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Veranstaltungsberichte

Norkorea - Innenansichen der Diktatur von Kim-Jong-un

Vortrag und Gespräch in Schleiz

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US-Präsident Donald J. Trump gab am 9. Februar 2019 auf Twitter bekannt, dass noch im Februar ein zweiter Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim-Jong-un in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi stattfinden wird. Die Thematik Nordkorea ist also hochaktuell im politischen Diskurs. Anlässlich dieser Aktualität lud das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. am 18. Februar 2019 zu einem Vortrag von Prof. Dr. Wrobel (FH Zwickau)  mit dem Titel „Nordkorea – Innenansichten der Diktatur von Kim-Jong-un“ in der Stadtbibliothek „Dr. Konrad Duden“ in Schleiz.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Daniel Braun, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Politischen Bildungsforums Thüringen, begann Prof. Dr. Wrobel seinen Vortrag mit der nordkoreanischen Nationalhymne. Er selbst habe das Land in den Jahren 2006 und 2009 bereist und auch zur politischen Lage in Nordkorea gearbeitet.

Wer ist Kim-Jong-un und was sind seine Ziele?

Anhand der Frage „Wer ist Kim-Jong-un?“ skizzierte Prof. Dr. Wrobel einen Diktator, der u.a. in der Schweiz studiert haben soll und möglicherweise Deutsch sprechen könne. Aufgrund seines Alters und der fünf menschlichen Elementarbeziehungen im Konfuzianismus, müsse er jedoch konsequent für seine eigene Machtposition sorgen. Dies sei der Grund dafür, dass Kim-Jong-un u.a.  2013 einen Onkel in der Öffentlichkeit  wegen Hochverrats verhaften lies. Das Ziel des Machtausbaus und der Machterhaltung stehe dabei über allem, um unangreifbar zu werden. Innenpolitisch sei Kim-Jong-un dafür auf die Elite des Landes, das Militär und die Bevölkerung als Unterstützer angewiesen. Die Loyalität der Elite würde mit Geld erkauft, während die Unterstützung innerhalb der Bevölkerung durch Propaganda und erste wirtschaftliche Reformen gesichert werde. Für die Unterstützung des Militärs würden Waffen benötigt, was der Grund für die Existenz des Atomprogramms in Nordkorea sei. Laut Prof. Dr. Wrobel stelle „Byungjin-Politik“ der gleichzeitigen Aufrüstung und Modernisierung der Wirtschaft eine Gradwanderung dar: Sie sei notwendig, aber je mehr Außenkontakte mit der Welt möglich würden, desto gefährlicher sei dies für Kim-Jong-uns Stellung im Machtgefüge. Finanziert würde diese Politik durch den Handel mit China, Nordkorea exportiere Meeresfrüchte und Erze in die Volksrepublik, dem Waffenhandel mit sog. „Schurkenstaaten“ und der Sklavenarbeit im Ausland, wo Nordkoreaner als billige Arbeitskräfte verliehen werden.

Außenpolitische Ziele Nordkoreas

Außenpolitisch strebe das Regime Kim-Jong-uns nach einem Nichtangriffspakt mit den USA sowie der Anerkennung als Atommacht. Möglicherweise stehe dies bereits kurz bevor und würde gegenüber der Bevölkerung und den Militärs Stärke symbolisieren, so Prof. Dr. Wrobel. Gleichzeitig habe man den Anspruch mit anderen Staaten auf Augenhöhe zu stehen. Der vergangene USA-Nordkorea-Gipfel in Singapur 2018 sowie der kommende Gipfel in Hanoi seien dafür von enormer Bedeutsamkeit. Eine Wiedervereinigung mit  Südkorea sei wegen der wirtschaftlichen Unterschiede beider Länder äußerst unwahrscheinlich, Südkorea verfolge hier eine klare Politik des Status Quo. Deshalb strebe das Regime viel mehr nach einem Friedensvertrag mit wirtschaftlichen Hilfen für das Land. Gleichwohl würden beide Seiten aus propagandistischen Gründen die Wiedervereinigung im offiziellen Diskurs noch als Ziel aussprechen.

Nordkorea – eine Bedrohung für die Welt?

Die Frage nach der Gefahr Nordkoreas für die Weltgemeinschaft könne nicht genau beantwortet werden, so Prof. Dr. Wrobel. Sicher sei, dass das Regime über Atomraketen verfüge, man wisse jedoch nicht, wo genau diese stationiert seien. Es müsse weiterhin die Interessenlage in Ostasien berücksichtigt werden. Die Situation in Korea sei ein Stellvertreterkonflikt der USA und China und keiner der relevanten Akteure habe Interesse an einer Demilitarisierung der Region. China sehe Nordkorea als einen Pufferstaat zwischen sich und dem Einflussbereich der USA, welcher billig Produktionsfaktoren ins Land bringe und daher eng an sich gebunden werden müsse. US-Präsident Trump sei viel mehr getrieben von seiner Mentalität des „Dealmakers“ und wolle unbedingt einen Platz in den Geschichtsbüchern erlangen, etwa durch einen Abrüstungsvertrag mit Nordkorea.

Ob es eine wirkliche Annäherung zwischen den USA und Nordkorea geben werde, müsse sich noch zeigen. Zwar habe sich die Sprache zwischen beiden Staaten wieder weitgehend normalisiert, es könne jedoch genauso ein Machtspiel des Diktators sein. Prof. Dr. Wrobel zeigte hier einen Kreislauf nordkoreanischer Außenpolitik auf, welcher zunächst immer eine Bedrohung aufbaue und erst abgebaut würde, wenn Geldgewinne für die Realisierung der inneren Ziele erzielt würden. Im Erfolgsfall baue das Regime anschließend eine neue Bedrohung auf. Prof. Dr. Wrobel hoffte jedoch, dass die „Byungjin-Politik“ hier einen Ausweg böte als eine Risikopolitik für Reformen.

Fragerunde

Zum Abschluss wurde eine Fragerunde von Christian Herrgott MdL moderiert. Es ging u.a. um die Rolle der Militarisierung innerhalb der Gesellschaft sowie mögliche Vergleiche mit dem Regime der DDR.

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