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Veranstaltungsberichte

Geopolitik der Energieressourcen und Energiesicherheit

von Juro Avgustinović
Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete zusammen mit der Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb am 29. Oktober 2019 in Zagreb eine Konferenz über die energiepolitischen Herausforderungen Kroatiens und der EU. Unter Beteiligung des kroatischen Assistenzministers im Energie- und Umweltministeriums, Domagoj Validžić und des strategischen Energieanalytikers des Hague Center for Strategic Studies, Dr. Jan Frederik Braun, und weiteren Energie- und Wirtschaftsexperten erläuterte man u.a. den Einfluss von Energieressourcen auf die aktuellen geopolitischen Änderungen weltweit.

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Die Professorin von der Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb, Dr. Marta Zorko, betonte in ihrer Begrüßung, dass die Fakultät kontinuierlich versuche, die neusten Trends und Herausforderungen in den internationalen Beziehungen und die mit ihnen verbundene Energiepolitik (Energieunabhängigkeit) und Energiesicherheit zu verstehen. Dabei sei die Konrad-Adenauer-Stiftung ein wichtiger Partner und Unterstützer. Besonders großen Wert solle man auf die Stärkung des öffentlichen Diskurses über Energie und Geopolitik legen, da eine nahhaltige Energieversorgung erforderlich für die moderne Gesellschaft und Wirtshaft sei.

Der Assistenzminister im Energie- und Umweltministerium der Republik Kroatien, Domagoj Validžić, sprach in seinem Vortrag über die Lage im kroatischen Energiesektor, die Energiepolitik der Republik Kroatien und über den Einfluss des Energiesektors auf die geopolitischen Änderungen. Seiner Meinung nach sei es erforderlich, eine neue Energiestrategie zu gestalten, denn die jüngste Energiestrategie von 2009 deckte den Zeitraum bis 2020 und in der Zwischenzeit hätte sich die geopolitische Lage stark geändert. Dabei sei der EU-Beitritt Kroatiens eine der wichtigsten Veränderungen durch die man eine Chance bekommen habe, aktiv an der EU-Politik mitzuwirken. Zudem sei das Klimaabkommen von Paris ein wichtiges Ereignis und man erkenne die Anstrengungen Kroatiens, die Ziele des Abkommens zu erfüllen auch daran, dass man Herausforderungen des Umweltschutzes und der Energie im Rahmen eines einheitlichen Ministeriums bewältige und am Entwurf der neuen Energiestrategie arbeite. Diese Energiestrategie müsse eine gute Grundlage für Kroatien werden, um Energieunabhängigkeit zu gewährleisten, Energiesysteme mit denen der EU zu integrieren, aber auch eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen zu senken.

Als Gastredner analysierte Dr. Jan Frederik Braun vom The Hague Centre for Strategic Studies den IRENA-Bericht der Globalen Kommission für Geopolitik der Energiewende aus Januar 2019 und nahm u. a. Bezug auf die auf EU-Ebene erkannten neuen Potenziale, die Maßnahmen zur Gewährleistung der Energiesicherheit sowie eine unabhängige energie- und klimaneutrale EU bis 2050. Der IRENA-Bericht würde dabei eine Debatte anstoßen, wie sich der zunehmende Einsatz von erneuerbarer Energien auf die weltweite Verteilung von politischer und wirtschaftlicher Macht auswirken werde. Seine Analyse des Berichts brachte hervor, dass das sog. „Power-to-Gas“ wahrscheinlich weiterhin eine wichtige Rolle spielen werde und dass man sich der weiterhin wachsenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen stellen müsse. In den kommenden Jahrzehnten werde die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien die Wirtschaft und Gesellschaft auf eine Weise verändern, die weit über den Energiesektor hinausgehe. Diese Energiewende werde durch die rasche Einführung der immer billigeren Formen der Erzeugung, Verteilung und des Verbrauchs erneuerbarer Energien beschleunigt (insbesondere von Sonnenenergie, Windkraft, Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft).

In diesem Zusammenhang skizziere der Bericht eine neue geopolitische Landschaft. Diese sei wiederum durch einen innovationsbasierten Wettbewerb zwischen Staaten, Allianzen und zunehmenden grenzüberschreitenden Handel mit Elektrizität und erneuerbaren Brennstoffen, Waren und Dienstleistungen gekennzeichnet. Zudem fordere der Bericht Länder auf, Strategien zu entwickeln um eine „reibungslose“ Energiewende umzusetzen. Der Bericht würde ebenfalls auf andere wichtige Themen verwiesen, die eine weitere Forschung bedürfen.  Erstens müsste man die geopolitischen Auswirkungen bestimmter Technologien weiter ausführen. Zweitens müsste man detailliert den Zeitpunkt und den Raum der Energiewandlung untersuchen und drittens sei die Fähigkeit zur Innovation und zum Einsatz erneuerbarer Technologien ein entscheidender Faktor für die Widerstandsfähigkeit eines Landes in der globalen Energiewende.

Daraufhin schilderte Dr. Braun einige Schlüsselbereiche für eine reibungslose Energiewende. Auf jeden Fall solle man die Geopolitik der (konventionellen) Energie im Auge behalten, denn Öl und Gas werden weiterhin im zukünftigen Energiemix eine Rolle spielen, obwohl wichtige geopolitische Brennpunkte eine Energiewende untergraben könnten. Ein weiterer Vorschlag sei, ein internationales „Regelbuch“ zu formulieren, in dem Standards und Regeln berücksichtigt werden, um gleiche Wettbewerbsbedingungen im Handel mit erneuerbaren Energien, in der Cybersicherheit sowie bei Mineralien und Metallen zu gewährleisten.

Anschließend folgte eine Podiumsdiskussion an der u. a. Prof. Dr. Darko Pavlović, Berater des Vorstandsvorsitzenden von Plinacro (Erdgasübertragungssystembetreiber), Prof. Dr. Vlatko Cvrtila, Dekan der Fachhochschule VERN, Dr. Branko Ančić, Institut für Sozialforschung und Dr. Petar Popović, Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb teilnahmen. Die Teilnehmer machten die Anwesenden mit der kroatischen Energiewende (energieunabhängiges Kroatien auf der Grundlage eines hohen Anteils erneuerbarer Energiequellen und verschiedener Schnellreaktionstechnologien - RESFLEX), dem Vorschlag der Energiestrategie der Republik Kroatien bis 2030, dem Dokument für das Monitoring des Europäischen Sozialausschusses und dem Stand des Baus des LNG-Terminals auf der Insel Krk bekannt. Letztens zeigte sich Prof. Dr. Pavlović davon überzeugt, dass man trotz hoher Kosten ein LNG Terminal bauen müsse, da es für die Versorgungssicherheit Kroatiens notwendig sei und auch positive Auswirkungen auf die Preise haben könnte.

Prof. Dr. Cvrtila erinnerte auch daran, dass viele Experten davon ausgehen, dass der globale Energiebedarf auch im 21. Jahrhundert deutlich wachsen werde und fügte hinzu, dass fossile Brennstoffe weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, da man Energie aus erneuerbaren Quellen sehr schwer speichern könne, es sei denn, es würde zu wichtigen technologischen Durchbrüchen in diesem Bereich kommen. Außerdem stellten sie fest, dass man die nationalen Energienetzwerke stärker miteinander verbinden sollte, um mögliche Mängel durch die Versorgung aus anderen EU-Mitgliedstaaten zu verhindern. Sie zeigten sich jedoch besorgt wegen der Tatsache, dass die Geschäftsfreundlichkeit in Kroatien stagniere und dass deshalb weniger Investoren bereit seien, erneut in Kroatien zu investieren.

 

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Holger Haibach

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Leiter des Auslandsbüros Kroatien

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