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Veranstaltungsberichte

Prof. Dr. Bernhard Vogel (Redebeitrag)

„Zukunft gemeinsam gestalten: Christliche Demokraten für Europa“

Begrüßungansprache von Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. anlässlich des Festaktes der Konrad-Adenauer-Stiftung „Zukunft gemeinsam gestalten: Christliche Demokraten für Europa“ am 28.2.2007 in Berlin.

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Verehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel, Frau Präsidentin des Rates der Europäischen Union,

verehrter Herr Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlamentes,

sehr verehrter Herr José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission,

Herr Bundestagspräsident,

Excellenzen,

meine Damen und Herren Abgeordnete der Parlamente,

meine sehr verehrten Damen und Herren hier in diesem Saal,

verehrte Zuhörer und Zuschauer zu Hause an Radio und Fernsehen!

„Man muss“, sagte Konrad Adenauer im März 1957 über die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, „tatsächlich in der Politik manchmal Visionen haben.“

Heute, 50 Jahre später, ist die Vision der europäischen Gründerväter, die Vision der Männer um Robert Schuman, Alcide De Gasperi und Konrad Adenauer Realität geworden. Aus dem „Europa der Sechs“, aus der Wirtschaftsgemeinschaft der Benelux-Staaten, Frankreichs, Italiens und der Bundesrepublik Deutschland, ist eine politische Union mit 27 Mitgliedsländern entstanden. Eine Union des Friedens, der Freiheit und des Wohlstandes für nahezu 500 Millionen Menschen, von Skandinavien bis zum Schwarzen Meer, von der Ostgrenze Polens bis zur Westküste Irlands.

Das europäische Einigungswerk ist – trotz vieler Rückschläge, trotz oft unendlicher Mühen: Allein die Römischen Verträge wurden zwischen sechs Ländern 22 Monate lang verhandelt! – zu einer Erfolgsgeschichte ohne gleichen geworden.

Das ist für uns, das ist für die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Grund zur Dankbarkeit, übrigens auch Dankbarkeit gegenüber Gott. Und deswegen haben wir einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert und Fürbitten in den sechs Gründungssprachen vorgetragen. Es ist für uns Grund zur Freude und ein Grund zum Feiern – auch und gerade angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor denen die Europäische Union derzeit steht. Ich freue mich, dass Sie mit uns feiern! Ein herzliches Willkommen Ihnen allen!

Verständlicherweise gilt Ihnen, Frau Libeth Werhahn-Adenauer, der jüngsten Tochter Konrad Adenauers, ein besonderer Gruß. Seien Sie uns mit Ihrer Familie besonders herzlich willkommen!

Seit Anbeginn sind wir, ist die Konrad-Adenauer-Stiftung Wegbereiter und Wegbegleiter des europäischen Einigungsprozesses. „Die Konrad-Adenauer-Stiftung verfolgt auf christlich demokratischer Grundlage“ insbesondere den Zweck, „die europäische Einigung zu unterstützen.“ So steht es in unserer Satzung.

Paris und London gehören zu unseren ältesten Außenstellen. Brüssel ist unsere europapolitische Zentrale. Vor dem 1. Mai 2004 haben wir vor allem die zehn Beitrittskandidaten bei der Erfüllung der EU-Standards unterstützt und nehmen jetzt den Balkan verstärkt in unser Blickfeld. Wir sind in Bulgarien und Rumänien, den jüngsten Beitrittsländern, mit Außenstellen vertreten – ebenso in Sarajevo, Skopje, Belgrad und selbstverständlich in Zagreb.

Wir fördern rechtsstaatliche Strukturen, die Fortentwicklung einer sozial orientierten freiheitlichen Wirtschaftsordnung, die Gestaltung einer verantwortlichen freien Medienlandschaft – oder auf einen Begriff gebracht: Wir wollen den Annäherungsprozess der südosteuropäischen Völker an die Europäische Union mit voranbringen und so zu Stabilität und Frieden beitragen.

Mit unserem Engagement für und in Europa erfüllen wir das Vermächtnis unseres Namensgebers. Das Streben nach europäischer Einheit war die zentrale Triebfeder der Politik Konrad Adenauers. Sein Vorbild ist uns Auftrag und Verpflichtung – vor allem im „europäischen Jahr 2007“.

2007 jährt sich nicht nur die Unterzeichnung der Römischen Verträge zum 50. Mal, hat die Europäische Union seit dem 1. Januar mit Rumänien und Bulgarien zwei neue Mitglieder, ist der Euro in Slowenien offizielles Zahlungsmittel. 2007 ist für uns auch deshalb ein besonderes „europäisches Jahr“, weil christliche Politiker wieder an entscheidender Stelle für Europa Verantwortung tragen – so wie vor 50 Jahren, als christliche Demokraten den Grundstein für die europäische Einigung legten.

Die Präsidentin des Rates der Europäischen Union, der Präsident der Europäischen Kommission, der Präsident des Europäischen Parlaments – alle drei gehören der christlich demokratischen Familie an! Das ist nach 50 Jahren ein Grund, sich zu freuen und zu feiern. Eine einzigartige Konstellation mit großen Chancen – Chancen für uns, für die Europäische Union, für den europäischen Einigungsprozess! Chancen, die wir nutzen sollten.

Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung treffen sich die drei führenden Politiker der Europäischen Union im wiedervereinigten Berlin, um mit uns die Verdienste der christlichen Demokratie für das zusammenwachsende Europa zu würdigen, um gemeinsam darüber nachzudenken, welchen Beitrag christliche Demokraten für die Zukunft Europas leisten können: Frau Ratspräsidentin, Herr Kommissionspräsident, Herr Parlamentspräsident! Es ist mir eine große Ehre und Freude, Sie bei der Konrad-Adenauer-Stiftung begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen Angela Merkel! Herzlich willkommen José Manuel Barroso und Hans-Gert Pöttering!

„Es waren mutige … Christdemokraten“, sagen Sie, verehrter Herr Professor Pöttering, „die den Grundstein für unser europäisches Haus gelegt haben.“ In der Tat: Die christlich demokratische Bewegung war immer auch eine europäische Bewegung. Es waren christliche Demokraten, die die Einigung unseres Kontinents maßgeblich vorangetrieben haben – als Wertegemeinschaft, als bewussten Gegenentwurf zu den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts, die diesen Kontinent an den Rand des Abgrunds geführt hatten.

Für Robert Schuman, Alcide De Gasperi und Konrad Adenauer stand nie außer Frage: Das zu bauende Europa ist ein anderes Wort für Frieden, Frieden in dem von Brüderkriegen geschüttelten Kontinent.

Auf 50 Jahre europäische Integration zurückzuschauen, heißt, an die frühen christlich demokratischen Wegbereiter der Europäischen Union, heißt aber auch, an die Architekten der heutigen Union zu erinnern. Viele Namen aus fast allen Mitgliedstaaten wären in Dankbarkeit zu nennen. Ich nenne für sie alle: Helmut Kohl, den Ehrenbürger Europas. Ihm ging es in seinem politischen Leben um die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes, und es ging ihm ebenso um die Einigung unseres Kontinents. Er war immer überzeugt: Europa endet nicht am ehemaligen Eisernen Vorhang, der widernatürlichsten Grenze, die unser Kontinent je gesehen hat.

Frieden und Freiheit sind – Gott sei Dank – für die meisten in Europa zur Selbstverständlichkeit geworden. Europa ist Alltag geworden. Gerade deshalb müssen wir christliche Demokraten, wie Sie, sehr verehrte Angela Merkel, sagen: „Europa neu begründen.“ Wir müssen deutlich machen: Die europäische Idee ist nicht von gestern, sondern sie ist hochaktuell, weil sie Antworten auf die Probleme unserer Tage geben kann.

„In einer globalisierten Welt“, formulieren Sie, verehrter José Manuel Barroso zu Recht, „ist unser Projekt des Zusammenlebens mehr denn je erforderlich.“ Nur gemeinsam, als Europäer, als Europäische Union bestehen wir die Herausforderungen der Zukunft, findet unsere Stimme Gehör in der Welt.

Auf diesem Weg können uns die christlich demokratischen Gründerväter Europas Vorbild sein. Mit Elan und Tatkraft haben sie Situationen gemeistert, vor denen sich unsere Sorgen und Nöte nicht mehr ganz so unüberwindbar ausnehmen, wie wir oft meinen. Ihr visionärer Realismus sollte uns auch heute Anspruch und Ansporn sein. Von Konrad Adenauer – man darf ihn, den „leidenschaftlichen Europäer“ (Paul Henri Spaak), heute Nachmittag zwei Mal zitieren – stammt der Satz: „Eine große Vergangenheit verpflichtet, sie verpflichtet zum Streben nach gleich großer Zukunft.“ Die europäische Einigung war und ist eine Jahrhundertvision! Lassen Sie uns als christliche Demokraten gemeinsam daran arbeiten, das europäische Einigungswerk zu vollenden. Ein tragfähiges Fundament ist gelegt, jetzt ist es an uns, das europäische Haus wetterfest zu machen!

Wir haben mit Bedacht junge Menschen, die Schöneberger Sängerknaben, gebeten, den Anfang dieser Feier musikalisch zu gestalten. Sie haben gesungen „Wir leben gern in Europa und glauben an Frieden in dieser unserer Welt. Es ist unser Ziel und Hoffnung, dass ihn Europa uns erhält.“

Heute geht es um die Zukunft der Kinder aus der Generation der Schöneberger Sängerknaben. Ihretwegen wollen wir uns für Europa engagieren.

Herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind!

Frau Bundeskanzlerin, Sie haben das Wort.

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