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Veranstaltungsberichte

Schaffung von Arbeitsplätzen wichtiger als Verbesserung der Infrastruktur

Auftaktveranstaltung mit Afrobaromètre: Studienvorstellung

Am Dienstag, dem 26. Juni 2018, organisierte das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung im Senegal eine erste gemeinsame Veranstaltung mit Afrobaromètre. Bei der Veranstaltung, an der Vertreter aus Ministerien, Journalisten, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft teilnahmen, wurden die neuesten Studienergebnisse der beteiligten Forscher zum Thema „Öffentliche Politik und die Prioritäten der Bürger im Senegal“ vorgestellt.

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Die Studie fand im Jahr vor den Präsidentschafts- und Kommunalwahlen 2019 großes Interesse und wird in den kommenden Wochen von Vertretern des Netzwerks Afrobaromètre an Entscheidungsträger im ganzen Land verteilt.

51 Prozent der Befragten der Studie lebten in städtischen und 49 Prozent in ländlichen Regionen. 46 Prozent der Befragten verfügen über keinerlei formelle Bildung, 18 Prozent über eine Grundschul-, und 25 Prozent über ein weiterführendes Bildungsniveau. 11 Prozent der Befragten verfügen über einen höheren Bildungsabschluss. Die Befragten waren je zu 50 Prozent Männer und Frauen.

Die wichtigsten Ergebnisse der 2017 durchgeführten repräsentativen Befragung sind: In allen Regionen Senegals ist eine Mehrheit der Befragten davon überzeugt, dass die durchgeführten Projekte der Regierung wichtig sind. Allerdings gibt es abhängig von den Projekten unterschiedliche Priorisierungen in der Bevölkerung. Regierungsvorhaben wie die Elektrifizierung des ländlichen Raums oder die Beschaffung von Materialien zur Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, v.a. für Frauen, werden ebenso wie der Ausbau des Gesundheitssystems (allgemeine Krankenversicherung und Unterstützungshilfen für Familien) als sehr wichtig bewertet. Großprojekte der Regierung, wie die Eröffnung des neuen Flughafens Blaise Diagne im Dezember 2017 sowie der Bau der neuen Autobahnstrecke Ila Touba oder der Bau der Regionalzugverbindung TER zwischen Dakar und dem neuen Flughafen werden von den Befragten als weniger wichtig erachtet.

81 Prozent der Befragten gaben an, dass der Bau von Straßen in ländlichen Regionen weniger wichtig für sie sei, lediglich 4 Prozent gaben dies als eine sehr hohe Priorität an – für 13 Prozent ist es immerhin ausreichend wichtig. Die Eröffnung des neuen Flughafens von Dakar (der weit außerhalb der Stadt gelegen ist) nimmt nur für 19 Prozent der Befragten eine sehr wichtige Priorität ein, 48 Prozent finden diese Neueröffnung überhaupt nicht wichtig. 30 Prozent finden, dass der Bau ausreichend wichtig ist. Den Bau der Autobahn nach Touba, eine von der Bruderschaft der Muriden quasi autonom verwaltete Stadt, erachten immerhin 29 Prozent der Befragten als sehr wichtig, 32 Prozent halten den Bau der Regionalbahnstrecke TER für sehr wichtig. 40 Prozent der Befragten halten hingegen die Autobahnstrecke Ila Touba und 36 Prozent den TER für überhaupt nicht wichtig.

Die großen Infrastrukturprojekte der Regierung stoßen bei der Mehrheit der Befragten 2017 auf keine große Zustimmung. Zu sehr scheinen die Befragten davon überzeugt zu sein, dass vor dem Ausbau der Infrastruktur elementare Facetten ihres Alltags verbessert werden müssten, insbesondere die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssystems.

Auf die Frage antwortend, welches die größten Probleme Senegals seien und welche Reformen die Regierung angehen sollte, antworteten die Befragten wie folgt: 44 Prozent der Befragten halten die hohe Arbeitslosigkeit für das größte Problem des Landes. An zweiter Stelle wird das verbesserungswürdige Gesundheitssystem (33 Prozent) und an dritter Stelle die Ernährungsunsicherheit (22 Prozent) genannt. Weitere Problemfelder des Landes, denen sich die Regierung nach Ansicht der Befragten stärker widmen solle, sind: Bildung (21 Prozent), Wasserversorgung (19 Prozent) und soziale Ausgrenzung bzw. Armut (20 Prozent).

Interessant ist auch die Ansicht der Befragten auf die Frage, welche Gründe die Regierung in den letzten Jahren dazu veranlasste, landesweit verstärkt religiöse Stätten zu bauen bzw. finanziell zu fördern. 35 Prozent der Befragten gaben an, dass die Regierung damit das Ziel verfolge, eine Verbesserung der Bedingungen zur religiösen Ausübung zu gewährleisten Immerhin 31 Prozent glauben, dass der Staat somit seine Beziehungen zu den einflussreichen religiösen Gruppierungen des Landes verbessern wolle. 27 Prozent gaben an, dass sich die religiösen Anführer des Landes hierdurch bereitwillig politisch instrumentalisieren ließen. Diese Ergebnisse sind besonders interessant, da seit einigen Jahren eine öffentliche Diskussion darüber beginnt, wie säkular die westafrikanische Präsidialrepublik inzwischen noch tatsächlich ist. Die Rolle der traditionell einflussreichen muslimischen Bruderschaften nimmt im Senegal politisch und wirtschaftlich seit Jahren weiter zu.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Mehrzahl der Befragten die Regierungsvorhaben unterstützen und als wichtig erachten, allerdings bei der Priorisierung andere Schwerpunkte als die Regierung setzen. Während die Regierung des Staatspräsidenten Macky Sall stark auf die Förderung von Infrastrukturprojekten setzt, ist für die Bevölkerung die Verbesserung ihrer persönlichen Alltagssituation entscheidender. Die Reduzierung von Arbeitslosigkeit und die Verbesserung der Versorgungssituation sowie des Gesundheitssystems werden als wichtiger bewertet, als der Ausbau von Straßen oder die Eröffnung eines Flughafens.

Diese Ergebnisse sind im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 24. Februar 2019 wichtige Stimmungsmesser – zumal der Präsident einen stark auf seine Erfolge im Infrastrukturbereich ausgerichteten Vorwahlkampf betreibt.

Das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung im Senegal möchte zukünftig verstärkt mit dem Netzwerk anerkannter Wissenschaftler zusammen arbeiten, da Afrobaromètre als das wichtigste datenbasierte Forschungsnetzwerk auf dem afrikanischen Kontinent gilt. Im Mittelpunkt steht dabei der Anspruch der Forscher, eine unabhängige und datenbasierte Grundlage über unter-schiedliche Einstellungen der afrikanischen Bevölkerung zu gesellschaftlichen Themen zur Verfügung zu stellen.

Weitere Informationen unter: http://www.afrobarometer.org/

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Dr. Thomas Volk

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