen Ländern. Im November 2017 haben sie sich auf der ersten Africa Facts-Konferenz zu einem offenen Netzwerk zusammengeschlossen. Etwa zwei Jahre später kamen sie Mitte Juni 2019 in Kapstadt erneut zusammen. Das Medienprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglichte es vier Journalisten aus Botswana, Kenia, Namibia und dem Senegal, an der Konferenz teilzunehmen. Unter dem Titel „Building non-partisan fact-checking on the continent“ tauschten sich die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von 16 verschiedenen Organisationen über Fragen, Herausforderungen und die Ziele ihrer Arbeit aus.

Ebele Oputa von der nigerianischen Factchecking Organisation Dubawa sprach in ihrem Vortrag über die Frage, auf welche der vielen Informationen die Faktenchecker ihren Fokus richten sollten. Die Faktenchecker von Dubawa prüfen Informationen, die häufig in sozialen Medien geteilt werden oder die besonders folgenschwer in ihrer Konsequenz sein können. Oputa nannte als Beispiel hierfür einen Faktencheck zu einer Behauptung des nigerianischen Ministers für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Audu Ogbeh. Er sagte, dass Thailand Nigeria dafür verantwortlich mache, dass die Arbeitslosenquote in dem Land stark gestiegen sei, da Nigeria seinen Reisimport aus Thailand reduziert habe. Ogbehs Behauptung verbreitete sich rasend schnell – stellte  sich nach dem Faktencheck von Dubawa allerdings als falsch heraus.

„Manchmal prüfen wir allerdings auch Dinge, die nicht viral gegangen sind oder nicht die nationale Sicherheit beeinflussen, wenn wir dadurch der Öffentlichkeit neue Informationen bereitstellen können“ erklärte Oputa. Als Beispiel nannte sie einen Faktencheck, bei dem Dubawa herausfand, dass das Material Ankara, aus dem viele Kleidungsstücke in Nigeria gefertigt sind, entgegen der Vermutung vieler nicht in Nigeria produziert wird.

Zu den Informationen, die geprüft werden, zählen Behauptungen von Personen und Gerüchte, unabhängig davon, ob sie per Text, Foto oder Video verbreitet werden. Das machte Sophie Nicholson, stellvertretende Leiterin des Factchecking und Social Media Departments der Nachrichtenagentur AFP, deutlich. Sie gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Tipps, wie sie Artikel zu den geprüften Fakten gestalten sollten. Dabei nannte sie etwa Objektivität und Transparenz als wichtige Kriterien. „Es ist wichtig, dass jeder, der den Faktencheck liest, den Prozess nachverfolgen kann“, sagte sie.

Inzwischen werden die Non-Profit Organisationen von verschiedenen Partnern unterstützt. Neben Geld werden aber auch viel Mühe und Energie in das Factchecking investiert. Immer wieder tauche die Frage auf, ob die Arbeit denn überhaupt etwas bewirke, sagte Nicola Theunissen, Impact Managerin von Africa Check. Sie beschäftigt sich bei Africa Check damit, wie die Wirkung von Factchecking gemessen werden kann – und stellte gleich zu Beginn ihres Vortrages klar, dass es auf diese Frage keine einfache Antwort gibt. Derzeit gebe es noch kein universelles Instrument, mit dem die Wirkung von Factchecking gemessen werden könne. „Ich denke, als Kontinent und als afrikanische Faktenchecker sollten wir an einem universellen Instrument arbeiten, um die Wirkung unserer Arbeit nachzuvollziehen“, sagte Theunissen. Wichtig sei nämlich nicht nur mehr die Anzahl der Rezipienten, sondern vielmehr, ob die Arbeit einen Unterschied erwirke.

Als Beispiel für einen Indikator hierfür nannte Theunissen eine Rede von Südafrikas heutigem Verkehrsminister Fikile Mbalula, in dem er sich positiv auf eine Recherche von Africa Check zum Wahlprogramm des ANC vor den südafrikanischen Wahlen 2019 bezog. „ Wir halten das für ein Zeichen unserer Wirkung, weil es ein Indikator dafür ist, dass wir die Qualität der öffentlichen Debatte verbessert haben, wenn ein Politiker auf eine unserer Veröffentlichungen verweist”, sagte Theunissen.

Auf der Konferenz ging es allerdings nicht nur um inhaltliche Fragen zum Factchecking. Das Ziel war es auch, gemeinsam Finanzierungsstrategien zu diskutieren und das Netzwerk der afrikanischen Factchecker zu stärken. In einer Gruppendiskussion sprachen sie darüber, wie ein Africa Facts Netzwerk konkret aussehen könnte und wie sie sich in ihrer Arbeit gegenseitig unterstützen könnten. Eric Mugendi vom kenianischen PesaCheck und Baybars Orsek, Direktor des Internationalen Fact-Checking Netzwerks (IFCN) klärten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch darüber auf, wie man Mitglied in dem Netzwerk werden könne und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben.

Das IFCN richtet mit der Unterstützung des Medienprogramms Subsahara Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung jährlich den Global Fact-Checking Summit aus, der direkt nach der Africa Fact Konferenz in Kapstadt und somit zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattfand. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 55 Ländern der Welt tauschten dort ihre Erfahrungen aus, mit dem Ziel, auf der ganzen Welt korrekte Informationen zugänglich zu machen und Transparenz zu schaffen.

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Christoph Plate

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Leiter des Medienprogramms Südosteuropa

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