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Freiheit mit fairen Aufstiegschancen

Letzte Veranstaltung der Reihe „Soziale Marktwirtschaft - Damals und Heute"

In der Diskussion um den Armutsbericht der Bundesregierung hat Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, zu einem genauen Blick auf die Fakten aufgerufen. „Im internationalen Vergleich sind die Zahlen des Berichts gut, kein anderes Land schafft eine Halbierung der Armutsquote durch Umverteilung“, sagte der Wirtschaftsexperte bei einem Vortrag in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

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Dies spreche für das deutsche Transfer-System, betonte Hüther: „Die deutsche Wirtschaftsordnung benötigt weniger Ergänzungen, als dies oftmals gefordert wird.“ Die Sicherung von Freiheit und ein angemessener Umgang mit der Problematik der wirtschaftlichen Macht müssten im Mittelpunkt dieser Ergänzungen stehen. „Die Freiheit hat keine Strahlkraft aus sich heraus, interessant wird sie erst durch faire Einstiegs- und Aufstiegschancen“, gab Hüther zu bedenken.

Mit seiner Forderung nach der Sicherung der wirtschaftlichen Freiheit folgte er dem Grundtenor der beiden vorhergegangenen Veranstaltungen in der Vortragsreihe. Nach den Referaten von Dr. Michael von Prollius über den Neo-Liberalismus der 30er Jahre und Dr. Michael Wohlgemuth über die Freiburger Schule sprach Hüther zunächst über die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft vor 60 Jahren, ehe er daraus die Lehren für die heutige Wirtschaftsordnung zog. „Der Weg nach vorne führt nicht zurück nach 1950“, betonte er allerdings während seines Vortrags.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der Zusammenbruch des Landes einen kompletten wirtschaftlichen Neubeginn erfordert, bei dem auch Experimente nicht zu vermeiden waren. Mit Hilfe des Marshall-Plans und der Währungsreform vom 20. Juni 1948 habe die deutsche Wirtschaft mit erstaunlicher Geschwindigkeit wieder eine gewisse Funktionsfähigkeit erlangt. Dennoch war die neue Wirtschaftsform lange umstritten: Die Menschen brachten der Freien Marktwirtschaft nach den Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise vor dem Krieg tiefes Misstrauen entgegen. Viele wollten einen starken Staat, der klare wirtschaftliche Regeln aufstellen kann.

In dieser Situation hat Ludwig Erhard die Ideen der Kölner und Freiburger Schule aufgegriffen und ein wirtschaftliches System mit ordnungspolitischem Hintergrund befürwortet. Doch nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Alliierten mussten von diesem System überzeugt werden. Vor allem die schnellen Preiserhöhungen nach der Preisfreigabe habe Gegner auf den Plan gerufen. „Mit dem Generalstreik, den die Gewerkschaften am 12. November 1948 ausgerufen hatten, wurde ja quasi die Einführung der Planwirtschaft gefordert“, erinnerte Hüther. Die Arbeitslosenwelle zum Beginn der 50er Jahre brachte Deutschland dann auch international unter Druck. Nur durch Zugeständnisse konnte sich die Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem durchsetzen.

Als „Lehre für heute“ betonte Hüther, dass die Etablierung einer marktwirtschaftlichen Ordnung stets einen Sieg der Freiheit im Blick haben müsse. In der Frage vom Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Macht und dem Staat sei ein Verbot marktbeherrschender Praktiken heute unstrittig. „Dennoch kämpfen wir mit dem alten Dilemma der Ordnungspolitik: Sie kann das Zustandekommen der Ordnung nicht beschreiben, sie fragt nicht nach Motivation und Moral der Akteure“, so Hüther zum Abschluss seines Vortrags.

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