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dpa , ©Prof. Erika Rosenberg/ Facu

Veranstaltungsberichte

Gerechte unter den Völkern

Ein Abend zu Oskar und Emilie Schindler und Hans Calmeyer

Online-Veranstaltung

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Am 12. November  2020 lud die Konrad- Adenauer- Stiftung zu einer von Dr. Fritz Brickwedde moderierten Onlineveranstaltung zu dem Thema „Gerechte unter den Völkern – Oskar Schindler und Hans Calmeyer“ ein. Nach der Begrüßung von Manuel Ley, Leiter des Hermann-Ehlers-Bildungsforums Weser-Ems der Konrad- Adenauer- Stiftung folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Erika Rosenberg.

In diesem Kurzvortrag berichtete Frau Prof. Dr. Erika Rosenberg  über die unbesungenen Helden Emilie und Oskar Schindler. Die Unterschiede zwischen den beiden waren  sehr groß. Oskar liebte das exzessive Leben während Emilie  bodenständig und an harte Arbeit gewohnt war, jedoch verliebten sich die beiden und heirateten kurz nach ihrem Kennenlernen am 6. März 1928. Die beiden sind zu einer Zeit groß geworden, wo sich Minderheiten in ihrer Heimat Böhmen und Mähren gut miteinander verstanden haben, was sich jedoch in den Jahren 1918-1919 veränderte, als die erste tschechoslowakische Republik gegründet worden ist.

Nach der Schließung der väterlichen Landmaschinenfabrik durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise arbeitete Schindler von 1935 bis 1939 als Agent für das Amt Ausland/Abwehr in Mährisch-Ostrau und Breslau. Sein Vorgesetzter zu dieser Zeit war Admiral Wilhelm Canaris. Zur Tarnung war Schindler als kaufmännischer Leiter der Mährischen Elektrotechnischen AG in Brünn angestellt. Im Jahr 1935 trat er in die pronationalsozialistische Partei die „Sudetendeutsche Heimatfront“ ein. Dies tat er nach Aussage Rosenbergs nicht aus nationalsozialistischer Überzeugung, sondern aus Patriotismus. Nachdem seine Spionagetätigkeit aufgedeckt worden war, wurde er für den Verrat tschechoslowakischer Geheimnisse an Deutschland wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Nur Hitlers Überfall auf die „Resttschechei“ 1939 verhinderte die Vollstreckung des Todesurteils.

Schindler war sehr spitzfindig darin, sich an neue Situation und Gegebenheiten anzupassen, so die Autorin. Deshalb trat er, um sich industrielle Aufträge zu sichern, 1939 in die NSDAP ein. In der Hoffnung, geschäftlich vom Krieg profitieren zu können, zog das Ehepaar Schindler nach Krakau, wo sie eine alte Fabrik erworben hatten. Die meisten seiner Arbeiter bekam er ab 1943 aus dem Arbeitslager Plaszow unter der Leitung von Amon Göth, der laut Frau Rosenberg, ein pathologisch, krankhafter Mensch war, der Genuss daran gefunden hat Leute umzubringen. Amon Göth ließ sich, zum Glück Schindlers, gerne bestechen was diesem dazu verhalf seine jüdischen Mitarbeiter in einem eigenen Arbeitswohnlager unterzubringen. Emilie Schindler arbeitete Schulter an Schulter mit ihrem Ehemann um die Juden zu retten. Sie war selber drei bis viermal die Woche in der Fabrik und machte zum Beispiel die Abrechnung.  Im Jahre 1944 musste Schindler schnell handeln, um seine jüdischen Arbeiter zu retten, da das Arbeitslager Plaszow aufgelöst werden sollte. Daraufhin erwarb Schindler eine Fabrik in Brünnlitz Tschechien, für die alle seine jüdischen Arbeiter umgesiedelt wurden. Eine Liste dieser Arbeiter wurde dann von dem Ordnungsmann Marcel Goldmann erstellt, die heute als Schindlers Liste bekannt ist.

Nach dem Krieg gingen Emilie und Oskar Schindler zurück nach Deutschland, wo Sie erst eine Zeit in München verweilten und drauf nach Regensburg gezogen sind. Dort blieben die beiden bis Oktober 1949. Sie mussten Regensburg jedoch verlassen, da sie sich dort immer wieder durch Anfeindungen alter Nazis bedroht fühlten. Deswegen nahmen sie ein Angebot einer Jüdischen Weltorganisation an um nach Argentinien auszuwandern und dort ein neues Leben zu beginnen. In dem Jahr 1957 entschied sich Schindler, ohne Emilie nach Deutschland zurückzukehren, wo er bis zu seinem Tod in 1974 lebte. Emilie und Oskar Schindler lebten ein getrenntes Leben waren jedoch nie geschieden, da Emilie sich nicht scheiden lassen wollte. Frau Prof. Dr. Rosenberg erzählte wie Frau Schindler nicht einmal über den Tod und die Bestattung ihres Ehemannes benachrichtigt  worden sei und dies durch eine Zeitung in Argentinien erfuhr.

Emilie Schindler kehrte in ihrem letzten Lebensjahr nach Deutschland zurück, wo sie dann am 5. Oktober 2001 in Strausberg bei Berlin starb und zur Ruhe in Waldkraiburg gelegt worden ist. Frau Prof. Dr. Erika Rosenberg beendete ihren Vortrag mit dem Zitat „Wer ein Menschen Leben rettet, rettet die ganze Welt“, dies ist der berühmte Satz den die jüdischen Arbeiter in den Ring, den sie Oskar Schindler schenkten, eingraviert haben.

Herr Dr. Mathias Middelberg zog nach dem Vortrag einen Vergleich zu Hans Calmeyer, der um die 3000 Juden in den Niederlanden rettete. Seine  Aufgabe zu der Zeit in den deutsch- besetzten Niederlanden, war es in rassischen Zweifelsfällen zu beurteilen wer Jude ist und wer nicht. Durch viele seiner Entscheidungen konnte er  Leben retten. Gleichwohl bedeuteten auch andere Urteile, dass die Juden deportiert wurden. Hans Calmeyer war ein Mensch, der sich immer gegen die Mehrheit stellte und der sich am Anfang des Zweiten Weltkrieges erst gar nicht anpassen wollte. Er und Oskar Schindler waren beide ein Teil des Systems. Als Beispiel nannte Middelberg, Schindlers Arbeit für die deutsche Abwehr und wie sehr dieser involviert war, sodass er sogar den Blutorden für besondere Treue erhalten hatte. Dieser ihm jedoch eine Art von Macht verlieh gegenüber Leuten wie Amon Göth, da dieser Angst vor den hochrangigen Freunden Schindlers hatte.

Dr. Middelberg betonte zudem, dass die Bekanntheitsunterschiede bei Schindler und Calmeyer u. a. darin liegen würden, dass die meisten Personen, die durch Hans Calmeyer in den Niederlanden gerettet wurden, gar nichts davon wussten, sondern ihre Rettung ihrem Anwalt zu verdanken hätten. Die heutige Kritik, dass sowohl Schindler als auch Calmeyer mehr Juden hätten retten können, sei aus der damaligen Perspektive nur wenig nachvollziehbar, da beide in einem vernichtendem System agierten, welches bei kleinsten Verdachtsmomentan die Retter zu Systemgegnern hätte werden lassen können. Was zur Folge gehabt hätte, dass niemand hätte gerettet werdet könnten. Daher betonten die Referenten, dass man aus heutiger Perspektive nicht alles schwarz-weiß sehen darf, sondern unterm Strich betrachten muss, dass beide Menschenleben gerettet haben, auch wenn sie ein Teil des Systems waren. Aus heutiger Perspektive sei es einfach zu urteilen, da man die historischen Fakten kennt, jedoch waren es als handelnde Person in jener Zeit andere Zeiten, über die man heute nur schwer urteilen kann. Letztlich bleibt auch die Frage, wie wir uns in einem solchen System verhalten hätten und was wir getan oder nicht getan hätten zur Rettungen anderer, fremder Menschen.

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